Stattliche 1215 Bürgerinnen und Bürger im Markt Zell lehnen die vom Marktgemeinderat beschlossene Überarbeitung und Erweiterung des Flächennutzungsplanes ab. In der Relation betrachtet, bedeutet diese große Anzahl einen bemerkenswerten Anteil von 36,99 Prozent der 3284 örtlichen Wahlberechtigten. Gleichzeitig verdeutlicht dies auch, welcher Stellenwert der geplanten Erweiterung des Flächennutzungsplanes (FNP) in der Bevölkerung zukommt. Innerhalb von drei Wochen waren die Unterschriften von Mitgliedern der Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN) bei Hausbesuchen sowie an einem zweimal aufgebauten Info-Stand gesammelt worden. Bürgermeisterin Anita Feuerbach (CSU/Freier Zeller Bürger) erklärte bei der Übergabe der Unterschriften durch Vertreter der BN-Ortsgruppe, die Listen durch den Marktgemeinderat abwägen lassen zu wollen.
Die enorme Resonanz aus der Bevölkerung, samt der zur Begründung vorgebrachten zusätzlichen 208 persönlichen Eingaben, war selbst für BN-Vorsitzenden Norbert Hermann und dessen Stellvertreter Winfried Popp überraschend. Weitere 144 Bürger nutzten die vom BN vorgeschlagenen Einwände unverändert. Und nicht zuletzt waren es nochmals 64 Bürger, die darüber hinaus eigene Vorschläge formulierten.
Ziel der Marktgemeinde ist eine Erweiterung des Flächennutzungsplanes um 7,35 Hektar, die zur Wohnbebauung vorgesehen sind. Für den BN stehe dies im Widerspruch zum Naturschutz, zu notwendigen Frischluftschneisen, dem Klimawandel und dem Wasserschutz, so Herrmann. Bei der Übergabe der Unterschriftenlisten äußerte Bürgermeisterin Anita Feuerbach (CSU/Freier Zeller Bürger), dass "damit lediglich Entwicklungsperspektiven für die nächsten Generationen" aufgezeigt werden sollen. Das bedeute aber nicht, dass im gesamten Bereich auch gebaut werde. Sie selbst sei für eine moderate Entwicklung, möchte sich aber niemals vorwerfen lassen, die Entwicklung verschlafen zu haben, betonte Feuerbach.
Nach Überzeugung des BN ist die vom Marktgemeinderat gewünschte Steigerung der Bevölkerungszahl von 330 Neubürgern ohne weiteren Flächenverbrauch allein durch eine Innenentwicklung zu realisieren. Gleichzeitig fordert der BN hierbei einen Verzicht des schon im alten Flächennutzungsplan erklärten Baugebiets "Am Brückle". Als besonders bedrohlich empfindet der BN in Übereinstimmung mit vielen Bürgern die aus der FNP-Erweiterung entstehende zusätzliche Verkehrsbelastung und unzureichende Infrastruktur.
In einer der Redaktion vorliegenden Erklärung widerspricht auch die Gruppierung "Zeller Mitte - Freie Wähler e. V." (Zeller Mitte) den Zielsetzungen des neuen FNP. Deshalb fordert auch die "Zeller Mitte" vom Marktgemeinderat eine Überarbeitung. Ihre Ablehnung begründet sie damit, dass der vorliegende FNP-Entwurf der Initiative der neuen bayerischen Staatsregierung nach einer Innenortsentwicklung statt neuen Flächenverbrauchs entgegensteht. Wie die BN-Ortsgruppe fordert auch die "Zeller Mitte" nachdrücklich "aus ökologischen Gründen vor allem die Flächen am so genannten "Brückle" zu streichen". Mit ihren Forderungen sehen sich die BN-Ortsgruppe und "Zeller Mitte" in Übereinstimmung mit den erfolgten Stellungnahmen der übergeordneten Behörden, Regierung von Unterfranken und Amt für Ländliche Entwicklung (ALE).
Aus der überwältigenden Resonanz der Unterschriftenaktion erwartet die BN-Ortsgruppe, dass den Forderungen der Bürger durch den Marktgemeinderat Rechnung getragen wird. Im Ergebnis sollte sich daraus ein Verzicht auf die vorgesehenen Neubaugebiete inklusive der bereits vorgesehenen Fläche "Am Brückle" ergeben. Gleichzeitig fordert der BN, innerhalb der ILE Main-Wein-Garten eine Beteiligung an einem Projekt zur Innenentwicklung und Flächenmanagement.
Bei der Übergabe der Unterschriften räumte Feuerbach ein, ebenfalls den Gedanken einer Unterschriftenaktion pro Flächennutzungsplan gehegt zu haben. Weil sie selbst Flächen in dem betreffenden Bereich besitzt, sei ihr aber davon abgeraten worden, verdeutlichte Feuerbach. Darüber hinaus verwies die Bürgermeisterin darauf, dass bei der Ausarbeitung des Flächennutzungsplanes der Zeitraum von 2001 bis 2016 als Entwicklungsprognose zugrunde lag. Stattdessen war laut einer Feststellung des Planungsbüros "eine Erhebung über einen Zeitraum von zwanzig Jahren nicht durchgeführt worden, um so die Zeiten des starken Bevölkerungszuwachses auszuklammern."