
Sie hat einen gruseligen Namen, ist ziemlich groß und auch in Unterfranken immer häufiger anzutreffen: Die aus Südeuropa stammende Nosferatu-Spinne ist auf dem Vormarsch, der Klimawandel begünstigt ihre Verbreitung. Sie zählt zu den Giftspinnen, doch ist sie für den Menschen auch gefährlich?
Was Sie über das Tier wissen sollten.
Woran erkenne ich eine Nosferatu-Spinne?
Die Nosferatu-Spinne zählt zu den größten in Deutschland vorkommenden Spinnenarten. An diesen vier Merkmalen können Sie sie erkennen:
- haarig und gelbbraun gefärbt mit auffälligem Muster
- Körper misst bis zu 2 Zentimeter
- Beinspannweite beträgt bis zu 6 Zentimeter
- baut keine Netze, sondern verfolgt ihre Beute auf dem Boden oder an der Wand und kann sich sogar an Glasscheiben heften
Woher hat die Nosferatu-Spinne ihren Namen?
Der Körper der Spinne hat auffällige dunkle Markierungen. Diese Musterungen erinnern an das Gesicht des Vampirs Nosferatu aus dem Stummfilmklassiker "Nosferatu – eine Symphonie des Grauens" von 1922. Deshalb wird die Spinne so genannt.
Ist sie für den Menschen gefährlich?
Auch wenn die Nosferatu-Spinne, wie die allermeisten Arten, zu den Giftspinnen zählt: "Sie ist nicht so gefährlich wie sie klingt", sagt Jean-Léonard Stör. Der 24-Jährige ist Masterstudent am Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie der Universität Würzburg und befasst sich intensiv mit Spinnen.

Fühlt sie sich bedroht, kann die Nosferatu-Spinne zwar als eine der wenigen Arten in Deutschland auch durch die menschliche Haut beißen. Dies kann schmerzhaft sein, vergleichbar einem Wespen- oder Bienenstich, mit einem Brennen und leichter Schwellung. Das Gift sei für den Menschen aber ungefährlich, sagt Stör. Er hält die Nosferatu-Spinne grundsätzlich für eher "bissfaul". Allergische Reaktionen auf einen Biss sind bisher nicht bekannt.
Wo kommt die Nosferatu-Spinne vor?
Die aus dem westlichen Mittelmeerraum eingewanderte Spinne wurde 2005 erstmals in Deutschland gesichtet: in Freiburg im Breisgau. 2015 gab es die erste Meldung für Bayern, in Schweinfurt. In den vergangenen Jahren gab es dann deutschlandweit immer mehr Meldungen. Laut Naturschutzbund waren es zuletzt bereits mehr als 30.000. In Bayern gilt die Nosferatu-Spinne mittlerweile als "mäßig häufig".
Anzutreffen sei die Spinne mit dem zoologischen Namen Zoropsis spinimana vor allem in Häusern und weniger in der freien Natur, "weil sie mit dem Klima draußen nicht zurechtkommt", sagt Stör. Draußen könne sie den Winter nicht überleben und suche deshalb Schutz in Kellerräumen oder hinter Schränken. Im Gegensatz zu heimischen Spinnen bleibe sie selbst dann im Haus, wenn es draußen wieder wärmer wird, sagt der Biologe.
Welche Rolle spielt der Klimawandel für die Ausbreitung?
Die Nosferatu-Spinne, davon ist Experte Stör überzeugt, verbreitet sich überwiegend durch menschlichen Transport – also über Reisegepäck, bei Umzügen oder durch sonstigen Warentransport. Deshalb gibt es die meisten Nachweise in Unterfranken derzeit in den größeren Städten Würzburg, Schweinfurt und Aschaffenburg, wo viel Menschen leben und viele Umzüge stattfinden.
Stör zufolge ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Nosferatu überall in der Region verbreitet habe. Die Klimaverschiebung sei zwar nicht ursächlich, begünstige aber die Einwanderung neuer Spinnenarten: Sie könnten in zunehmend milden Winter auch leichter außerhalb von Häusern überleben.

Nosferatu-Spinne im Haus: Was mache ich?
Grundsätzlich gilt: Eine Nosferatu-Spinne im Haus hat ihr Gutes, schließlich jagt sie Schädlinge wie Schaben, Kakerlaken oder Heimchen. Wer sie dennoch nicht als Mitbewohnerin haben will, sollte das Tier mit einem Glas und einem Stück Papier fangen und ins Freie transportieren – am besten mit Handschuhen, um sich vor einem möglichen Biss zu schützen.
Richten sich weitere invasive Spinnenarten bei uns ein?
Schon seit Jahrzehnten ist bei uns die Speispinne heimisch, sie stammt ebenfalls aus dem Mittelmeerraum – sie speit ihre giftigen Fäden auf die Beute, daher der Name. Eine andere ist die Große Zitterspinne, zu finden in Zimmerecken und Kellern. Auch sie wurde laut Stör durch Transporte nach Deutschland eingeschleppt und kommt mittlerweile weltweit vor.
Der Trend einer solchen Verbreitung über die Alpen wird nach Einschätzung des Experten bedingt durch hohe Mobilität und Warenverkehr weiter zunehmen. Dann könnten sich auch die für den Menschen gefährliche Violinspinne oder Braune und Schwarze Witwen bei uns durchsetzen, sagt Stör: "Das ist nur eine Frage der Zeit."
Jeder Landwirt weiss doch, wie Neozoen und Neopythen seit vielen hundert Jahren neue Regionen besiedeln.
Das sind meist keine Viren, wie bei Corona, und am wenigsten reisen diese Organismen im Reisegepäck mit.
Sie verbreiten sich über landwirtschaftlich veranlasste Transporte unserer Discounter, oft über Kontinente.
Zur Bekämpfung von importierten Schadorganismen müssen in Europa aktuell die meisten Pflanzenschutzmittel angewendet werden.
In den USA, Australien und vielen anderen Ländern hat sich das Bild früher ähnlich gestaltet, wobei deren Politik daraus gelernt hat, und die ins Land gebrachten Güter penibel auf Schadorganismen untersucht werden.
gez. R.König