
Eigentlich wären Jasmin und Michael Furkel jetzt schon auf dem Weg Richtung Türkei. Doch es kam etwas dazwischen – wie so oft auf ihrer Reise durch Nord- und Westafrika. "Das ist der Grund, warum wir noch in Marokko sind", sagt Michael Furkel und hält beim Video-Call einen kleinen schwarzen Welpen in die Kamera. Den hätten sie mutterseelenallein auf einer Landstraße mit viel Verkehr aufgegabelt, wo er beinahe überfahren worden wäre, berichtet der Sommerhäuser. Allein könne er auf der Straße nicht überleben. "Deshalb war für uns klar: Den haben wir jetzt erstmal an der Backe", sagt Furkel.
Gemeinsam mit seiner Frau ist er seit sieben Monaten in ihrem VW T3 Syncro Joker unterwegs über Schotterpisten, Dünenlandschaften und Wüstensand. "Wir waren mit dem Bus schon fast überall in Europa", sagt Jasmin Furkel.

Seit 17 Jahren seien sie immer wieder gemeinsam auf Reisen – ob nach Frankreich, Norwegen, Albanien oder in die Fränkische Schweiz. Auch Marokko hätten sie 2022 bereits besucht – natürlich mit dem VW-Bus. Doch eine Reise, die sich über einen so langen Zeitraum erstreckt, das ist neu für das Paar.
Selten läuft auf Reisen alles wie geplant
Denn während sie sonst im Rahmen ihrer Urlaubstage unterwegs seien, hätten sie diesmal ein Sabbatical eingelegt, sagt Furkel. Eines sei allerdings gleich – egal ob Kurztrip oder Langzeitabenteuer: Selten laufe alles, wie geplant. Auch diesmal nicht. Stattdessen hätten die Komplikationen bereits vor dem Reiseantritt begonnen. "Eigentlich wollten wir in den Nahen Osten", sagt Furkel. Doch mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres änderte sich die Situation in diesem Teil der Welt schlagartig. "Wir konnten die Lage nicht einschätzen."
Deshalb gab es eine Planänderung. Statt in Richtung Süd-Osten schlug das Ehepaar – nach einem Zischenstopp in der Heimat über Weihnachten – wieder den Weg in Richtung Süden ein, nach Afrika.

"Das ist kein klassischer Urlaub, das ist anstrengend und bestimmt nicht für alle das Richtige", sagt der Sommerhäuser. Schließlich gelte es Routen zu planen, Stellplätze für die Nacht zu finden und sich um das Auto zu kümmern. "Da gibt es immer wieder neue Herausforderungen", bestätigt Jasmin Furkel.
Schweizer schleppten den kaputten VW-Bus ab
Etwa als sie in Mauretanien, nur 20 Kilometer von der Grenze zum Senegal entfernt, liegen geblieben seien. "Das Problem ist: Da kann einen nicht so einfach jemand abschleppen", sagt sie. Schließlich handle es sich um eines der ärmsten Länder Afrikas und statt mit Autos seien viele Einheimische mit dem Eselskarren unterwegs. "Das zweite Problem: Wir hatten kein Telefon und kein Internet."
Doch dafür hatten Jasmin und Michael Furkel Glück. Denn rein zufällig seien drei Schweizer mit einem Geländewagen vorbeigekommen und hätten ihnen angeboten, sie abzuschleppen. Nicht nur über die Grenze, sondern auch bis zum nächsten Campingplatz. Dort habe gleich die nächste Herausforderung auf sie gewartet, sagt Michael Furkel. Schließlich musste der VW-Bus repariert werden. Und im Senegal die richtigen Teile zu bekommen, sei eine Kunst für sich gewesen.

"Aber auch, wenn man es nicht glaubt, es geht immer irgendwie weiter", sagt Furkel, der normalerweise als Notfallsanitäter arbeitet. Im Senegal hatte das Paar den südlichsten Punkt seiner Reise erreicht und sich dann wieder auf dem Weg zurück in Richtung Norden gemacht.
Naturphänomene sind die Highlights von Jasmin und Michael Furkel
"Es ist schon ein komisches Gefühl für jemanden aus Deutschland, wenn man die Zustände hier sieht", sagt der Sommerhäuser. Etwa in Mauretanien, wo ein Teil der Menschen nicht einmal Zugang zu Trinkwasser hat. "Man lernt, wie verwöhnt man ist." Gleichzeitig erweitere das Reisen im Bus den eigenen Horizont.
"Wir lernen unterwegs wahnsinnig viele Menschen kennen", sagt Jasmin Furkel. Für sie und ihren Mann ein Grund für ihre Reisen mit dem VW-Bus, der mittlerweile auch ein Zuhause für die beiden geworden ist. Aber auch Naturphänomene aus nächster Nähe mitzuerleben, habe für sie einen ganz besonderen Reiz. Bis heute schwärme sie von einer Nacht an einem albanischen Strand vor sechs Jahren, sagt Jasmin Furkel. Dort hätten sie sogenanntes Meeresleuchten beobachten können – und an demselben Abend auch noch einen Kometen am Himmel.
Aber auch die Polarlichter in Skandinavien oder die Flusspferde im Gambia River zu sehen, seien außergewöhnliche Erfahrungen gewesen. So abenteuerlich wie jetzt ging es bei den Furkels allerdings nicht immer zu. "Unsere erste Reise ging an die Nordsee. Nach Sankt Peter-Ording", sagt Michael Furkel und grinst. Erst über die Jahre hätten sie sich an weit entfernte Länder herangetastet.
Ein sparsamer Lebensstil ermöglicht dem Ehepaar die Reisen
"Wir sind jetzt Mitte vierzig und unsere Kinder erwachsen", fügt seine Frau hinzu. Das ermögliche andere Reisen als mit der ganzen Familie. Aber auch ein sparsamer Lebensstil mache solche Abenteuer erst möglich. "Wir haben viel auf die hohe Kante gelegt", sagt Michael Furkel. Umbauten und Reparaturen an ihrem Fahrzeug erledigen sie selbst.

Für die beiden Sommerhäuser geht es vom marokkanischen Küstenort Taghazout nun weiter in den Norden des Landes. Denn trotz einer Flut an gesetzlichen Bestimmungen hätten sie für den bislang namenlosen Welpen einen Besitzer finden können, der ihn in einigen Monaten abholen und auf dem offiziellen Weg mit nach Deutschland nehmen werde, so Furkel.
Deshalb könne ihre Reise nun weitergehen. Noch bis zum Herbst wollen die beiden die Welt in ihrem VW-Bus unsicher machen, bevor es zurück in die Heimat geht. Soweit der Plan. Doch wenn eines sicher ist, dann, dass so eine Reise nie ganz nach Plan laufe, sagt Furkel und lacht.

Campingplatz im Senegal nach der Grenze, die Zebrabar von Martin und Ursula in St. Louis?
Kleine Anmerkung: St.Peter-Ording ist an der Nordsee, nicht an der Ostsee.
sie haben recht. Es muss natürlich "an die Nordsee" heißen. Danke für den Hinweis.
Freundliche Grüße
Anna-Lena Behnke, Redakteurin