Er sieht schräg aus, singt schief und sorgt mit seinen ungewöhnlichen Videoclips auf Instagram gerade für Aufsehen in Würzburg. Doch wer denkt, dass all das nur ein großer Scherz ist, der irrt. "Das ist keine Kunstfigur auf Instagram, sondern ein Teil meiner Persönlichkeit, die ich verstärkt nach außen trage", erklärt Robert Alan. Und genau deshalb will der 38-Jährige auch als Künstler wahrgenommen werden.
Denn hinter dem, was der seit 2016 hauptberufliche Komiker auf der Bühne zeigt, stecke harte Arbeit. "Das Bild vom faulen Künstler, der erst um 14 Uhr aufsteht und den Tag beginnt, stimmt heute nicht mehr", sagt er. Einen Großteil seines Tages verbringe er damit, Inhalte für Instagram zu produzieren. "Ich habe mich lange dagegen gewehrt, mich auf Social Media zu präsentieren, aber wer heute als Künstler gebucht werden will, muss das tun." Der Umgang mit Negativ-Kommentaren falle ihm jedoch nach wie vor schwer und nehme ihm häufig den Spaß an der Arbeit.
Das Lied über den Würzburger Stadtteil Grombühl geht viral
Doch mit der Geburt seines Sohnes im vergangenen Jahr habe das Geld verdienen einen höheren Stellenwert bekommen. Um ausreichend Anfragen für Auftritte in ganz Deutschland zu bekommen, gibt der Würzburger daher inzwischen auch regelmäßig Einblicke in sein Comedy-Programm und seine Songs auf seinem Instagram-Kanal. Dort sieht man hauptsächlich Videoclips von selbst gedichteten Songs, die manchmal mehr und manchmal weniger viel Sinn ergeben. Bei seinem Bühnenprogramm zeige Alan dann eine Mischung aus witzigen Erzählungen, Selbstironie und eben seinen Liedern.
Und genau dort sorgte er erst vor wenigen Wochen für einen echten Hit, mit einem kurzen Ausschnitt aus seinem Liebeslied an den Stadtteil Grombühl. Innerhalb kürzester Zeit sammelte das Video mehrere hunderttausend Aufrufe– auch außerhalb von Würzburg. "Es gibt Leute, die mir geschrieben haben, dass sie Würzburg und Grombühl nicht kennen, das Lied aber geil finden", freut sich Alan. Sein Versprechen, bei einer Million Aufrufen eine Vollversion des Songs herauszubringen, will er nun umsetzen. "Es wäre schön, wenn ich auch Menschen aus dem Stadtteil mit einbinden könnte und vielleicht ein Chor singt oder so."
Würzburger nimmt Ballermann-Hit mit Ikke Hüftgold auf
Es wäre nicht das erste Mal, dass der Würzburger einen seiner Songs im Tonstudio produziert. Erst im April bekam Alan eine Nachricht von Ballermann-Künstler Ikke Hüftgold, nachdem er einen Clip mit den Liedzeilen "Es ist Frühling und alle haben Bock zu bumsen" hochgeladen hatte. "Er hat mich angeschrieben, weil ihm mein Song von vielen zugeschickt wurde." Kurzerhand lud der Ballermann-Star den Würzburger in sein Tonstudio ein, um den Song gemeinsam aufzunehmen, der jetzt in der spanischen Partyhochburg von Ikke Hüftgold hoch und runtergespielt wird.
Und das, obwohl das Ballermann-Klientel eigentlich nicht die Zielgruppe des Künstlers sei. Die Partymusik dort verbinden viele eher mit Alkoholexzessen, frauenfeindlichen Sprüchen und Sexismus. Sind das Werte, für die der Würzburger Künstler steht? Er antwortet mit einem deutlichen "Nein", sagt aber auch: "Es gibt in jedem Genre dunkle Ecken. Im Hip-Hop gibt es auch sexistische Lieder." Man müsse jedoch aufpassen, dass man nicht eine gesamte Musikrichtung abstemple.
Inhalte seines Programms sind auch eine Verarbeitung von Alans Vergangenheit
Ecken und Kanten hat Robert Alan wohl auch. Wirft man einen Blick auf das Instagram Profil des Künstlers, merkt man schnell, dass er in seinen Liedern häufig über Sex oder Drogenkonsum singt. "Das ist wahrscheinlich spannender, als wenn ich über das Kaffee trinken singen würde", erklärt sich Alan den Erfolg seiner Videoclips. So hat das Video mit dem Titel "Kein Koks" beispielsweise zwei Millionen Aufrufe.
Hat er keine Angst, mit dem Singen über Drogenkonsum genau diesen zu verherrlichen? "Ich würde nie dazu aufrufen, dass Menschen Drogen konsumieren sollen", stellt der 38-Jährige klar und verweist auch auf die Kunstfreiheit. Dennoch finde Drogenkonsum in der Gesellschaft statt und auch er habe früher das ein oder andere ausprobiert, sagt er. Mittlerweile gehöre das jedoch der Vergangenheit an. "Für mich ist das auch eine Art, mit meiner Vergangenheit umzugehen."
