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Würzburg
Zentrale Mensa der Uni Würzburg am Hubland bleibt auch diesen Winter geschlossen: Baumängel immer noch nicht behoben
Es ist eine unendliche Geschichte und der Frust gewaltig: Seit sechseinhalb Jahren wird die Hubland-Mensa saniert. Welche Probleme eine Wiedereröffnung immer noch verhindern.
Es ist angerichtet, die Hubland-Mensa der Universität Würzburg scheint nach ihrer Sanierung startklar. Doch in der Küche gibt es weiterhin massive technische Probleme.
Foto: Patty Varasano | Es ist angerichtet, die Hubland-Mensa der Universität Würzburg scheint nach ihrer Sanierung startklar. Doch in der Küche gibt es weiterhin massive technische Probleme.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 09.09.2024 02:30 Uhr

Das Drama um die zentrale Mensa der Universität Würzburg geht weiter: Nach jahrelanger Generalsanierung bleibt die wichtige Einrichtung auch zum kommenden Wintersemester dicht. Das bestätigt das Staatliche Bauamt Würzburg auf Anfrage. Grund sind ungelöste Probleme mit der Abluft in der Küche. Festgestellt hat man sie bei einem erneuten Probebetrieb in den vergangenen Wochen.

Ursprüngliche Sanierungszeit mehr als verdoppelt

Mittlerweile hat eine ganze Generation von Studierenden an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) die Mensa nicht von innen gesehen. Vor sechseinhalb Jahren, im Februar 2018, war sie zusammen mit der Tiefgarage geschlossen worden. Eigentlich sollten die Arbeiten bis 2021 abgeschlossen sein. Seitdem wurde die Eröffnung Semester um Semester verschoben.

Die Mensa ist ausgelegt auf 1050 Sitzplätze und warme Mahlzeiten für täglich bis zu 4200 Gäste. Sie ist eine wichtige Anlaufstelle nicht nur für Studierende, sondern auch für Beschäftigte der Universität.

Bei der Generalsanierung wurde das markante Gebäude entkernt. Doch von Beginn an war der Wurm drin: Erst sorgte ein Wasserschaden im Untergeschoss, verursacht von einer Baufirma, für Verzögerungen und deutliche Mehrkosten: Aus geplanten 50 Millionen Euro wurden 61 Millionen – davon 43 Millionen Euro für die Mensa, der Rest für die Tiefgarage. Der Freistaat gab das zusätzliche Geld frei.

Dann kamen Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg mit Lieferengpässen und Personalausfällen. Was weiter passierte, sorgt mittlerweile nicht nur für Unverständnis an der Uni, sondern deutschlandweit für Hohn und Spott – unter anderem in Satiresendungen wie Quer und Extra 3.

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Eine endlich für Oktober 2023 geplante Eröffnung wurde kurzfristig abgesagt, weil kurz davor beim Probebetrieb Probleme mit der Lüftungsanlage aufgetreten waren. Sie ist hochkomplex, und eine Art funktionales Herzstück der Mensa. Allein in deren Ausgabebereich gibt es 300 Zu- und Abluftöffnungen, die alle aufeinander abgestimmt werden müssen. Und hier hakt es. Eigentlich sollten die Probleme in den letzten Monaten behoben werden.

Grit Liebau, seit 2022 beim Staatlichen Bauamt Würzburg verantwortlich für den Universitätsbau, klingt am Telefon zerknirscht. Diese Woche musste sie dem Studierendenwerk als Betreiber der Mensa und der Uni-Leitung offenbaren, dass es auch zum Wintersemester 24/25 nichts wird mit der Wiedereröffnung. Hauptgrund ist, dass in der Großküche die Abluft an bestimmten Stellen zu wenig abgesaugt wird. Noch immer. Es gebe Steuerungsprobleme in der Gebäudeleittechnik.

Grit Liebau leitet beim Staatlichen Bauamt Würzburg den Bereich Universitätsbau. Eine Problembaustelle wie die Hubland-Mensa habe sie bisher noch nicht erlebt, sagt sie.
Foto: Thomas Obermeier | Grit Liebau leitet beim Staatlichen Bauamt Würzburg den Bereich Universitätsbau. Eine Problembaustelle wie die Hubland-Mensa habe sie bisher noch nicht erlebt, sagt sie.

Von mehr als 200 festgestellten Mängeln haben die verantwortlichen Firmen laut Liebau bisher gut zwei Drittel abgearbeitet. Zwei Knackpunkte blieben aber ungelöst. "Es geht leider sehr schleppend", sagt die Baudirektorin. Weil manche Firmen nicht nachbessern oder nachrüsten wollten, musste das Bauamt die Arbeiten ausschreiben und neue Unternehmen beauftragen. All dies kostet Zeit.

Steigende Kosten und Einnahmeausfälle bei Studierendenwerk

Handelt es sich um Planungs- oder Ausführungsfehler? Oder beides? Dies wird mit den Firmen höchstwahrscheinlich vor Gericht geklärt. Es dürfte dabei auch um Regressforderungen durch das Studierendenwerk gehen. Die Einnahmeausfälle werden immer größer. Beziffern will sie die Geschäftsleitung nicht, aber man stelle sie gerade zusammen.

Das gilt auch für die Gesamtkosten der Sanierung. Die 61 Millionen Euro werden nicht reichen, über das Bauministerium muss demnächst ein Nachtrag auf den Weg gebracht werden. In welcher Höhe, das will das Bauamt noch nicht sagen.

Markante Architektur: Schon zu ihrer Bauzeit Ende der 70er Jahre wurde die Hubland-Mensa von Studierenden 'Chinatown' genannt. 
Foto: Patty Varasano | Markante Architektur: Schon zu ihrer Bauzeit Ende der 70er Jahre wurde die Hubland-Mensa von Studierenden "Chinatown" genannt. 

Wann die Mensa am Hubland tatsächlich ihren Betrieb wiederaufnehmen kann, weiß derzeit niemand. Uni-Bauchefin Liebau kann ihren Frust kaum verbergen: "Wir können dazu keine fundierte Aussage machen. Leider." Man versuche weiterhin, die Abluftprobleme in der Küche mit Einstellungen und möglicherweise kleineren Umbauten zu lösen.

Enttäuscht ist man auch in der Universitätsleitung. "Zwei Drittel unserer Studierenden sind am Hubland-Campus, wir brauchen diese Mensa!", beschreibt Kanzler Uwe Klug die Dringlichkeit. Die nahe Mensateria auf dem Nord-Gelände könne den Bedarf nur zum Teil auffangen, es komme zu Wartezeiten und mitunter langen Schlangen.

Bald sieben Jahre ohne Mensa: Als "sehr unschön" bezeichnet der Kanzler die Situation, dem Staatlichen Bauamt will er indes keine Vorwürfe machen. Beim Abnehmen der Gewerke seien Probleme aufgetreten, die man nicht habe vorhersehen können. Alle vier bis sechs Wochen lasse sich die Hochschulleitung über die Mängelbeseitigung informieren. Auch Klug übt Kritik an den Firmen: "Sie stellen sich ihrer Verantwortung nicht."

Bei all den fortgesetzten Hiobsbotschaften zur Mensa gab es zuletzt auch eine gute Nachricht: Wenigstens die darunterliegende Tiefgarage konnte im August nach ihrer Sanierung freigegeben werden.

 
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  • Walter Stöckl-Manger
    Na, hier toben sich die bildungsfeindlichen Schichten ja so richtig aus.
    Ansonsten: Failed state...
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  • Barbara Fersch
    was für ein Armutszeugnis! Deutschland schafft sich mehr und mehr ab .
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  • Peter Havel
    ... vielleicht hätte man die Sanierung an einen chinesischen Konzern vergeben sollen, die schaffen es ja in 2 1/2 Jahren einen funktionierenden Großflughafen zu bauen, armes Deutschland, was ist aus dir geworden.
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  • Dietmar Eberth
    Nach nur knapp zehn Monaten Planungs- und Bauzeit ist das erste deutsche Terminal für den Import von Flüssigerdgas (LNG) in Wilhelmshaven eröffnet worden. Man muss halt Prioritäten setzen. Eine Mensa für Studenten ist das vermutlich nicht.
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  • Thomas Hemmerich
    Wenn ich dann auch noch Staatliches Bauamt lese. Die kriegen ja auch keine vernünftige Verkehrsführung in Kitzingen auf der B8 trotz oder wegen der vielen Ampeln auf die Reihe.
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  • Thomas Hemmerich
    Vielleicht eine Fa. aus China mit chinesischen Fachkräften damit beauftragen, dann sollte es in Kürze funktionieren.
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  • Herbert Stapff
    Wenn 6 Jahre lang keiner die Mensa gebraucht hat, denn kein Student ist verhungert, wird sie auch weitere Jahre nicht gebraucht. Also warum dann nicht endlich den Bau beenden, das Steuergeld wäre anderswo besser angelegt.
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  • Ferdinand Heilgenthal
    Tolle Idee! Und die Uni schließen wir auch, die Studenten können ja selbst lernen. Wozu brauchen wir schon Bildungsinfrastruktur?
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  • Susanne Roos
    Natürlich gibt es eine Ausweichmensa. Deren Kapazität ist aber nicht dauerhaft ausreichend.
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  • Michael Alin
    Irgendwie bezeichnend für die Situation in Deutschland.
    Noch nichtmal mittlere Bauprojekte klappen mehr.
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  • Thomas Diener
    Wieviele Krankenhäuser wir in Deutschland retten könnten , wenn wir nicht soviel Geld unnötig
    in Nachbesserungen und irgendwelche Fehler verplempern würden .
    Wer hat eigentlich projektiert , wer hat die Ausschreibung gemacht und warum wird nicht zeitnah überprüft , sodaß die Ansammlung der Fehler gar nicht zustande kommt.
    Das wir ein Lüftungsproblem nicht in die Reihe kriegen , ist wie vieles zur Zeit einfach lächerlich . Hauptsache wir erstellen Statistiken , erhöhen den Bürokratismus und
    keiner muß dann für die Fehler die Verantwortung tragen.
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  • Peter Koch
    Das Problem ist, dass bei öffentlichen Bauvorhaben in der Regel der billigste Anbieter auf Ausschreibungen den Auftrag bekommen muss.
    Das soll Vetternwirtschaft verhindern, bringt aber Vorteile für Pfuscher. Ein elender Teufelskreis ist das.
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  • Walter Seubert
    ...oder man schreibt so aus das sich nicht Hinz und Kunz darauf bewerben können. Das verlangt aber einiges an Detailkenntnissen.
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  • Klaus B. Fiederling
    sollen doch die Studenten die Mensa stürmen und ihr Mittagessen mitbringen und in der Mensa sitzen.
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  • Peter Koch
    Gute Idee!
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  • Dietmar Eberth
    Man muss halt Prioritäten setzen. Plätzchen zum Parken für Autos oder zum futtern von Studenten. In Deutschland hat Auto eindeutig Priorität.
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  • Peter Koch
    Irgendwie haben Sie das Thema verfehlt. Was für eine Note ergibt das?
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  • Dietmar Eberth
    Sie haben den Artikel wohl nicht aufmerksam gelesen? Note 6

    Die unter der Mensa liegende Tiefgarage wurde zum gleichen Zeitpunkt geschlossen und wurde mittlerweile schon wieder eröffnet. Priorität Auto vor Studenten!
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  • Walter Seubert
    Apfel und Birnen vergleichen geht nicht unbedingt.
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  • Peter Koch
    Anscheinend braucht es diese Mensa gar nicht, ansonsten hätten ja schon zigtausende Studierende verhungern müssen.
    Dank miserabler Mensa in Nürnberg habe ich vor 50 Jahren zu kochen lernen müssen. Besser war das und billiger.
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