Warum geht die Baustelle in der Würzburger Straße nicht schneller voran? Warum wird an mehreren Stellen gleichzeitig gegraben? Warum reißt man das gleiche Loch Tage später erneut auf? Warum kann man nicht verbieten, dass sich Autofahrer auf Schleichwegen durch enge Siedlungsstraßen zwängen? Beim Staatlichen Bauamt und der Polizei hat man eine einfache Antwort darauf: Weil es gar nicht anders geht.
Seit vergangenem Herbst geht das nun schon so: Wer mit dem Auto rechts des Mains an Ochsenfurt vorbei muss, darf getrost ein paar Minuten mehr einplanen. Am Anfang sorgte nur der Bauabschnitt zwischen Norma-Markt und OMV-Tankstelle für Verdruss, erst recht im morgendlichen Berufsverkehr, wenn Autos vor der Ampel die Einmündung von der Heckensteige versperrten und zudem noch Schulkinder die Fußgängerampel queren wollten.
Auf die Situation eingestellt
Inzwischen haben sich die Verkehrsteilnehmer zum Glück auf die Situation eingestellt, sagt Markus Zeidler, Projektleiter am Staatlichen Bauamt. Dafür wurde vor einigen Wochen mit dem zweiten Bauabschnitt auf Höhe des Kleinochsenfurter Feuerwehrhauses begonnen – mit einer weiteren Ampel. Und zu guter Letzt wird inzwischen auch noch die Fahrbahndecke zwischen Staustufe und dem Kreisverkehr zur Goßmannsdorfer Brücke erneuert.
War bisher nur der innerstädtische Verkehr auf der Würzburger Straße betroffen, erwischt es jetzt auch die Fahrer auf der B 13. Zeitweise staute sich der Verkehr in den letzten Tagen Hunderte von Metern auf der Bundesstraße und der Staatsstraße zur Westsiedlung zurück.
Hätte man das nicht alles besser organisieren und koordinieren können? Markus Zeidler und Ralf Remler, der für das Staatliche Bauamt die Bauaufsicht führt, haben diese Frage schon oft gestellt bekommen. Ihre Antwort ist immer die gleiche: Man hat sich viele Gedanken gemacht, um die Einschränkungen und Belästigungen für Verkehrsteilnehmer und Anwohner möglichst gering zu halten, sagt Zeidler. Besser geht?s also nicht.
Kanal und Wasserleitung halten auf
Seitens des Staatlichen Bauamts wollte man lediglich die Fahrbahn der Bundesstraße erneuern – ein Auftrag, der in wenigen Wochen abgeschlossen wäre. Was Zeit kostet, sind die Baumaßnahmen, mit der sich die Stadt Ochsenfurt angeschlossen hat.
Der Kanal und die Wasserleitung werden erneuert. Deren Sanierung ist seit langem überfällig. Der Leitungsstrang ist der älteste im Versorgungsnetz der Stadt und besonders anfällig für Keime. Seit die neuen Trinkwasserbrunnen im Zeubelrieder Moor gebaut wurden, fließt ein Großteil des städtischen Trinkwassers durch diese alten Rohre, sagt der Vorstand des städtischen Kommunalunternehmens (KSO), Gerhard Englert.
Arbeiten unter Verkehr
Die erste Bauphase am Norma-Markt hat viel Zeit in Anspruch genommen, weil die Kanäle dort aufgrund des erforderlichen Gefälles am tiefsten liegen und außerdem ein großes Kanalbauwerk erneuert werden musste, sagt Ralf Remler. Am schwierigsten sei es dabei, die Leitungen unter laufendem Verkehr zu erneuern. „Bei Vollsperrung ginge das alles einfacher und schneller“, so Markus Zeidler. Aber das wäre keine sinnvolle Alternative.
Zu jedem Anwesen mussten Gräben quer über die Fahrbahn gezogen werden. Schritt für Schritt wurden die Anschlüsse dann auf den neuen Kanal umgeschlossen. Bauarbeiten und Verkehr behinderten sich dabei immer wieder gegenseitig. Schwieriger noch ist es mit der neuen Wasserleitung. Um eine Verkeimung des gesamten Wassernetzes zu verhindern, müssen die neuen Leitungen und Hausanschlüsse immer wieder etappenweise gereinigt und entkeimt werden. Erst nach einer Wartezeit dürfen dann die Wohngebäude angeschlossen werden. „Deshalb muss manches Loch zweimal aufgemacht werden“, sagt Remler. Mit schlechter Planung habe dies also gar nichts zu tun.
Erster Abschnitt ist Ende Juni fertig
Inzwischen sind die Tiefbauarbeiten im ersten Bauabschnitt abgeschlossen. Die Straßenbaukolonne der Baufirma ist mit dem Bau der südlichen Gehsteige beschäftigt. Anschließend kommt die Fahrbahn und danach die nördliche Straßenhälfte an die Reihe. Bis Mitte, Ende Juni sollte der erste Bauabschnitt bis zu den Tankstellen abgeschlossen sein, sagt Markus Zeidler. Bis auf die Fahrbahndecke, die erst ganz am Schluss über der gesamten Ausbaustrecke aufgebracht wird.
Dass die Tiefbaukolonne jetzt auf Höhe des Feuerwehrhauses von Kleinochsenfurt mit dem Graben begonnen hat und nicht gleich anschließend an den ersten Abschnitt, sorgt bei manchen Passanten für Kopfschütteln. Dann müsste aber der Bereich, in dem der Verkehr nur einspurig fließen kann, so weit ausgedehnt werden, dass sich die Ampelwartezeiten erheblich verlängern würden, gibt Ralf Remler zu bedenken. Die Behinderungen durch Fahrzeuge, die aus den Grundstücken ausfahren, wäre ungleich höher.
Bauzeit verkürzen
Die Betriebe entlang der Ausbaustrecke würden dann noch mehr unter den Bauarbeiten leiden, meint Markus Zeidler. Außerdem können durch getrennte Abschnitte zwei Baukolonnen gleichzeitig arbeiten, ohne sich zu behindern. Das verkürze die Bauzeit insgesamt.
Seit am zweiten Abschnitt gearbeitet wird, hat auch der Ausweichverkehr in den angrenzenden Siedlungsstraßen noch einmal erheblich zugenommen. Von zahlreichen Beschwerden der Anwohner kann der Verkehrssachbearbeiter der Ochsenfurter Polizeiinspektion, Norbert Meyer berichten. Eine Sperrung für Nicht-Anlieger sei aber nicht möglich, sagt er, weil sich nicht kontrollieren lasse, wer wirklich in die Siedlung fahren muss und wer nur einen Schleichweg sucht.
Nach dem zweiten Abschnitt ist das Zwischenstück zwischen TÜV und Feuerwehrhaus an der Reihe, und am Ende der Bereich bis zum Ortsausgang von Kleinochsenfurt. Auch dort sollen die Arbeiten so koordiniert werden, dass möglichst gleichzeitig an verschiedenen Stellen gearbeitet werden kann, so Projektleiter Markus Zeidler.
Ausbau während der Brückenerneuerung
Warum die große Baumaßnahme ausgerechnet in dem Jahr stattfinden musste, in der auch die Neue Mainbrücke nicht zur Verfügung steht, hat einen einfachen Grund. Wenn die Brücke erst einmal fertig ist und der Verkehr der Bundesstraße durch die Würzburger Straße rollt, wäre die Sanierung ungleich schwieriger und mit bedeutend mehr Einschränkungen für die Anwohner verbunden gewesen. Deshalb soll die gesamte Maßnahme auch spätestens bis zur geplanten Freigabe der Brücke im Winter abgeschlossen sein.
1,7 Millionen Euro hat das Staatliche Bauamt bis dahin in den Ausbau der Straße einschließlich des Kreisverkehrs investiert. Auf insgesamt 3,4 Millionen Euro belaufen sich die Kosten für die Stadt Ochsenfurt und ihr Kommunalunternehmen. Die 1,9 Millionen Euro für den Kanalbau und die 520 000 Euro für die neue Wasserleitung sind bereits in die mehrjährige Gebührenkalkulation mit eingerechnet.
Anlieger bleiben verschont
Die neuen Gehsteige kosten 940 000 Euro. 220 000 Euro waren dafür ursprünglich als staatlicher Zuschuss eingeplant, 470 000 Euro sollten die Anlieger zahlen. Seit feststeht, dass die Straßenausbaubeiträge abgeschafft werden, übernimmt der Freistaat auch diesen Kostenanteil. Für diejenigen, die monatelang die Baustelle vor der Haustüre hatten, ist das also zumindest ein kleiner Trost.