
Zugausfälle, überfüllte Wagen, kaputte Klimaanlagen und Toiletten: Viele Bahn-Pendlerinnen und -Pendler zwischen Würzburg und Treuchtlingen leiden seit Monaten unter Problemen, für die vor allem der Betreiber Go-Ahead Bayern verantwortlich ist. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) mit Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) an der Spitze droht mit Vertragsstrafen. Aber reicht das aus, um Abhilfe zu schaffen?
Laut der BEG haben die zuletzt getroffenen Vereinbarungen mit dem Unternehmen schon zu "betrieblichen Verbesserungen" geführt. Unter anderem wurde Go-Ahead verpflichtet, für einen Großteil der Verbindungen das Potsdamer Eisenbahnverkehrsunternehmen WFL als Subunternehmen einzusetzen, zeitnah weitere Lokomotivführer auszubilden sowie die Kommunikation mit der Kundschaft zu verbessern. Das Unternehmen selbst sieht sich, vor allem beim Thema Pünktlichkeit, auf einem guten Weg, wie es in einem aktuellen Newsletter heißt.
Die BEG schreibt auf Anfrage, im Juli habe es "kaum noch eigenverschuldete Zugausfälle" gegeben. Probleme mit den sogenannten Schleifleisten, dem Fahrzeugteil, das die Verbindung mit der Oberleitung herstellt, seien behoben. Sie hätten noch Ende Juni zu zahlreichen Ausfällen und Verspätungen geführt. Genaue Zug-Ausfallquoten für die Monate Mai bis Juli lägen "aus datentechnischen Gründen" noch nicht vor.

Die BEG hält zwar fest, dass die Mehrzahl der Verspätungen in der Verantwortung von Go-Ahead liegt, räumt gleichzeitig aber auch ein, dass die Schieneninfrastruktur, für die die bundeseigene DB Netz AG zuständig ist, zwischen Augsburg und Würzburg nicht die beste ist. Sie habe sich in den vergangenen Jahren als "zunehmend störanfällig" erwiesen, die Zahl der Baustellen sei "spürbar gestiegen".
Landtagsabgeordnete von Grünen und SPD sehen Ministerpräsident Söder gefordert
Unterdessen geht die Debatte weiter, wie mit dem Chaos auf der Strecke politisch umzugehen ist. Die Würzburger Grünen-Abgeordneten Kerstin Celina und Patrick Friedl hatten Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zuletzt aufgefordert, die Probleme zur Chefsache zu machen, Go-Ahead den Auftrag für den Betrieb der Strecke zu entziehen und "per Notvergabe" unverzüglich ein anderes Eisenbahnunternehmen zu beauftragen.
Der Ochsenfurter SPD-Abgeordnete Volkmar Halbleib, der schon zu Beginn des Jahres immer wieder die Probleme der Pendlerinnen und Pendler in seinem Stimmkreis thematisiert hatte, sieht das ähnlich: "Markus Söder darf sich nicht wegducken bei dem von seiner Regierung zu verantwortenden Fiasko für Hunderttausende Fahrgäste", sagt er.
Die "Eskalationsgespräche", die Minister Bernreiter mit Go Ahead geführt habe, reichten nicht aus. Für SPD-Mann Halbleib sind die "massiven Ausfallerscheinungen" mittlerweile auch "Söders Desaster". Notfalls müsse man mit einem neuen Anbieter Verlässlichkeit auf der Strecke Würzburg-Treuchtlingen schaffen.
Probleme mit Go-Ahead als Chefsache: Vorbild Baden-Württemberg?
Kerstin Celina findet, Söder sollte sich ein Beispiel an der grün geführten Landesregierung von Baden-Württemberg und deren Umgang mit dem Schwesterunternehmen Go-Ahead Baden-Württemberg nehmen. Dieses übernahm Ende 2019 unter anderem den Betrieb der sogenannten Frankenbahn Stuttgart-Heilbronn-Lauda-Würzburg. Auch hier gab es massive Schwierigkeiten, weil das versprochene Zugmaterial und Personal fehlten.
Verkehrsminister Winfried Herrmann (Grüne) habe die Probleme sehr frühzeitig zur Chefsache gemacht, sagt Celina. Zwischenzeitlich stand gar zur Debatte, die Strecke vorübergehend für zwei Jahre an ein anderes Unternehmen, eine Tochter der Deutschen Bahn, zu vergeben. Doch dazu kam es letztlich nicht.

Für Hans-Martin Sauter, den Vorstandssprecher des Regionalverbands Hall-Heilbronn-Hohenlohe im Verkehrsclub Deutschland (VCD), habe der Druck seitens der Politik geholfen, die Situation auf der Strecke Stuttgart-Würzburg zu verbessern. Mit dem Ende der Corona-Beschränkungen 2022 würden die Züge der Frankenbahn wieder "verhältnismäßig zuverlässig" fahren, so Sauter. Wenn es Probleme gebe, liege dies hauptsächlich an der teilweise maroden Schieneninfrastruktur.
Wenn der Regionalzug am Bahnhof eine Pinkelpause einlegt
Bahnreisende auf der Strecke Würzburg-Stuttgart sind von der Qualität der gelb-weißen Züge von Go-Ahead-Baden-Württemberg gleichwohl nicht so ganz überzeugt. Zuletzt berichteten Leserinnen und Leser der Redaktion von nicht funktionierenden Toiletten in den Zügen zwischen Würzburg und Stuttgart. Der Lokführer habe Mitleid mit den Reisenden gehabt - und kurzerhand eine zehnminütige "Pinkelpause" am Bahnhof in Heilbronn eingeschoben.
Hinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es, das Land Baden-Württemberg habe Go-Ahead die Betriebserlaubnis für die Strecke Stuttgart-Würzburg 2020 vorübergehend für zwei Jahre entzogen. Das ist jedoch nicht der Fall gewesen. Die Redaktion bittet, den Fehler zu entschuldigen.
Am 10. August um 19:41 Uhr zugestiegen, an einer offenen alten Tür an der Kurbel mit dem Rucksack gleich hängengeblieben und gerissen, ging ja super los.
Ich wollte nun in Uffenheim aussteigen und das Drama ging nun los:
Auf zur ersten Tür => defekt,
dann zur nächsten Tür => defekt,
dann zur übernächsten Tür => zu spät
Der Zug hat sich in Bewegung gesetzt, so dass ich nun 1 Station später aussteigen musste.
Fazit:
Zwar netter Zugbegleiter, jedoch alter Zug mit schönen alten Kurbeltüren, die teilweise nicht Mal funktionieren.
Beim Öffnen musste man Gewalt anwenden.
Mit so einer Qualität wird's definitiv nicht besser. Schade für den Nahverkehr.
Hier läuft es wenigstens halbwegs einigermaßen wieder. Schaut euch bitte mal die Strecke Würzburg - Neustadt/Aisch an, die ja seit Sonntag wieder geöffnet ist. Hier funktioniert teilweise gar nichts mehr. Die Züge haben da teils solche Verspätungen das einige Runden sogar komplett ersatzlos ausfallen. Die Planung ist hier meiner Meinung nach völlig in die Hose gegangen.
Wer ordentlichen Bahnverkehr haben will muß auch bereits ein dafür angemessen zu bezahlen (Schöne Grüße sowohl nach Stuttgart als auch nach München).
So wird das jedenfalls nichts mit der notwendigen Verkehrswende um das Übereinkommen von Paris 2015 zu erfüllen. Zu Erinnerung: das Bundesverfassungsgericht hat es für die Politik als bindend festgeschrieben.