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WÜRZBURG
Betrug: Würzburger Schönheitschirurg seit heute vor Gericht
Der Würzburger Schönheitschirurg am Donnerstagvormittag vor Gericht.
Foto: Manfred Schweidler | Der Würzburger Schönheitschirurg am Donnerstagvormittag vor Gericht.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 11.12.2019 14:35 Uhr

Ein bekannter Würzburger Schönheitschirurg muss sich ab dem heutigen Donnerstag, 5. Oktober, wegen dubioser Finanzgeschäfte vor Gericht verantworten. Der Arzt glänzte nach außen durch großzügige Feiern. Diese finanzierte er aber – wenn man den Ermittlungen glauben darf – zunehmend auf Pump von Freunden.

Der Chirurg konnte sehr überzeugend sein

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Chirurgen 19 Fälle des Betruges, zwei weitere Versuche, Urkundenfälschung und Insolvenzverschleppung vor. Rund vier Millionen Euro soll er sich dabei erschlichen haben. „Er hat vermögenden Bekannten und Kollegen abenteuerliche Geschichten erzählt, um zu Geld zu kommen – und er konnte dabei sehr überzeugend sein“, sagt ein mit den Ermittlungen Vertrauter.

Gefälschte Bankunterlagen und erfundene Geschichten

Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Würzburg spricht von immer verzweifelteren Versuchen des Mediziners, durch Betrug an Millionen zu kommen. Unter anderem durch laienhafte Fälschungen von Bankunterlagen und Fantasieprojekten. Einen Gläubiger täuschte er mit der erfundenen Geschichte, er habe das Patent auf eine Antikörperbehandlung, mit der er derzeit Millionen verdiene.

Einem anderen erzählte er, er brauche Geld für ein Projekt der Krebs-Prävention und Zellauffrischung.

Obwohl der Mediziner mit der nachgebesserten Schönheit gute legale Geschäfte machte, geriet er immer tiefer in die Schuldenfalle: Eine geplante Münchner Schönheitsklinik für 20 Millionen Euro und sein aufwändiger Lebensstil mit Partys für Freunde sorgten dafür, dass er mehr Geld brauchte als er verdiente.

Freunde und Angestellte fühlen sich betrogen

Nach Informationen dieser Redaktion ergaben die Ermittlungen von Kripo und Staatsanwaltschaft, dass der Arzt bereits 2012 in eine wirtschaftliche Schieflage geraten sei, sein Partyleben aber noch jahrelang fortsetzte. Getäuscht fühlen sich jene Freunde und Investoren, von denen er sich fünf- bis siebenstellige Beträge lieh – ohne sie zurückzuzahlen. Betrogen fühlen sich auch Angestellte des Arztes, die er auf ihre Löhne warten ließ.

Vorgetäuschtes Vermögen in Millionenhöhe

Offenbar fälschte der Doktor Bankunterlagen, um seinen Geldgebern den Besitz eines hohen Vermögens vorzutäuschen. Dieser Redaktion liegt beispielsweise ein Bankauszug des Doktors in Kopie vor, der ein angeblich vorhandenes Vermögen von fast zehn Millionen Euro vortäuscht, um damit ein paar Hunderttausend bei einer Frankfurter Kollegin zu leihen. Die Kollegin lieh dem Arzt jedoch nichts.

Erfolgreicher war er bei einem Liechtensteiner Treuhänder, der mit dem Doktor in einer Stiftung junge Musiker förderte, darunter auch die Tochter des Treuhänders. Ihm täuschte der Würzburger Schönheitschirurg 2013 ein Guthaben von 16 Millionen auf einer Bank in Hongkong und weitere 4,6 Millionen in Würzburg vor. Daraufhin überwies ihm der Liechtensteiner, der ihm zuvor schon 1,5 Millionen Euro gegeben hatte, noch einmal zwei Millionen auf ein Bankkonto in Kuala Lumpur, Malaysia.

Der Angeklagte umgab sich gerne mit einflussreichen Personen

Die Schulden des Schönheitschirurgen bei Freunden, Kollegen und namhaften Gesellschaftsvertretern in Mainfranken sollen nach Angaben aus seinem Umfeld weit höher als die strafrechtlich relevanten vier Millionen sein. Manche, die dem Chirurgen Geld geliehen hatten, schwiegen aus Scham. Ansonsten müssten sie dem Finanzamt erklären, woher das Geld stammt, erklärt ein mit den Ermittlungen vertrauter Zeuge. Einige Geschädigte sollen bereits vorgefühlt haben, ob man ihnen den Auftritt als Zeuge am Landgericht Würzburg nicht ersparen könne.

Jahrelang versuchte der Chirurg, seinen Freunden in höheren Kreisen zu imponieren, indem er sich spendabel zeigte: Beim Oktoberfest lud er regelmäßig Schauspieler, Politiker und Modemacher in seine Loge im Hippodrom ein. Zum 50. Geburtstag im Jahr 2012 gratulierten Bischof Friedhelm Hofmann und Schauspielerin Marie-Luise Marjan, bekannt als „Mutter Beimer“. Bei einem Benefizkonzert in der Residenz kamen 25 000 Euro für die Kinderkrebsstation Regenbogen Der Würzburger Uni-Klinik zusammen.

Würzburger Klinikeröffnung wurde zur Promi-Gala

Die Eröffnung seiner neuen Klinik in Würzburg wurde 2011 zur Promi-Gala unter anderem mit Schauspielerin Katja Riemann, Claudia Effenberg und 120 Gästen aus Politik und Wirtschaft. Der Mediziner verband dies mit einem guten Zweck: einer Sommer-Gala zugunsten einer Unicef-Aktion.

Seit Jahresbeginn sitzt der Doktor in Untersuchungshaft. Bis zu einer Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung. Mit einem Geständnis könnte der Schönheitschirurg zumindest die Höhe der Haftstrafe beeinflussen. Die Staatsanwaltschaft erwartet eine Haftstrafe „im hohen einstelligen Bereich“, sagt einer, der die Anklage kennt.

 
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  • T. B.
    Mein Haus, mein Boot, mein Pferd. Tief im Unterbewusstsein sitzt wohl der Wunsch des Menschen, etwas Besonderes zu sein, sich von der Masse abzuheben, und sei es durch Reichtum. Es ist kein Geheimnis, dass manche Menschen tief verwurzelte Minderwertigkeitsgefühle mit Erfolg und Geld kompensieren; dieser Herr gehört ohne Zweifel dazu. "Mementomori" hat Recht wenn er sagt, dass es hier keine armen Leute getroffen hat, leid tun mir nur die Angestellten.
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  • H. S.
    abgesehen von seinen Angestellten, hat es keine armen Leute getroffen....
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  • A. S.
    Mementomori - da stimme ich Ihnen voll zu, er hat nebenbei sogar noch Geld für gute Zwecke erwirtschaftet (Kinderkrebsstation, UNICEF)
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