
Die "Mona Lisa" von Leonardo da Vinci, "Der Schrei" von Edvard Munch oder die "Caféterrasse am Abend" von Vincent van Gogh – Kunstwerke, die fast jeder kennt. Dass wir diese heute noch im Original bestaunen dürfen, ist einer bestimmten Berufsgruppe zu verdanken: den Restauratoren. Um den Beruf und die Arbeit mit Kunstwerken vorzustellen, findet in diesem Jahr am 10. Oktober der vierte europäische Tag der Restaurierung statt. Auch der Würzburger Restaurator Georg Pracher öffnet für Neugierige seine Türen.
Georg Pracher: Die Restaurierung beschäftigt sich konkret mit der Ästhetik, das heißt, wir versuchen die Lesbarkeit des Kunstobjektes wiederherzustellen. Bei der Konservierung hingegen arbeiten wir mit dem Ziel, ein Kunstwerk zu bewahren und zu sichern. Wir halten dabei den Zerfall- und Alterungsprozess auf, dass zum Beispiel ein Gemälde für die Nachwelt erhalten bleibt. Häufig sind unsere Bearbeitungen so konzipiert, dass wir eine Grundkonservierung durchführen und im Anschluss nur eine minimale Restaurierung vornehmen.

Pracher: Am Anfang meiner Arbeit steht die Erstdokumentation. Ich beschäftige mich mit dem Material. Wie ist es aufgebaut? Wo liegt der Schaden? Ich muss verstehen, warum das Kunstwerk in dem Zustand ist. Dazu gehört die Dokumentation – fotografisch aber auch schriftlich. Die Schreibarbeit ist ein großer Teil, da die Überlieferung unserer Maßnahmen für die folgenden Generationen wichtig ist. Erst danach erfolgt die Konservierung und Restaurierung. Dabei gibt es kein allgemeingültiges Vorgehen. Das Kunstwerk gibt uns immer die Bearbeitungsweise vor. Bei Schäden wie beispielsweise Rissen oder Schnitten werden diese meist von der Rückseite aus bearbeitet. Erst danach wird das Kunstwerk gedreht und die Vorderseite konserviert und restauriert.
Pracher: Das gibt es schon, dass man die Spuren von Kollegen und Kolleginnen ausbessern und auch neu restaurieren muss. Ärgern ist aber das falsche Wort. Jemand aus den 50er- und 60er-Jahren hat die Kunstwerke sicher nach seinem besten Wissen restauriert. Aber mit dem heutigen Kenntnisstand geht man das anders an. Es kommt aber auch vor, dass wir Werke bekommen, die frisch restauriert sind und die wir dann ausbessern müssen. Da ärgert man sich mit dem Eigentümer gemeinsam und muss versuchen, die Werke auf ein fachgerechtes Niveau zu bringen.
Pracher: Das gibt es bei mutwilliger Zerstörung oder anderen Totalschäden, zum Beispiel durch die Auswirkungen von Klimaschwankungen. Im Endeffekt können wir nicht zaubern und auch nicht alle Schäden rückführen. Eine gewisse Art der Oberflächenerscheinung soll dem Kunstwerk auch erhalten bleiben. Es geht nicht immer darum, alles blitzblank herzustellen, sondern in einen präsentierfähigen Zustand zu bringen.

Pracher: Das kommt immer auf den Aufwand an. Ich kann aber nicht sagen, dass ein großes Bild viel und ein kleines Bild wenig kostet. Zum Beispiel kann ein kleines Gemälde mit einem schwierigen Erhaltungszustand durchaus 80 bis 100 Stunden in Anspruch nehmen, während ein Großformat mit günstigen Ausgangsfaktoren in fünf bis sechs Stunden zu bearbeiten ist. Ich muss dann in Absprache mit dem Eigentümer oder der Eigentümerin klären, was ihre oder seine Wünsche sind und was für den Erhalt des Kunstwerkes sinnvoll ist. Daraus erstelle ich ein Angebot. Die Stundenpreise in Deutschland schwanken dabei abhängig vom Ort und liegen bei 60 bis 80 Euro pro Stunde.
Pracher: Das lässt sich nicht einfach beantworten. Mit Skulpturen von Tilman Riemenscheider oder dem Gemälde des Giambattista Tiepolo zu arbeiten, gehört aber zu den besonderen Momenten in meiner Karriere. Auch Gemälde von Karl Otto Götz bleiben mir nach meiner Restaurierung in besonderer Erinnerung.