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Würzburg
Freude über restauriertes Meisterwerk
Freuen sich über die gelungene Restaurierung (von links): Professor Klaus Reder, Leitender Kulturdirektor beim Bezirk Unterfranken, Diözesankonservator Dr. Wolfgang Schneider, Dr. Jürgen Emmert, Leiter der Abteilung Kunst, Diplom-Restauratorin Gudrun Hanika und Sammlungskurator Christoph Deuter.
Foto: Kerstin Schmeiser-Weiß, POW | Freuen sich über die gelungene Restaurierung (von links): Professor Klaus Reder, Leitender Kulturdirektor beim Bezirk Unterfranken, Diözesankonservator Dr. Wolfgang Schneider, Dr.
Bearbeitet von Lena Berger
 |  aktualisiert: 28.05.2021 02:16 Uhr

Im Würzburger Museum am Dom ist ein neues Meisterwerk zu bewundern. Das frühbarocke Gemälde „Der Zinsgroschen“ des Rubens-Lehrers Otto van Veen (1556-1629) ist nach umfangreicher Restaurierung nun der Mittelpunkt der neuen Dauerausstellung. Das Bild ist eine Schenkung der Kongregation der Elisabethinerinnen in Bad Kissingen, heißt es in einer Pressemitteilung des Bischöflichen Ordinariats. „Es ist die beste Qualität, die wir im Haus haben, und das zentrale Werk“, sagte Dr. Jürgen Emmert, Leiter der Abteilung Kunst der Diözese Würzburg und Stiftungsdirektor der Stiftung Kunstsammlung, bei einem Pressegespräch im Museum am Dom. Zudem gewährte der Termin einen Einblick in die derzeit laufende Neugestaltung des Museums.

Neun Monate dauerte die Restaurierung durch Diplom-Restauratorin Gudrun Hanika (Thüngersheim). Die malerische Qualität wie auch die Größe des 1,73 auf 2,52 Meter großen Gemäldes seien etwas Besonderes, erklärte sie. Das galt allerdings auch für die Schäden. Schwarze Verschmutzungen hätten beispielsweise Jesu Gesicht „wie Spinnweben“ überzogen, zudem gab es viele Übermalungen und Überarbeitungen.

Umrisse im Hintergrund wieder erkennbar

Sie habe „mit einem ganz feinen Pinsel pünktchenweise ausgebessert“, beschrieb Hanika. Sie habe dem Bild seine „Leichtigkeit“ wiedergeben wollen, wie sie beispielsweise in der Bewegung von Jesu rotem Gewand zu spüren sei. Im Hintergrund, der vor der Restaurierung durchgängig schwarz schien, sind nun wieder die Umrisse von Gebäuden und der Fall der Gewänder zu sehen. „Ich freue mich sehr, dass das Bild im Museum einen so großen Stellenwert hat“, sagte Hanika.

Im Vergleich zu anderen Darstellungen des „Zinsgroschens“ hebe sich dieses durch die Lässigkeit ab, mit der Christus gleichsam „en passant“ die Frage nach dem Zinsgroschen beantworte, erklärte Sammlungskurator Christoph Deuter. Das Gemälde weise eine große Nähe zur 1608 datierten, für Otto van Veen belegten Lazarustafel in der Sankt Bavo Kirche im belgischen Gent auf, insbesondere hinsichtlich der Christusgestalt und des Pharisäers mit dem Stirnschild. Daher auch die Datierung auf eine Entstehung um das Jahr 1608. „In der bisherigen Forschung tauchte das Bild nicht auf.“

Erstmals 1870 in einem Verkaufskatalog nachgewiesen

Erstmals lasse es sich 1870 in einem Verkaufskatalog der Sammlung J. B. van Rooy, Antwerpen, nachweisen sowie in einem 1877 erschienenen Katalog zum 300. Geburtsjubiläum von Rubens. Nach Deuters Recherchen ist der älteste bekannte Besitzer ein Jean Baptist(e) Rooy. Dessen Tochter heiratete August Vaerewyck. Die weiteren Recherchen ergaben, dass es um 1917 von Hugo Louron gekauft wurde, der Hafenkommandant von Antwerpen war. Lourons Bruder war Kunsthändler in Berlin. Dort lebte auch Pfarrer Alois Schölzel, der nächste Besitzer des Gemäldes.

Vor der Restaurierung im Depot des Museums am Dom: Mit Hilfe einer speziellen UV-Lampe lassen sich jene Stellen sichtbar machen, die übermalt wurden.
Foto: Kerstin Schmeiser-Weiß, POW | Vor der Restaurierung im Depot des Museums am Dom: Mit Hilfe einer speziellen UV-Lampe lassen sich jene Stellen sichtbar machen, die übermalt wurden.

Ein Bezug zwischen den beiden habe sich bislang jedoch nicht herstellen lassen, sagte Deuter. Doch Schölzels Schwester Anna gehörte dem Orden der Elisabethinerinnen an, der das Gemälde im Zuge der Auflösung des Bad Kissinger Klosters im März 2020 der Kunstsammlung der Diözese überließ.

"Zinsgroschen" ist Ausgangspunkt für Neugestaltung des Museums

Der „Zinsgroschen“ sei Ausgangspunkt für die Neugestaltung des Museums und dessen zentrales Werk, erklärte Diözesankonservator Dr. Wolfgang Schneider. Die Kunstwerke in diesem Bereich ließen sich unter dem Überbegriff „Entscheidungen“ zusammenfassen. „Diese Künstler haben sich vor allem mit den Umbrüchen des 20. Jahrhunderts auseinandergesetzt“, sagte Schneider.

Optisch flankiert wird das Werk jetzt von „Mahnung“ (1967) von Werner Tübke und „Nur ein Mensch“ (1989/90) von Willi Sitte. In einer Vitrine direkt gegenüber sind Skulpturen von Friedrich Press wie neugierige Zuschauer aufgereiht. Das Konzept, alte und neue Kunst gegenüberzustellen, werde auch in der Neukonzeption fortgesetzt, sagte Emmert. Die farbigen Wände dienten der Orientierung der Besucher. Man wolle vor allem die Altersgruppe der 20- bis 35-Jährigen neu für einen Museumsbesuch gewinnen, erklärte Emmert.

Restaurierung kostete 24 000 Euro

Die Restaurierungskosten betrugen rund 24 000 Euro. Die Ernst von Siemens Kunststiftung übernahm im Rahmen ihrer Corona-Sonderförderung 50 Prozent, die Unterfränkische Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken steuerte ein Drittel der Kosten bei, den Rest trägt die Stiftung Kunstsammlung der Diözese Würzburg.

„Wir sind sehr froh, dass wir im Museum am Dom einen kompetenten, kritischen und offenen Partner haben“, sagte Professor Klaus Reder, Leitender Kulturdirektor beim Bezirk Unterfranken. Die Stiftung habe die Restaurierung gerne unterstützt: „Museen leben von Exponaten und nicht nur von Installationen.“

Das Museum am Dom ist ab Samstag, 22. Mai, wieder für Besucher geöffnet. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags von 12 bis 17 Uhr. Bei einem Inzidenzwert zwischen 50 und 100 ist eine Voranmeldung unter Tel.: (0931) 38665600 beziehungsweise eine kurzfristige Ticketreservierung an der Museumskasse erforderlich. Weitere Informationen unter www.museum-am-dom.de

Vor der Restaurierung im Depot des Museums am Dom: Diplom-Restauratorin Gudrun Hanika vor dem Gemälde "Der Zinsgroschen". Im Hintergrund sind noch keine Konturen erkennbar.
Foto: Kerstin Schmeiser-Weiß, POW | Vor der Restaurierung im Depot des Museums am Dom: Diplom-Restauratorin Gudrun Hanika vor dem Gemälde "Der Zinsgroschen". Im Hintergrund sind noch keine Konturen erkennbar.
 
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