Zu Beginn unseres Jahrhunderts war der Würzburger Bildhauer Arthur Schleglmünig (1863 bis 1956) ein gefragter Künstler. Sein Name war bekannt, in Unterfranken und besonders im Raum Würzburg hatte er zahlreiche Plastiken geschaffen.
Auch im Landkreis Kitzingen findet sich ein Zeugnis seines Wirkens. In der Pfarrkirche von Biebelried, die vor allem durch die Riemenschneider-Figur des Christus-Salvator bekannt ist, schuf Schleglmünig den Altar und eine Relief-Folge mit der Darstellung des Leidensweges. Als im Mai dieses Jahres in der MAIN-POST-Serie "Meine Straße" auch über die Pfarrkirche berichtet wurde, war die Urheberschaft Schlegelmünigs an den Kunstwerken zwar bekannt - doch biographische Daten oder sonstige Fakten aus seinem Leben und Schaffen fehlten.
Jetzt fiel dem Autor dieses Beitrags durch Zufall eine umfangreiche und zudem höchst seltene Bildmappe mit Werken des Künstlers in die Hand. Das 1912 im Nürnberger Verlag Ratz erschiene Druckwerk mit dem Titel "Schleglmünig: Plastik in Unterfranken. Arbeiten eines Würzburger Künstlers unserer Tage" bietet einen interessanten Querschnitt durch das Werk des damals 49-Jährigen und macht vor allem eines deutlich: Arthur Schleglmünig war ein vielbeschäftigter Künstler, er war sozusagen "gut im Geschäft".
Nicht weniger wertvoll als die 40 Bild-Blätter ist ein ebenfalls beigefügter Beitrag über das Leben des Künstlers. Darin wird Schleglmünig bescheinigt, sich seine Stellung im damaligen Kunstbetrieb vollständig selbst und vor allem hart erarbeitet zu haben: "Nur die Anlage gab ihm die Natur mit. Alles andere musste er sich selbst erkämpfen, die Ausbildung wie den Erfolg." In einem MAIN-POST-Beitrag von 1963 weiß der Würzburger Maler Heiner Dikreiter Details aus der schweren Kindheit Schleglmünigs zu berichten: "Knapp neun Jahre war er alt, als sein Vater nach zweijähriger, bettlägerischer Krankheit aus dem Leben schied, und als man von der Beisetzung nach Hause kam, hatte auch Arthurs einjähriges, krankes Brüderlein den letzten Atemzug getan."
Ein Lehrer hatte dann die Anlagen des Knaben für das Zeichnen entdeckt, und so kam er zu einem Grabstein-Bildhauer in die Lehre. "Viel Arbeit und noch größerer Hunger waren sein ständiger Begleiter", heißt es in der biographischen Skizze von 1912. Nach beendeter Lehrzeit ergriff Schleglmünig 1879 den Wanderstab, um als Geselle Deutschlands Länder zu durchstreifen. An eine Mitarbeit im Atelier des Würzburger Bildhauers Behrens schloss sich ein mehrjähriger Aufenthalt in Amerika an. In Chicago arbeitete Schleglmünig u.a. im Auftrag der damaligen Weltausstellung.
1894 eröffnete er dann, wieder daheim in Würzburg, eine eigene Werkstatt und wandte sich vor allem dem Kunsthandwerk zu. Seitdem entstanden von seiner Hand zahllose Grabdenkmäler, Dekorationen aus Stein und Holz an Kirchen und Profanbauten - und eben auch Altäre. In Würzburg gehören der Rosenkranz-Altar in der Adalbero-Kirche und die vier Propheten am Aufgang zum Käppele zu seinen wichtigsten Arbeiten. Die Arbeiten in Biebelried entstanden wohl um 1903.
Der Bildhauer trat aber auch als Restaurator hervor. So renovierte er in Würzburg die Putten im Hofgarten und die Figuren am Vierröhren-Brunnen. Arthur Schleglmünig starb hochbetagt 1956 in Würzburg.
Bleibt die Frage, warum bei der großen Produktivität der Name des Künstlers heute nur noch Insidern geläufig ist. Selbst im Würzburger Diözesan-Archiv hat man auf Anfrage der MAIN-POST zunächst Schwierigkeiten, etwas mit dem Namen "Schleglmünig" anzufangen. Doch dann findet sich tatsächlich eine ganze Reihe alter Zeitungsartikel aus "Würzburger General-Anzeiger" und "MAIN-POST", die sich bis in die 50-er Jahre mit Leben und Werk des Bildhauers befassen.
Womöglich war es Schleglmünigs Hinwendung von der "hohen Kunst" zum Kunsthandwerk, die ihn heute weitgehend in Vergessenheit geraten ließen. Beim Anblick des Altars und der Reliefs in der Biebelrieder Kirche lohnt es jedoch, sich seiner zu erinnern.