Der Bildhauer Arthur Schleglmünig, 1863 in der Würzburger Semmelstraße zur Welt gekommen, war laut Würzburg-Kenner Willi Dürrnagel „eine der markantesten Künstlerpersönlichkeiten des alten Würzburg“. Schleglmünig, unter anderem Schöpfer des „Ruschkewitz-Brunnens“ im Ringpark, erlebte die Bombennacht des 16. März 1945 in seinem Haus in der Nähe der Sanderstraße mit. Über seine Erlebnisse fertigte er einen achtseitigen Bericht an, der hier auszugsweise veröffentlicht wird.
„Trotz Alarm habe ich den ganzen Tag gearbeitet. (. . .) Bevor wir in den Keller rannten, sahen wir, dass Würzburg taghell erleuchtet war. Um Würzburg herum fielen viele Leuchtschirme langsam zur Erde herunter und dann ging ein grauenvoller Bombenhagel nieder. Meinem Haus gegenüber schlug ein Volltreffer ein und zerschlug das Haus bis zum Keller hinunter. In diesem Hause wäre kein Bewohner mit dem Leben davon gekommen, wenn sie vorher nicht alle, auch der Hausherr Bäckermeister Josef Schleretz, geflüchtet wären.
Als der erste Treffer niederging, schwankte mein Haus wie ein Baum, alle Kellerfenster sprangen auf, auch die eisernen Fenstertüren. Dann kam Schlag auf Schlag. Fürchterlich war das. Eine Staubwolke schlug zu den Fenstern hinein, und da merkte ich auch gleich, dass Schwefel und Phosphor dabei war. (. . .)
Als wir dann in den Keller hinunterschauten, sahen wir, dass der brennende Schwefel zur Stiege hinunterlief. O weh, da vorne liegen Wäsche und Kleider. Also stiegen wir wieder in den Keller hinunter und trugen von dort Kleider und Wäsche hinaus. (. . .) Als wir wieder oben im Waschhaus waren, brannte auch dieses. Also hinaus mit dem Zeug in den Garten. Aber auch die Bäume, die Büsche, alles, alles brannte. Wir flüchteten nun in den Garten und konnten nicht mehr hinaus. Die rote Löwengasse (Rotlöwengasse – d. Red.) brannte, zur Haustüre konnten wir nicht mehr hinaus, da brannte alles fürchterlich. Zur Autohalle hätten wir noch zur Sanderstraße hinauskommen können, aber das Auto und die Autohalle brannte wie die Hölle. Was nun, wir waren eingeschlossen, und was wir retten wollten, brannte schon.
Wir legten uns nun auf den Boden hinter der Gartenmauer, die entlang der roten Löwengasse unseren Garten einfasste – eine hohe Mauer – und deckten uns mit meinem schweren Mantel zu. Vor Rauch, Staub und Hitze hatten wir fast keine Lebensmöglichkeit. Jetzt brannte auch mein Mantel, dann mein Rock, meine Weste. Heraus mit dem Zeug. Hier mussten wir unbedingt hinaus, es war höchste Zeit.
Meine Tochter Anna war ein Held. Das kleine, schwache Ding rannte voraus, ich konnte nicht gleich folgen. Durch das fast eine Stunde lang Zusammenkauern am Boden war ich ganz steif geworden, aber meine Tochter Anna ließ nicht locker, und so flüchteten wir zur brennenden Autohalle hinaus auf die Straße. Davor stand ein Schutzmann und mein Nachbar Maul. Diese konnten gar nicht glauben, dass aus diesem Feuermeer noch irgend jemand lebend durchgekommen war. Doch wir kamen mit Gottes Hilfe heraus. (. . .)
Wir setzten uns auf eine Bank im Ringpark. Aber auch da war es unleidlich kalt. Da sahen wir Männer und Frauen auf das Studentenheim zulaufen, und da liefen wir mit. Das Haus stand noch, und wir waren somit fürs erste geborgen.“
Arthur Schleglmünig war wie viele Würzburger „ausgebombt“. Er fand eine vorübergehende Bleibe in Rothenfels, kehrte aber noch Ende der 1940er Jahre nach Würzburg zurück, wo er bis zu seinem Tod 1956 lebte.