Innenspiegel, Außenspiegel, Blinker, Schulterblick. Ein Mantra, das Fahrlehrer seit jeher rauf und runter beten. Manches ändert sich eben nie, anderes ist im Wandel. So ist die Durchfallquote der Fahranfänger bei den Prüfungen zuletzt deutlich angestiegen. Gerade im theoretischen Test schneiden die Schüler laut Vincenzo Lucà, Pressesprecher vom TÜV Süd, immer schlechter ab. Zudem steigen die Kosten für den Führerschein. Wer jetzt die Fahrerlaubnis erhalten will, zahlt laut einer Umfrage des ADAC zwischen 2500 und 3500 Euro. Die Gründe dafür sind vielfältig.
"Die Energiekosten und die Lohnkosten sind gestiegen", sagt Schorsch Meier, dritter Vorsitzender des Landesverbands Bayerischer Fahrlehrer. Zudem gebe es einen Fahrlehrermangel. "Das macht die Sache nicht so einfach." Aufgrund der Preissteigerungen können laut der Umfrage des ADAC immer weniger Fahranfänger den Führerschein selbst zahlen. Vor drei bis vier Jahren habe der Anteil noch bei 47 Prozent gelegen. Mittlerweile seien es nur noch 22 Prozent, die den Führerschein aus eigener Tasche finanzieren.
Teurer Führerschein: Durchfallen erhöht die Kosten
Neben der Inflation gibt es laut der Umfrage noch einen weiteren Faktor, der den Preis des Führerscheins in die Höhe treibt: die Anzahl der Fahrstunden. Zusätzlich zu den zwölf Pflicht-Sonderfahrten benötigten 42 Prozent der Befragten bis zu 20 Fahrstunden. Bei etwa einem Drittel waren bis zu 40 Fahrstunden nötig. Und eine Fahrstunde kann laut Katharina Lucà, Unternehmenssprecherin des ADAC, bis zu 77 Euro kosten. Zudem steigen die Durchfallquoten. Bei der theoretischen Prüfung hebt ein Nichtbestehen die Kosten noch nicht enorm. Bei der praktischen Prüfung sieht es anders aus.
38,4 Prozent seien 2022 durch die theoretische Prüfung gefallen, sagt Vincenzo Lucà vom TÜV Süd. Zum Vergleich: 2006 seien es 26 Prozent gewesen. Bei der praktischen Prüfung seien 26,5 Prozent durchgerasselt. "Ältere Bewerber treiben die Quoten hoch." Durch Zuzug aus dem Ausland gebe es mehr Bewerber, die schon einen Führerschein in ihrem Herkunftsland gemacht haben. In Deutschland sei dieser aber oft nicht gültig. Sie unterschätzten manchmal die Prüfungen. "Viele denken, sie können ja schon Auto fahren", sagt Lucà.
Der Verkehr ist komplexer geworden
Zwar werde zum Beispiel die theoretische Prüfung auch in verschiedenen Sprachen angeboten, "eine Sprachbarriere ist aber immer ein Problem", sagt Schorsch Meier. Eine komplexe Verkehrssituation zu erklären sei dann schwierig. Auch die Mentalität dieser Menschen sei zum Teil eine andere. Meier beschreibt die Denkweise wie folgt: Solange kein Unfall gebaut wird, ist alles gut.
Zudem wollen laut Vincenzo Lucà auch mehr Menschen, die zuvor mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren sind, einen Führerschein machen. Denn während der Corona-Pandemie war das Fahren mit Bus und Bahn zum Teil gar nicht oder nur mit Maske möglich. "Manche hatten auch Angst vor Ansteckung", sagt Lucà. Auch bei dieser Gruppe, die hauptsächlich zwischen 25 und 30 Jahren alt ist, sei die Durchfallquote höher. "Das Lernen fällt diesen Menschen dann auch schwerer", sagt er.
Ein weiterer Grund für die steigende Durchfallquote: "Der Verkehr und die Fahrzeuge sind komplexer geworden", sagt Katharina Lucà vom ADAC. Es gebe mehr Fahrzeuge, viele Straßen sind mittlerweile mehrspurig. E-Roller, Elektrofahrräder und Fahrradstreifen spielen laut Vincenzo Lucà auch eine Rolle. "Das Verhalten im Verkehr hat sich verschlechtert", sagt Schorsch Meier zudem. Sein Fahrschulauto werde immer wieder leichtfertig überholt. Wenn sein Fahrschüler bei einem Stopp-Schild anhält, wie es sich gehört, werde er zum Teil angehupt.
Führerschein machen: je früher, desto besser
Zugute kommen den Fahrschülern laut Katharina Lucà auf der anderen Seite die modernen Lernmittel. "Das Lernen ist leichter geworden", sagt sie. Mit Apps und Fahrsimulatoren können sich die Fahranfänger gut auf die Prüfungen vorbereiten. Zudem klappe das Fahren mit gewissen Assistenzsystemen besser, sagt Vincenzo Lucà vom TÜV Süd. Tempomat und Abstandsregler seien eine echte Hilfe und auch bei Prüfungen zugelassen.
Den Führerschein so früh wie möglich machen ist laut Katharina Lucà vom ADAC von Vorteil. "Umso eher man am Straßenverkehr teilnimmt, desto besser", sagt sie. Übung sei beim Fahren besonders wichtig. Deshalb sollte man laut Fahrlehrer Meier auch nicht an Fahrstunden sparen. "Lieber zwei Fahrstunden mehr machen. Das ist billiger als eine zweite Prüfung." Er rät, dem Fahrlehrer zu vertrauen, denn dieser handle im Interesse der Verkehrssicherheit. "Wir sitzen alle in einem Boot. Ein Fehler kann gravierende Folgen haben", sagt Meier. Es gebe talentierte und weniger talentierte Fahrschüler. "Aber es ist alles zum Erlernen."