Hoch Lieselotte? Tief Kasimir? Gewitter und Hagelschauer? Wovon der Normalbürger vielleicht seine Wochenendplanung oder doch wenigstens seine Garderobe abhängig macht, das ist für Udo Feldinger Berufsalltag. Mit dem Wetter beschäftigt sich der heute 47-Jährige schon seit 27 Jahren. So lange arbeitet er - Ausbildung eingeschlossen - für den Deutschen Wetterdienst, derzeit in der Vorhersagezentrale in Offenbach. Feldinger, der seit 2008 auch für die SPD im Würzburger Stadtrat sitzt, bietet seit Kurzem fürseine aktuell 862 Facebook-Freunde einen ganz besonderen Service: lokale Wettervorhersagen samt bunter Wetterkarte. Über das Würzburger Facebook-Wetter sprach diese Redaktion mit Udo Feldinger.
Wetter ist Ihr Beruf. Wie sind Sie denn darauf gekommen, Vorhersagen jetzt auch auf Ihrem privaten Facebook-Account zu posten?
Feldinger: Ich finde, dass Mainfranken in den Vorhersagen immer etwas unterrepräsentiert ist. Ich komme halt aus der Region, und da habe ich mir das Ziel gesetzt, einzelne Vorhersagen in Facebook zu posten, wenn ich Zeit dazu habe.
Ihre Prognosen werden ja teils recht munter kommentiert. Hat Sie das Echo überrascht?
Feldinger: Das hat mich schon überrascht, denn eigentlich ist Facebook ja nicht so die Plattform für den Wetterbericht. Offenbar sind viele Menschen daran interessiert, etwas lokalere Vorhersagen zu bekommen.
Und es gibt ja auch sehr konkrete Anfragen nach dem Motto: ,Können wir heute Nachmittag grillen?'.
Feldinger: Genau, die gibt es. Aber ich kann natürlich nicht jede Minute auf Facebook schauen, das würde meine Zeit übersteigen. Aber ich versuche schon, allen zu antworten. Manchmal kann ich bei so konkreten Anfragen natürlich nicht helfen, zum Beispiel bei Gewittern. Von denen sind ja nie alle Orte gleichermaßen betroffen.
Im Moment posten Sie Ihre Vorhersagen nicht täglich. Könnten Sie sich vorstellen, noch häufiger via Facebook das lokale Wetter vorherzusagen?
Feldinger: Eher nicht, da habe ich wieder das Zeitproblem. Und ich möchte ja auch, dass meine Vorhersagen qualitätsvoll und nicht zu allgemein sind.
Auf welche Quellen greifen Sie zurück?
Feldinger: Ich arbeite ja beim Deutschen Wetterdienst, die Quellen kann ich dafür nutzen.
Kommt es vor, dass man Sie aus Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis heraus auch mal um eine persönliche Prognose bittet?
Feldinger: Ja, das kommt häufiger vor. Da werde ich dann auch schon mal direkt angerufen. Das beantworte ich dann auch immer sehr gerne, so weit mir das möglich ist. Und ich hoffe natürlich immer, dass die Prognosen auch stimmen.
Danke fürs Stichwort. Wie ist denn das Feedback, wenn Udo Feldingers Wetterbericht vielleicht doch nicht so gepasst hat und es dann nix war mit dem lauschigen Abend auf der Terrasse ?
Feldinger: Meistens treffe ich da schon auf Verständnis, zumal ich schon vorher beispielsweise bei drohendem Gewitter sage: Das kann kommen oder auch nicht.
Hat sich bei Ihnen auch schon mal jemand ein bestimmtes Wetter gewünscht? Weil Sie doch so nah dran sind am Thema?
Feldinger (lacht): Wunschwetter kann ich leider nicht erfüllen. Aber so etwas hat es wirklich schon gegeben. Da muss man den Leuten sagen: Stellt euch mal vor, wie das wäre, wenn sich jeder sein Wetter wünscht! Dann würde es ja nur noch Chaos geben.
Was halten Sie von Wetterregeln?
Feldinger: Es gibt bestimmte Bauernregeln - bei uns heißen die Wetter-Singularitäten -, die treffen ja schon mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu, aber eben nicht zu hundert Prozent. Zum Beispiel die Regel zum Siebenschläfertag, bei der man einen gewissen Zeitraum beachten muss. Wenn sich das Wetter Ende Juni, Anfang Juli bei einer gewissen Lage einpendelt, kann man schon davon ausgehen, dass das zu 70 Prozent stimmt - aber es können natürlich auch die 30 Prozent zutreffen.
Wie lange kann man eigentlich seriös das Wetter voraussagen?
Feldinger: Wenn es um Tageszeit-Genauigkeit geht, dann vier bis fünf Tage. Ein Trend bei der Temperatur lässt sich etwa auf zehn Tage vorhersagen.
Gibt es eigentlich das typische Würzburg-Wetter?
In der Regel gibt es in Würzburg weniger Regen als im Umland. Das liegt wohl an der Schattenlage durch die Gebirge ringsum, ob Spessart, Odenwald, Steigerwald oder Rhön.