
Das Sabbatjahr, neudeutsch auch Sabbatical genannt, wird immer beliebter: Laut der deutschen Sabbaticalstudie der Onlineplattform Wimdu denkt fast die Hälfte aller Deutschen über eine berufliche Auszeit nach. Steffen Hillebrecht, Professor an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen, die Arbeitnehmer und Arbeitgeber für eine Auszeit klären müssen.
Was genau ist ein Sabbatical?
Ein Sabbatical ist eine berufliche Auszeit, die länger als zwei Monate und maximal ein Jahr dauert. Man unterscheidet drei Bereiche: die persönliche Erholung, die berufliche Weiterentwicklung und die familienorientierte Auszeit.

Was sind die entscheidenden Unterschiede?
Die Sabbaticals unterscheiden sich hinsichtlich der Erwartung des Betriebs an seine Mitarbeiter. Sabbaticals zur persönlichen Erholung sind eine soziale Leistung der Betriebe. Mitarbeiter, die in einer Sinnkrise stecken oder an Burnout leiden, nutzen die Auszeit, um über ihre berufliche Zukunft nachzudenken. Oftmals kündigen die Mitarbeiter nach der Rückkehr sogar ihren Job.
Bei der beruflichen Weiterbildung erwartet der Arbeitgeber, dass sich der Mitarbeiter beruflich völlig neu ausrichtet. Ein Marketingmanager könnte zum Beispiel für ein halbes Jahr ein Tierheim leiten. So kommt er auf ganz andere Ideen, die den Betrieb weiterbringen können.
Im familienorientierten Sabbatical ist der Mitarbeiter für die Kindererziehung oder die Pflege eines Familienmitglieds zuständig. Danach steht er dem Betrieb wieder zu 100 Prozent zur Verfügung.
Wie wird ein Sabbatical finanziert?
Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Der Mitarbeiter kann im Voraus Vollzeit arbeiten und währenddessen die erste Hälfte des Gehalts erhalten. In der Auszeit wird dann die zweite Hälfte des Geldes ausgezahlt. Das ist vor allem bei kürzeren Sabbaticals bis vier Monate häufig der Fall. Bei einer unbezahlten Auszeit für längere Zeit ist der Arbeitnehmer auf externe Geldquellen angewiesen. Große Versicherer haben dafür mittlerweile Angebote.
Was muss der Arbeitnehmer im Voraus klären?
Grundsätzlich sollte man die doppelte Vorbereitungszeit einplanen: Ein halbes Jahr Auszeit bedeutet ein Jahr Vorbereitung. In dieser Zeit wird geklärt, ob die Sozialversicherung weiter läuft, ob man die Wohnung behält und wie man das Sabbatical finanziell stemmt. Der Arbeitnehmer informiert den Chef und die Kollegen, da die Vertretung geregelt werden muss. Dient das Sabbatical der beruflichen Weiterbildung, muss man sich vorher die Fragen stellen: Was bringt es mir? Was bringt es meinem Betrieb? Nicht zuletzt sollte man ein Sabbatical auch mit der Familie absprechen, die von dieser Veränderung ebenfalls betroffen ist. "Ein Sabbatical ist ein Prozess: Man wird sich in dieser Zeit verändern", ist Hillebrecht überzeugt.
Was sollte der Arbeitgeber vor dem Beginn des Sabbaticals klären?
Es ist klug, das Sabbatical vorher schriftlich festzulegen. Zeitraum, Dauer und Anlass müssen feststehen. Man darf gegenüber dem Arbeitnehmer keine falschen Hoffnungen wecken: Wenn der Mitarbeiter länger als sechs Monate weg ist, wird der Arbeitsplatz anders besetzt. Zudem muss auch dem Arbeitgeber klar sein, dass sich der Mensch in dieser Zeit verändert. Das ist nicht unbedingt negativ: Wenn der Arbeitnehmer die Auszeit für eine Weltreise genutzt hat, bringt er vielleicht interkulturelle Kompetenzen oder Improvisationstalent mit. Dadurch ist er in einem ganz anderen Bereich einsetzbar. Somit kann das Sabbatical durchaus als Personalentwicklungsinstrument genutzt werden.
Welche Probleme können bei der Rückkehr aus dem Sabbatical auftreten?
Der Arbeitgeber sollte auf jeden Fall ein Rückkehrgespräch führen. Was ist in der Pause passiert? Wie sieht die Karriereplanung jetzt aus? Wurde vielleicht im Betrieb eine Position aufgebaut, die der Mitarbeiter übernehmen könnte? Die Kollegen reagieren über die Rückkehr nicht immer erfreut. Abfällige Kommentare über "den zurückgekehrten Urlauber" sind genauso möglich wie die Angst, dass der Arbeitsplatz streitig gemacht wird. Auch das muss dem Mitarbeiter klar sein.