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Würzburg
Bauchfrei oder in Jogginghose zum Schulunterricht? Wie man in Würzburgs Schulen mit Kleidungsvorschriften umgeht
An einer Schule in Nordrhein-Westfalen werden "unangemessen" gekleidete Schülerinnen und Schüler des Unterrichts verwiesen. Ist so etwas auch in Würzburg möglich?
Unerwünscht: Wer mit Jogginghose an einer Sekundarschule in Wermelskirchen (NRW) erscheint, wird des Unterrichts verwiesen. 
Foto: Jan-Philipp Strobel, dpa | Unerwünscht: Wer mit Jogginghose an einer Sekundarschule in Wermelskirchen (NRW) erscheint, wird des Unterrichts verwiesen. 
Lisa Schmachtenberger
 |  aktualisiert: 13.05.2023 02:29 Uhr

Die Tage werden wieder länger, die Temperaturen steigen – und die Kleidung wird knapper. Mit dem nahenden Sommer erwacht auch wieder die Debatte um angemessene Kleidung in der Schule. Wegen besonders strikter Kleidungsvorschriften geriet kürzlich eine Sekundarschule in Wermelskirchen (Nordrhein-Westfalen) in die Schlagzeilen. "Wichtig bei der Auswahl ist, dass wir niemand anderen damit irritieren", heißt es in der dortigen Kleiderordnung.  

Als unangemessen gelten etwa tiefe Ausschnitte, bauchfreie Oberteile oder Jogginghosen. "Wir werden uns (...) im Einzelfall vorbehalten, Schüler:innen mit unangemessener Kleidung nach Hause zu schicken, um sich umzuziehen und in angemessener Kleidung ihrer Schulpflicht nachzukommen", teilt die Schule in einem Elternbrief mit.  Schülerinnen und Schüler wegen unpassender Kleidung des Unterrichts verweisen – ist das auch ein Thema in Würzburg?

"Wir haben keine Kleiderordnung, nehmen uns aber die Freiheit, vor allem Schülerinnen und ganz selten Schüler auf unangemessene Kleidung aufmerksam zu machen", erklärt Peter Nossol, Schulleiter des Vinzentinums, einer Grund- und Mittelschule. Als unangemessen gelten in diesem Fall zu viel sichtbare Haut und Unterwäsche.

Eine feste Kleiderordnung gebe es aber nicht, da bei rund 200 Schülerinnen und Schülern von den Klassen 1 bis 10 keine Notwendigkeit dazu bestehe. "Die kritische Phase beginnt meist in Klasse 6 und endet mit Klasse 8. Das sind bei uns nur wenige Schülerinnen und Schüler, die haben wir im Blick", so der Schulleiter. Entscheidungen, was als unangemessen gilt und was nicht, werden hier im Einzelfall getroffen.

Keine Kleiderordnungen an Würzburgs Schulen

So hält es auch das Röntgen-Gymnasium. Die Einführung einer Kleiderordnung stand hier nie zur Debatte – vor allem, weil es bis jetzt keinen Bedarf dazu gab. Die stellvertretende Schulleiterin Andrea Schneider legt großen Wert darauf, den Kleidungsstil ihrer Schüler zu respektieren: "Kleidung betrifft auch immer die Persönlichkeit, und wenn man gegen die Kleidung einer Person vorgeht, bezieht sich das auch auf die Person selbst."

Pause am Röntgen-Gymnasium in Würzburg: Eine Kleiderordnung stand hier nie zur Debatte.
Foto: Johannes Kiefer | Pause am Röntgen-Gymnasium in Würzburg: Eine Kleiderordnung stand hier nie zur Debatte.

Jedoch gebe es gewisse Grenzen, die nicht überschritten werden dürften. Dazu zählen unter anderem rassistische und gewaltverherrlichende Symbole oder sehr freizügige Kleidung. Wie ihr Kollege Peter Nossol suche sie dann bevorzugt das Gespräch: "Ich frage meist, was die Person mit ihrem Auftritt bewirken möchte. Die meisten machen sich darüber keine Gedanken."

Dieter Schanzer, Schulleiter der David-Schuster-Realschule Würzburg, setzt in Bezug auf Kleidung besonders auf das Verantwortungsbewusstsein: "Wir gehen davon aus, dass Schülerinnen und Schüler und besonders Eltern wissen, dass es für unterschiedliche Anlässe auch unterschiedliche Kleidung gibt." Bei unangemessener Kleidung weise er die betreffenden Schülerinnen und Schüler direkt darauf hin, nach Hause geschickt werde aber im Regelfall niemand. 

Gespräche als Schlüssel zur Konfliktlösung

Rechtlich gibt es zu Kleiderordnungen an Schulen kaum eindeutige Vorschriften. Im Bayerischen Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen heißt es lediglich dazu: "Die Schülerinnen und Schüler haben alles zu unterlassen, was den Schulbetrieb oder die Ordnung der von ihnen besuchten Schule oder einer anderen Schule stören könnte." Ob eine Kleiderordnung eingeführt wird und wie diese aussieht, liegt also im subjektiven Ermessen der einzelnen Schule.

An der St.-Ursula-Schule Würzburg berichten Schülerinnen, dass beispielsweise bauchfreie Oberteile, Spaghettiträger oder zu kurze Hosen, Kleider und Röcke nicht getragen werden dürften. Zu Schuljahresbeginn würden die Schülerinnen von ihrer Klassenleitung auf die geltenden Kleidungsvorschriften hingewiesen und bei Nichteinhaltung aufgefordert, sich etwas überzuziehen.

Die Schulleitung hingegen erklärte auf Anfrage der Redaktion, es gebe keine festgeschriebene Kleiderordnung. Die Schülerinnen sollten Kleidung tragen, "die für den Arbeitsplatz Schule angemessen" sei, das gelte auch für die Lehrkräfte." Weiter heißt es: "Ein Maßnahmenkatalog oder gar ein Ausschluss vom Unterricht wegen unangemessener Kleidung ist nicht vorgesehen." Wie an der David-Schuster-Realschule setze man auch hier auf Eigenverantwortung von den Schülerinnen und ihren Eltern.

"Kleidung betrifft auch immer die Persönlichkeit, und wenn man gegen die Kleidung einer Person vorgeht, bezieht sich das auch auf die Person selbst."
Andrea Schneider, stellvertretende Schulleiterin Röntgen-Gymnasium

Von Maßnahmen wie in Wermelskirchen hält man an Würzburgs Schulen wenig – für die Schulleiterinnen und Schulleiter zählt vor allem das Gespräch. Peter Nossol greift dabei auch auf Humor zurück: "Gelegentlich ,droht' der Schulleiter, am nächsten Tag auch bauchfrei zu kommen." Auch seine Kollegin Andrea Schneider würde Schüler, die in Jogginghose zur Schule kommen, nicht des Unterrichts verweisen. Trotzdem lege man darauf Wert, den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, wie und wann man sich angemessen zu kleiden habe, so Andrea Schneider: "Eine Jogginghose bei einem Vorstellungsgespräch zu tragen, wäre ein No-Go."

Schulleiter Dieter Schanzer unterstützt die Methoden aus Wermelskirchen ebenfalls nicht. Mit dem Lauf der Zeit ändere sich, welche Kleidung als angemessen gelte, und welche nicht: "Ich nehme wahr, dass momentan Funktionalität und Bequemlichkeit wichtig werden und sich die Mode daran orientiert. Insofern ist die Jogginghose tatsächlich gerade bei jüngeren Menschen zur Selbstverständlichkeit geworden. Schule sollte solche Realitäten akzeptieren."

 
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  • kej0018@aol.com
    Wenn die Mädels aussehen als würden sie anschaffen gehen und bei den Jungs der Hintern aus der Hose guckt ist das einfach Sche*sse anzusehen und gehört NICHT in die Schule.
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  • Mainheini
    Eine einheitliche Schuluniform hilft all diesen Problemen ab. Schule ist Arbeitszeit für Kinder und Jugendliche. Freizeit ist nachmittags nach den Hausaufgaben. Lehrer sind keine Animateure, sondern Ausbilder.
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  • florian.stenger@arcor.de
    Deutschland ist und bleibt in allem möglichen Konservativ. Meistens kommt doch die Bevormundung oder das Tadeln von der Boomer Generation. Last die Generationen Y und Z doch so Leben wie sie es für richtig halten.
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  • l.saubert@web.de
    So funktioniert Zusammenleben aber nicht. Regeln gehören zum gesellschaftlichen Miteinander.
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  • RupNeu@t-online.de
    1. Auch wenn nicht ausdrücklich so benannt, richtet sich das "Unbehagen" doch vorallem gegen die "weibliche" Bekleidung! Ich dachte, da wären wir im 21. Jh. schon weiter!
    2. Deshalb erinnert mich die Diskussion an gewisse Staaten, die wir doch gerade deshalb kritisieren (Frauen sollen sich verhüllen, um Männer nicht "zu erregen")!
    3. Der Vergleich mit Arbeitskleidung hinkt. Schülerinnen/Schüler gehen eben nicht in die Schule "zur Arbeit"; das ist immer mehr auch ein Lebens-/Freizeitraum für sie! Wenn überhaupt sollte man doch über angemessene Kleidung für Lehrkräfte nachdenken.
    4. Ich selbst bin Lehrer und habe mich daran noch nie gestört, "erregt" gefühlt oder "ablenken" lassen. Ich hätte mir das zu meiner Schulzeit in den 70/80ern auch absolut verbeten, wenn mir da einer was gesagt hätte!
    5. Ein Kollege hat mich mal auf eine Schülerin und ihr Oberteil angesprochen. Ich antwortete nur, dass ich beim Unterricht so etwas gar nicht wahrnehme und im Übrigen glücklich verheiratet bin!
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  • dietmar@eberth-privat.de
    "Schülerinnen/Schüler gehen eben nicht in die Schule "zur Arbeit"; das ist immer mehr auch ein Lebens-/Freizeitraum für sie!"

    Der ist wirklich gut. 🤣🤣
    Ist das heute so? Zu meiner Zeit gab's eine Schulpflicht und" Lebens-/Freizeitraum" war woanders.
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  • Oreus
    Alleine der Punkt 5 in Ihrer Aussage impliziert Hintergrund!
    Die Schule ist in meinen Augen genauso wenig ein "Freizeitraum", wie der Arbeitsplatz, oder irgendwelche offizielle Veranstaltungen. Ein gewisser Dress-Code sollte da schon üblich sein.
    Auch im beruflichen Umfeld habe ich das oft erlebt, dass manche Menschen manchmal vergessen, was sie repräsentieren, und was das bewirkt.
    Gegen das Wettrüsten bei der Kleidung von Schülern, die mit den teuersten Klamotten kommen, während die anderen nur C&A kaufen können, hilft in meinen Augen sowieso am besten das weltweit erfolgreiche Konzept der Schul-Uniformen.
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  • l.saubert@web.de
    Kleidung drückt Respekt aus.
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  • Logi
    Die Kleidung wirft auch ein Bild auf die Eltern.
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  • juestel.heinrich@gmail.com
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Wenn mir und meinen Schulkameraden ( keine Mädchen im Gymnasium ) in den 1970ern die Leitung des Gymnasiums Frisur oder Kleidung vorgeschrieben hätte, dann wäre da was los gewesen. Ein Aufruhr, eine Revolution, ein episches Gemetzel.
    Es kann ja wohl nicht sein, dass die Schülerschaft heute Freiheiten verlieren sollte die vor 50 Jahren sogar in der Oberpfalz fast schon selbstverständlich waren.
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  • rolandroesch@web.de
    Einige Mädchen gehen in die Schule als ob sie in ein Bordell arbeiten finden sie das gut?
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  • RupNeu@t-online.de
    @lanalando
    Woher wissen Sie, wie man in einem Bordell gekleidet ist? Ich war da noch nie.
    Nichts für ungut!
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  • rolandroesch@web.de
    Die Frauen präsentieren bestimmt nicht Straßenoutfit, Kunde möchte ja sehen was er mietet. Außerdem sind das ihre Arbeitsklamotten.
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  • daniel.englbauer@churchsol.de
    In den 70ern in der Oberpfalz wäre aber auch niemand auf die Idee gekommen, im bauchfreien Top, in Hotpants oder mit hervorspitzenden BH-Trägern in die Schule zu kommen.
    The times, they are a-changing... Dinosaurier-Erfahrung gilt nicht mehr...
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Ohne BH war in.
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