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Rottendorf
Besuch im Müllheizkraftwerks: Es stinkt nicht
Interessante Fragen wurden beim Rundgang durchs Müllheizkraftwerk beantwortet. Zum Beispiel: Warum wird in ihm Müll aus 100 Kilometer Entfernung verbrannt?
Der Rundgang der Rottendorfer Agenda-21-Gruppe führte auch auf das Dach des Hauptgebäudes des Müllheizkraftwerks.
Foto: Christian Ammon | Der Rundgang der Rottendorfer Agenda-21-Gruppe führte auch auf das Dach des Hauptgebäudes des Müllheizkraftwerks.
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:43 Uhr

Die drei schlanken Türme auf dem Dach desWürzburger Müllheizkraftwerks haben einige Rottendorfer mit Argwohn im Blick. Mit der im Juni geplanten Erneuerung einer Verbrennungslinieund der geplanten Verbrennung von Klärschlamm ist er erneut geweckt worden. Die Einladung der Rottendorfer Agenda 21-Gruppe stieß so auch auf reges Interesse: Fast die Hälfte der 150 angeschriebenen Rottendorfer Gewerbetreibenden beteiligte sich am Rundgang durch das Kraftwerk, das 1984 am östlichen Würzburger Stadtrand in Betrieb genommen wurde.

"Es wird im Ort immer viel über das Kraftwerk gemunkelt", beschrieb Rottendorfer Norbert Gold seinen Antrieb, einmal hinter die Kulissen zu blicken. Sein Fazit: "Jeder Holzofen bei uns zu Hause ist schmutziger als das Kraftwerk."

215 000 Tonnen Müll werden jedes Jahr im Müllheizkraftwerk verbrannt. Die bis zu 43 Meter hoch aufragenden Kuben sind vollgepackt mit Rohren und Technik, nach Müll reicht es nicht. Umso spektakulärer ist der Blick in den tiefen Schacht, in den Müllautos ihre Fracht kippen.

So sieht der Müll aus, der verbrannt wird
Foto: Christian Ammon | So sieht der Müll aus, der verbrannt wird

Sie kommen nicht nur aus den beteiligten Kreisen. Verbrannt wird seit einigen Jahren auch der Müll aus fünf Nachbarlandkreisen, zuletzt kam der württembergische Ostalbkreis hinzu. Die Energie reicht aus, eine Stadt in der Größe von Kitzingen komplett mit Strom zu versorgen.

Warum ist das Müllheizkraftwerk überdimensioniert? Das Müllheizkraftwerk sei gebaut worden, als es noch keine Mülltrennung gab und die Deponien an ihre Kapazitätsgrenzen stießen, erzählt Geschäftsleiter Alexander Kutscher. Ende der 1980er Jahre sei die "Entsorgungssicherheit" in der Region gefährdet gewesen. 1998 wurde das Müllheizkraftwerk erweitert. Doch dann habe die Mülltrennung zu deutlich geringerem Restmüllaufkommen geführt. Heute kommt etwa jedes zweite schwere Müllauto aus einem Umkreis von bis zu 110 Kilometern. 

Sperrmüll, Holz und Metall

Mit einem großen Greifer sucht sich der Kranfahrer den Müll und befördert ihn über den Schacht, um ihn fallen zu lassen. Er muss dafür sorgen, dass er so gemischt wird, dass die Grenzwerte stimmen. Dabei fällt auf, dass vieles in der Verbrennung landet, was man dort nicht erwarten würde: Der Müll ist durchsetzt mit großen Plastikfetzen, die sich nicht wiederverwerten lassen. Aber auch viel Sperrmüll, Holz und Metallreste landen im 1000 Grad heißem Feuer. 

Um den gewaltigen Brennkessel herum herrschen auch schweißtreibende Temperaturen. Er ist frei schwebend an massiven Metallträgern befestigt, da er sich bei Betrieb um gut zehn Zentimeter ausdehnt. Bei der Verbrennung bleibt Schlacke zurück. Sie wird von einem Betrieb im Hafen aufbereitet und dann als Baustoff verwendet. Mit dem Filterstaub werden ungenutzten Stollen eines Kalibergwerks bei Bleicherode in Thüringen aufgefüllt

Hier kommt nun der Klärschlamm ins Spiel. Denn dieser darf bald nicht mehr auf Felder ausgefahren werden. "Hier ist noch keine Entscheidung getroffen",  sagt Kutscher. Da dieser eine andere Giftstoffzusammensetzung aufweist, müsste Würzburg eine zusätzliche Abgasreinigung eingebaut werden, falls Klärschlamm künftig verbrannt wird.  

 
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