2019 hat ein neues Waldsterben Schlagzeilen gemacht: Fehlende Niederschläge und Hitze schwächten viele Bäume so, dass sie bereits im Hochsommer ihre Blätter verloren haben oder sich gegen Krankheiten oder Schädlingsbefall nicht mehr wehren konnten. Um die 6000 Bäume sind damals im Stadtwald vertrocknet. In Anlagen wie Siebolds- und Bismarkswäldchen sowie auf Friedhöfen, Parks und an Straßen in Würzburg waren es nochmal 1470.
"Das etwas feuchtere Frühjahr und die nicht ganz so hohen Temperaturen haben die Situation heuer zwar etwas entspannt", sagt Helge Bert Grob, Leiter des Würzburger Gartenamts. Vor allem den jungen Bäumen haben die Niederschläge im Juni geholfen. Großen Bäumen, mit ihren tiefgehenden Wurzeln, nutzen solche Sommerregen dagegen wenig, weil diese nicht tief in den Boden eindringen. Ihnen fehlt es an Grundwasser, weil es auch im vergangenen Winter wieder zu wenig geregnet hat. "Deshalb sind auch in diesem Sommer wieder viele alte Bäume vertrocknet", sagt Grob. Genaue Zahlen werden erst im Herbst erhoben.
900 Badewannen Wasser am Tag für die Bäume
Rund 40 Mitarbeiter des Gartenamtes versuchen während Hitzeperioden die Bäume zu retten. Mit zehn Fahrzeugen gießen sie bis zu 135 Kubikmeter Wasser, das sind rund 900 Badewannen, täglich vor allem Jungbäume bis zum dritten Standjahr und immer mehr geschwächte alte Bäume. Unterstützt wird das Gartenamt beim Wässern von externen Firmen.
Betroffene Bäume gibt es zum Beispiel im Ringpark, weil hier Bauschutt und Fels unter der Erdoberfläche liegen. Auch im Sieboldswäldchen ist die dünne Humusschicht Ursache dafür, dass hier die großen Bäume bei Trockenheit besonders wenig Wasser bekommen. Schlechte Standortbedingungen hat auch das Landesgartenschaugelände am Hubland. "Viel Wind, starke Sonneneinstrahlung und felsiger Boden", nennt Grob die dortigen Nachteile.
Neben rund 400 Wassersäcken, die je 100 Liter Wasser speichern und dieses langsam über kleine Öffnungen an die Wurzelballen der Bäume abgegeben, probiert das Gartenamt heuer auch erstmals den Einsatz von Wasserschläuchen aus. Der Vorteil dieser teuren Produkte ist, dass sie einfacher und schneller zu befüllen sind.
Auf 500 000 Euro hat der Stadtrat den Etat des Gartenamtes heuer für die Pflanzung und Pflege der städtischen Bäume aufgestockt. Rund 650 Bäume mussten vergangenen Herbst in Grünanlagen, Friedhöfen und an Straßen gefällt werden. 130 davon wurden bislang ersetzt. Wie viele im Herbst dazu kommen, steht noch nicht fest. Der Aufwand, neue Bäume zu pflanzen und groß zubekommen, wird aber durch den Klimawandel immer größer, denn dieser bedeutet fehlende Niederschläge und steigenden Temperaturen.
Gartenamtsleiter Grob sieht mehrere Auswege: Zum einen werden für Nachpflanzungen in der Stadt der Standort verbessert und die Pflanzgruben vergrößert, damit die Bäume besser wurzeln können. Ein anderer Ansatz sei, so wenig Streusalz wie möglich zu verwenden, welches gerade den Straßenbäumen enorm zusetzt. Ein vielversprechender aufwändiger Lösungsansatz ist die Rückhaltung des Niederschlagswassers in der Stadt. Statt Regenwasser in den Kanal zu leiten, könnte man es speichern und im Wurzelraum der Bäume versickern lassen.