Die Würzburger pro familia-Fachberatungsstelle reagiert auf die vom Bistum Würzburg aufgekündigte Zusammenarbeit. Seit gut vier Wochen berät pro familia als kirchenunabhängige Einrichtung Betroffene, die sexuellen Missbrauch durch Mitarbeitende der katholischen Kirche erfahren haben. Damit soll demnächst Schluss sein.
Die Entscheidung stützt das Bistum Würzburg auf ein Votum des Betroffenenbeirats, in dem sich dieser gegen diese Zusammenarbeit mit pro familia ausgesprochen habe. Dies nehme Bischof Franz Jung sehr ernst. Der Beirat stößt sich an alten Anschuldigungen gegen pro familia bezüglich einer "Entkriminalisierung von Pädosexualität".
Laut einer pro familia-Mitteilung von Donnerstag hatte das Bistum bei Vorgesprächen informiert, dass der Betroffenenbeirat über die Kooperation informiert sei. Und dass er ihr zugestimmt habe. Die Kehrtwende des Beirats irritiert Martina Schneider von der Geschäftsführung des pro familia-Bezirksverbands Unterfranken. Ebenso den Sexualpädagogen Hans-Peter Breuner. Der Würzburger pro familia-Mitarbeiter ist einer der Ansprechpartner für Betroffene – nun auf Abruf.
Auf Nachfrage betonen Schneider und Breuner: "Der Betroffenenbeirat hätte sich an uns wenden können." Einem Gespräch mit pro familia werde der Betroffenenbeirat nicht ausweichen, sagt Sprecher Matthias Wimmer. Am ablehnenden Votum würde sich aber nichts ändern.
Betroffenenbeirat Würzburg stimmte zuerst der Zusammenarbeit mit pro familia zu
Wimmer bestätigt, dass der Bischof die Mitglieder des Beirats bei einem Treffen über die Zusammenarbeit mit pro familia in Kenntnis gesetzt hatte. Die Mitglieder hätten von Anfang an Bedenken gehabt, sie aber nicht gleich thematisiert. Erst als Medien vor vier Wochen über die Kritik an dieser Zusammenarbeit berichteten, habe sich Wimmer näher damit befasst.
Die Kritik stammt von Johannes Heibel. Er ist der Vorsitzende der rheinland-pfälzischen, aber bundesweit tätigen Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen.
Wimmer und Heibel beziehen sich auf die Pädophilie-Vorwürfe aus den 1970er und 1990er Jahren sowie auf den Handel mit jugendgefährdenden Schriften. Der Betroffenenbeiratssprecher habe zudem auch aus jüngerer Zeit Berichte gefunden, in denen es vom pro familia-Bundesverband keine klare Abgrenzung gegeben habe. Zudem habe er Gespräche mit Johannes Heibel geführt und von ihm weitere Informationen erhalten.
Die Distanzierung des pro familia-Bundesverbands aus dem Jahr 2016, auf die auch die Würzburger Fachberatungsstelle in ihrer Pressemitteilung verweist, genügt Wimmer nicht. Pro familia sei nicht genügend transparent. Deshalb sei es besser, "sich von solchen Leuten zu trennen".
Pro familia-Berater Hans-Peter Breuner kann Kritik nicht nachvollziehen
Matthias Wimmer und Johannes Heibel würden jedoch nicht die Würzburger pro familia-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter kritisieren. "Sie können nichts für die Vergangenheit des Dachverbands", so Heibel.
Diese Zustimmung und gleichzeitige Ablehnung ist für pro familia-Berater Breuner "ambivalent". Das sei nicht nachvollziehbar. "Sie wollen uns nicht diffamieren, aber es fühlt sich sehr danach an." Er fragt sich: "Worauf zielt deren Kritik eigentlich ab?" Und: "Cui bono. Wem nützt diese Aktion?" Sicher nicht erwachsenen Männern, die als Minderjährige sexualisierte Gewalt innerhalb der katholischen Kirche erlitten haben – und für die nun bald ein kirchenunabhängiges Beratungsangebot wegfällt, so Breuner.
Pro familia verweist auf ihr langes Engagement für den Kinderschutz im Raum Würzburg
Die pro familia-Fachberatungsstelle verweist in ihrer Mitteilung auf ihr langes Engagement "für den Kinderschutz im Raum Würzburg in Form von Prävention, Beratung, Therapie und Öffentlichkeitsarbeit". Ebenso darauf, dass sie regional mit anderen Beratungsstellen und Institutionen aus Stadt und Landkreis Würzburg in der "Berufsgruppe gegen sexuelle Gewalt" eng vernetzt sei. "Vor diesem Hintergrund entstand auch die Zusammenarbeit mit dem Bistum, durch die das Beratungsangebot für Betroffene erweitert werden kann und Betroffene die Möglichkeit haben, sich an eine unabhängige Fachstelle zu wenden, um Beratung zu erhalten."
aufarbeiten möchte. Das ist auch nicht als Herabwürdigung der Arbeit von "Pro Familia"zu verstehen, deren Aufarbeitung ihrer Positionen zu Pädophilie in dem angesprochenen Gutachten ich für nachvollziehbar und klar halte. Letztendlich bleibt vielleicht der Versuch einer Zusammenarbeit und die Beendigung einer Zusammenarbeit der Instiutionen auf saubere Weise, ohne persönliche Verletzungen, die einzige, aktuell mögliche Lösung. Die Tatsache, wenigstens kurz miteinander gesprochen zu haben, ist am Ende positiv zu sehen, auch wenn man erstmal gescheitert ist.