Nach wie vor gibt es deutschlandweit kaum Hafenmeisterinnen. So war der Stadt Ochsenfurt auf Nachfrage bei der Bundesanstalt für Wasser- und Schifffahrt in Berlin mitgeteilt worden, dass sich in den über tausend Jahren Schifffahrtbetrieb in Bayern keine schriftlich erwähnte Hafenmeisterin findet. Das hat sich nun geändert: Am 2. Mai ist Beate Haager als erste Hafenmeisterin Bayerns in die Fußstapfen von Kilian Popp getreten und ist künftig neben der Betriebsleitung bei der BayWa auch für den Hafenbetrieb in Ochsenfurt zuständig.
Dass die Hafenleitung bislang ausschließlich von männlichen Kollegen übernommen wurde, beunruhigt sie keineswegs: "In der heutigen aufgeklärten Zeit wird es zu machen sein", so Haager. Denn auf das Geschlecht komme es bei diesem Amt nicht an, aber auf Erfahrung. Und auf diese kann die gebürtige Wallmersbacherin nach einer fast vierzigjährigen Berufslaufbahn zurückgreifen.
Seit ihrer Lehre arbeitet Beate Haager bei der BayWa
Ihr beruflicher Weg begann im September 1983 mit einer Ausbildung zur Bürokauffrau bei der BayWa. Was sich damals noch "Bürokaufmann schimpfte", sei heute mit dem Beruf der Groß- und Einzelhandelskauffrau vergleichbar, erzählt Haager. Nach ihrer Ausbildung ist sie beim Konzern geblieben und verbrachte die meiste Zeit ihres Berufslebens am Standort Uffenheim. Seit Juli 2020 hat Haager ihren Arbeitsplatz in Ochsenfurt und kennt die betrieblichen Strukturen, Kollegen und Schiffer gut.
Dies sei auch wichtig, wie Vorgänger Popp betont. Schließlich gehe es darum, den Schiffsbetrieb reibungslos abzuwickeln und das bedeute vor allem, den Schiffern als Ansprechpartner mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Er sei sich sicher, dass Haager den Aufgaben gewachsen sei und den Betrieb künftig gut leiten werde.
Das Aufkommen an Schiffen variiert von Tag zu Tag
Dass die Stellen der Betriebsleiterin und Hafenmeisterin zusammenfallen, sei nicht historisch gewachsen, sondern rühre von der überschaubaren Größe des Hafens her, sagt Haager. So haben im letzten Jahr insgesamt 120 Schiffe angelegt und sind wieder abgefahren. Manchmal kämen täglich mehrere Schiffe an, während der Betrieb an anderen Tagen ausbleibe. Jedes Jahr im April tritt außerdem eine vierwöchige Schifffahrtsperre in Kraft, weil Schleusen gewartet werden müssen.
Zwar könnten die meisten Schiffe zwischen 500 und 1500 Tonnen laden, wie viel jedoch beladen beziehungsweise entladen werden kann, richte sich nach dem aktuellen Wasserstand. "Die Schiffer können keine beliebig großen Mengen aufnehmen, damit sie nicht auf Grund laufen", so Haager. Dafür müssten die Schiffer die Wasserstände abrufen und vorab die zulässigen Lademengen mit den Redereien abklären.
Die Hafenmeisterin muss zügig Lösungen finden
Es gehöre auch zu ihrem Verantwortungsbereich als Hafenmeisterin, zu entscheiden, ob ein Schiff länger als geplant anlegen könne. Etwa, weil Schiffer über Nacht bleiben wollen oder einen Arzt aufsuchen müssen. Bei aufkommenden Störungen und Fragen sei es wichtig, zügig Lösungen und Antworten zu finden, weil ein Stillstand im Hafen mit hohen wirtschaftlichen Verlusten einhergehen könne. Trotz einer gewissen Routine, die die Stelle mit sich bringt, sei sie abwechslungsreich und fordernd, denn man wisse nie, was der kommende Tag bringen werde, so Haager.
Für das Amt fühlt sich Haager dank ihrer langjährigen Erfahrung bei der BayWa gut gerüstet. Es sei für sie zwar kein lang gehegter Wunsch gewesen, Hafenmeisterin zu werden. Aber sie sei in diese Position hineingewachsen und freue sich auf die Aufgaben und Herausforderungen, die auf sie zukommen werden. Mit Blick auf die Zukunft wünscht sie sich vor allem, dass der Hafenbetrieb genauso unkompliziert laufe wie bisher, "damit die Schiffer zufrieden sind, denn dann sind wir es auch".