Demnächst werden im städtischen Teil der Mozartschule Studenten und Schüler, Würzburger und Touristen ein- und ausgehen. Mozarteum soll das Gebäude an der Hofstraße heißen, wenn 2023 städtische Musikschule, Hochschule für Musik sowie städtische Veranstaltungsräume und das Mozartfestbüro hier einziehen. Im Moment wird der vordere Teil der 1956 erbauten Schule aber noch zurück in einen Rohbau verwandelt.
Zuerst wurde im Frühjahr die Innenausstattung abgebaut und alles im Denkmal eingepackt, was erhalten werden soll - so sind Fresken an Außen- und Innenwänden, der Steinboden im Foyer, Fenster und die geschwungene Freitreppe zur Aula durch Holzverschalungen geschützt. Im Sommer begann der Abbruch von Wänden, Decken und Treppen, die man an anderen Stellen neu aufbauen muss, damit das Gebäude den heutigen Ansprüchen an Barrierefreiheit, Brandschutz und seiner neuen Nutzung entspricht.
Gerade wird der Betonboden der Turnhalle herausgenommen. Die einst komplett mit Holz verkleidete Halle sieht mit ihren nackten Kalksandtein-Mauern und den freiliegenden Dachbalken jetzt viel größer aus. Ein Minibagger bearbeitet den Boden mit einem Abbruchmeißel, dicke Brocken fallen nach unten in die ehemaligen Umkleideräume, die Luft schmeckt nach Staub.
"Der Abbruch ist notwendig, damit für die neue Nutzung annähernd gleiche Raumhöhen entstehen", erklärt Michael Altrock vom städtischen Baureferat. Damit die bisherige niedrige Decke der ehemaligen Umkleideräume im Untergeschoss höher wird, wird der neue Hallenboden etwa ein Meter weiter oben angesetzt werden. Je fünf Übungsräume der Hochschule für Musik entstehen in den beiden Geschossen.
Etwa acht Tage lang meißelt der kleine Bagger an der 400 Quadratmeter großen Fläche, die abschnittsweise an den Wänden abgefräst und mit Metallsprießen von unten gestützt wird. "Bauen im Bestand ist sehr aufwändig und für alle Beteiligten spannend", erklärt Architekt Erik Reitter vom Würzburger Büro Grellmann, Kriebel, Teichmann, dem von der Stadt Würzburg beauftragten Architekturbüro. Im Gebäude ist es eng, man kommt nur mit Kleingeräten ran und hat wenig Platz für die Baustelleneinrichtung.
"Das ist für die Aufzugsunterfahrt." Altrock zeigt auf ein zwei auf zwei Meter großes und eineinhalb Meter tiefes Loch am Eingang zur ehemaligen Gymnastikhalle. Ausgehoben wurde der Schacht aber nicht am Stück, sondern in 20-Zentimeter-Schritten. Denn wie bei jeder Baustelle innerhalb der alten Würzburger Stadtmauern, sind auch im Moz Archäologen dabei und untersuchen Schicht für Schicht den Untergrund. Gefunden wurden unter der Schule bislang Fundamente der Maxschule, die bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zwischen Max- und Hofstraße stand, und schwarze Verfärbungen - für die Archäologen Hinweise auf Pfahlbauten, die vor vielen Jahrhunderten hier gebaut wurden.
Pfahlbauten könnten nicht die einzigen Hinterlassenschaften im Untergrund sein: Auch nach Fliegerbomben suchten Kampfmittelräumdienste, nachdem fünf verdächtige Stellen beim Bodenscreening entdeckt wurden. "Zum Glück haben sich diese Verdachtsfälle nicht bestätigt“, sagt Bauleiter Reitter. Trotzdem werde der Baufortschritt durch solche Aktionen aufgehalten. "Wir versuchen das in den späteren Bauabschnitten einzuholen."
Rund 17 Millionen Euro soll die Sanierung des städtischen Teils kosten. "Nach aktuellem Stand der Vergaben sind wir noch im Kostenrahmen", sagt Reitter. Wenn der Rohbau fertig ist, sollen im Frühjahr Innenausbau und Fassadenarbeiten beginnen. Bis Sommer 2023 soll dann auch der städtische Teil der Schule fertig sein. Der hintere Teil der VR-Bank wurde bereits vor einigen Wochen in Betrieb genommen.
Mit dem Umbau der Mozartschule wird nicht nur ein Denkmal gerettet, wie es der Bürgerentscheid von 2015 verlangt hat. Man baut gleichzeitig auch nachhaltig: Denn CO2-Ausstoß und Energieverbrauch für Abriss und Neubau wären viel höher gewesen, wie die der Sanierung.