Der Paukenschlag platzte ausgerechnet am stillen Feiertag in das christliche Bamberg. An Allerheiligen, 1. November 2022, nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch von Erzbischof Ludwig Schick an – zwei Jahre vor der eigentlich geltenden Altersgrenze von 75 Jahren. Er wolle einem jüngeren Nachfolger Platz machen, damit dieser die anstehenden Reformen angehen und auch umsetzen könne, sagte Schick damals. Zu wünschen sei deshalb ein Erzbischof, der noch mindestens zehn Jahre lang im Amt sein könne.

Zum Diözesanadministrator wählte das Domkapitel Weihbischof Herwig Gössl. Seit viereinhalb Monaten leitet der gebürtige Münchner nun kommissarisch die Geschicke des mit 630.000 Gläubigen  fünftgrößten Bistum in Bayern. 2014 hatte Papst Franziskus Gössl zum Weihbischof von Bamberg ernannt - als solcher ist er jetzt einer der möglichen Nachfolgekandidaten. Und mit 56 Jahren ist Gössl zumindest im Sinne Schicks jung genug und könnte noch 19 Jahre lang Erzbischof sein.

Papst entscheidet über Bischöfe in Bayern alleine

Neben dem Bamberger Dom- oder auch Metropolitankapitel erstellen im Prozedere der Bischofsernennung gemäß dem bayerischen Konkordat von 1924 auch die Bischöfe der Freisinger Bischofskonferenz alle drei Jahre Vorschlagslisten, wie der Bamberger Bistumssprecher Harry Luck erklärt. In der Auswahl des Bischofs ist der Papst indes aber völlig frei und nicht an die Listen gebunden.

Beraten wird der Papst von Nuntius Nikola Eterovic, dem bei der Bundesregierung akkreditierten Botschafter des Heiligen Stuhls, sowie dem Präfekten der Bischofskongregation in Rom. Eine Rolle bei der Ernennung dürfte für Papst Franziskus die Lage der Kirche in Deutschland spielen. Der aktuelle Pontifex kommt zwar aus der Befreiungstheologie Lateinamerikas und sieht sich als Stimme der Armen, in den tatsächlichen Reformschritten aber erwies sich Franziskus bisher als Zauderer.

Kandidatenstatus für die Bischöfe aus Passau und Augsburg

Von den Kritikern des Synodalen Weges haben bei Kirchenkennern derzeit zwei Bischöfe Kandidatenstatus: der 57-jährige Stefan Oster aus Passau und der 62-jährige Bertram Meier aus Augsburg. Der Oberpfälzer Oster steht der Priesterweihe für Frauen kritisch gegenüber, lehnte bisher homosexuelle Partnerschaften und deren kirchliche Segnung ab, hält aber verheiratete Pfarrer für möglich. Meier wurde als Diözesanadministrator in Augsburg vor drei Jahren zum Bischof ernannt und galt damals in seiner Heimatdiözese als Versöhner. Eine Erneuerung der Kirche hält er für dringend erforderlich. Gleichzeitig aber plädiert er dafür, Reformen nur im Einklang mit der Weltkirche zu denken.

Spekulationen über Würzburger Bischof Franz Jung 

Dann ist da der 56-jährige Würzburger Bischof Franz Jung, der als moderater Reformer gilt. Er hat sich hinter den Synodalen Weg gestellt und hält die Frauenordination für vorstellbar. Im Ordinariat in Würzburg hieß es im Dezember auf Nachfrage dieser Redaktion von Sprecher Bernhard Schweßinger zur Nachfolge-Frage in Bamberg: Bischof Franz Jung beteilige sich nicht an Spekulationen.

Zu weiteren chancenreiche Bischöfen und Weihbischöfen mit Ambitionen sollen auch der Fuldaer Bischof Michael Gerber (53), der Kölner Weihbischof Ansgar Puff (62) und der Weihbischof von Vechta, Wilfried Theising (63) zählen.

Wird der Benedikt-Vertraute Georg Gänswein der neue Erzbischof?

Neu ins Kandidatenkarussell aufgerückt ist Georg Gänswein. Für den einst mächtigsten Kirchenmann unter Papst Benedikt XVI. sucht Papst Franziskus nach dem Tod des Emeritus eine neue Funktion. Franziskus hatte Gänswein 2020 nach internen Querelen vom Amt des Präfekten des Päpstlichen Hauses beurlaubt. Gut möglich, dass der Papst den Schatten seines Vorgängers in die deutsche Provinz verabschiedet.