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Würzburg
Ausstellung zum 16. März 1945: Eine Chronologie der Zerstörung Würzburgs im Zweiten Weltkrieg
Im Oberen Foyer des Würzburger Rathauses zeigt die Geschichtswerkstatt bis zum 31. März eine Ausstellung zur Zerstörung Würzburgs. Was man im Begleitheft findet.
Mit einer Ausstellung im Würzburger Rathaus erinnert die Geschichtswerkstatt im Verschönerungsverein an den 80. Jahrestag der Zerstörung der Stadt durch britische Bomber am 16. März 1945. Die von den deutschen Truppen gesprengte Alte Mainbrücke wurde von den US-Pionieren rasch mit einer Notbrücke versehen.
Foto: Geschichtswerkstatt Würzburg | Mit einer Ausstellung im Würzburger Rathaus erinnert die Geschichtswerkstatt im Verschönerungsverein an den 80. Jahrestag der Zerstörung der Stadt durch britische Bomber am 16. März 1945.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 10.03.2025 02:37 Uhr

In Würzburg lernt man dieses Datum in der Schule: Genau 80 Jahre ist es am 16. März her, dass das alte Würzburg innerhalb von 20 Minuten im Hagel britischer Bomben für immer verschwand. Mehrere tausend Menschen starben sofort oder fielen dem anschließenden Feuersturm zum Opfer, 3000 von ihnen fanden ihre Ruhestätte in einem Massengrab am Hauptfriedhof. Über 90 Prozent der Würzburger Innenstadt lagen in Trümmern.

Die Vorgeschichte und das unmittelbare Geschehen in Würzburg bis zum Kriegsende

Die Geschichtswerkstatt im Verschönerungsverein hatte schon zum 75. Jubiläum im Jahr 2020 eine umfangreiche Ausstellung im Rathaus mit einem einhundert Seiten umfassenden Begleitheft zusammengestellt. Wegen der Corona-Pandemie musste diese aber nach wenigen Tagen wieder abgebaut werden. Zum 80. Jahrestag der Zerstörung ist sie jetzt wieder zu sehen.

Blick durch die Neubaustraße in Richtung Festung Marienberg.
Foto: Geschichtswerkstatt Würzburg | Blick durch die Neubaustraße in Richtung Festung Marienberg.

Auch das Begleitheft gibt es wieder. Themen des Hefts sind die Vorgeschichte und das unmittelbare Geschehen in Würzburg bis zum Kriegsende am 8. Mai 1945. Es bietet umfangreiches Bild- und Textmaterial, das die Autorinnen und Autoren aus einschlägiger Literatur aus den Jahren zwischen 1945 und 2019 zusammengetragen haben.  

Das Begleitheft enthält bislang wenig bekannte Erlebnisberichte und Dokumente

Das Begleitheft schlägt auf 100 Seiten mit Texten, Dokumenten und zahlreichen Fotos einen großen Bogen, der mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 in der Stadt beginnt, über die ersten Deportationen jüdischer Mitbürger weiterführt bis zur Eroberung der Stadt durch US-Truppen im April 1945 und die anschließende Militärverwaltung. "Das Heft will keine vollumfängliche und lückenlose Dokumentation darstellen, beleuchtet aber die Ereignisse neu, ergänzt durch bislang wenig bekannte Erlebnisberichte und Dokumente", schreiben die Autorinnen und Autoren in der Einleitung.

Würzburg ist untergegangen. Es wurde in 20 Minuten ausgelöscht.
Foto: Geschichtswerkstatt Würzburg | Würzburg ist untergegangen. Es wurde in 20 Minuten ausgelöscht.

Abgedruckt sind auch die Durchhalteparolen der Würzburger Nazigrößen. Darunter der Gauleiter Otto Hellmuth, der erst zu "Ruhe, Disziplin und entschlossenem Widerstand" aufrief und anschließend selbst die Beine in die Hand nahm und sich mit seiner Familie in Sicherheit brachte. Er wurde im Mai 1945 verhaftet und 1947 wegen Mordes an einem US-Piloten zum Tode verurteilt. 1948 zu lebenslänglich begnadigt, kam er Anfang der 1950er Jahre frei und erhielt Heimkehrerentschädigung wie ein Frontsoldat. Nach Zeitzeugenberichten soll er bei späteren Besuchen in Würzburg von der Bevölkerung wie ein Held gefeiert worden sein. So steht es im Heft.

Fast 30 Seiten sind mit Erinnerungen und Bilddokumenten von Zeitzeugen gefüllt

Großen Raum gibt die Dokumentation mit Bild und Text den zahlreichen Bombenangriffen auf das Stadtgebiet und deren Höhepunkt am 16. März 1945. Nach diesem Schicksalstag gab es nämlich noch sechs weitere Angriffe, bei denen unter anderem auch Heidingsfeld und zuletzt Unterdürrbach in Schutt und Asche gelegt wurden. Bei diesen Angriffen starben in den letzten Kriegstagen noch zahlreiche Soldaten und Zivilisten. Erst mit der vollständigen Eroberung der Stadt durch die US-Armee am Morgen des 6. April 1945 war die Angst vor dem Tod aus der Luft gebannt, heißt es im Heft.

Eine Kolonne deutscher Kriegsgefangener marschiert in die Gefangenschaft.
Foto: Geschichtswerkstatt Würzburg | Eine Kolonne deutscher Kriegsgefangener marschiert in die Gefangenschaft.

Mit der zweiten Hälfte des Begleithefts beginnt auch die zweite Hälfte der Geschichte. Auf zehn Seiten Bild und Text werden die Eroberung der Stadt durch die US-Armee und die folgenden Geschehnisse dokumentiert.  Die letzten fast 30 Seiten sind mit Erinnerungen und Bilddokumenten von Zeitzeugen gefüllt, wie der Text des damals knapp 15-jährigen Heinz Giesecke, den er extra für die Geschichtswerkstatt verfasst hat. Sie alleine sind schon den Kauf des Begleitheftes wert. 

Gezeigt wird die Ausstellung im Oberen Foyer des Rathauses ab Donnerstag, 6. März, feierliche Eröffnung ist am Dienstag, 11. März, um 17 Uhr. Geöffnet ist sie bis Montag, 31. März, montags bis donnerstags von 8 bis 17.30 Uhr und freitags von 8 bis 13.30 Uhr.  Das Begleitheft zu kaufen gibt es während der Ausstellung im Rathausfoyer montags bis donnerstags zwischen 10.30 und 15 Uhr sowie  in den Buchhandlungen Hugendubel, Knodt und Schöningh.

Der Vierröhrenbrunnen, Ruinen und Trümmer, wo einst der Pulsschlag der Stadt war, links im Bild die heutige Commerzbank.
Foto: Geschichtswerkstatt Würzburg | Der Vierröhrenbrunnen, Ruinen und Trümmer, wo einst der Pulsschlag der Stadt war, links im Bild die heutige Commerzbank.
 
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  • Heike Pauline Grauf
    @Martin Deeg
    Von den Jahren 1949 - 1956 war das ehemalige NSDAP-Mitglied Franz Stadelmayer Oberbürgermeister von Würzburg. Danach wurde er Intendant des Bayerischen Rundfunks. Bei beiden Tätigkeiten hätte er doch sicher genügend Gelegenheit gehabt, Gauleiter Otto Hellmuth und die Bevölkerung, die ihn als "Held" feierte, öffentlich zu brandmarken. Ist hier etwas bekannt? Held wofür eigentlich? Laut Karl-Georg Rötter hat Stadelmayer in seiner Funktion als Oberbürgermeister Gedenkreden zum 16. März gehalten. https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/16-maerz-warum-sich-wuerzburgs-wichtigster-gedenktag-aendern-wird-art-10420874 Mit keinem Wort erwähnt Rötter, dass Stadelmayer früher ein Nazi war. Wie kann ein ehemaliges NSDAP-Mitglied überhaupt Oberbürgermeister werden? Er war früher schlicht Parteigenosse von Hellmuth.
    Ich würde also schließen, sowohl Hellmuth als auch Stadelmayer wären heute nicht bei einer Partei, die einem parteilich verfilzten Medienimperium den Garaus machen will.
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  • Martin Deeg
    ..."Abgedruckt sind auch die Durchhalteparolen der Würzburger Nazigrößen. Darunter der Gauleiter Otto Hellmuth, der erst zu "Ruhe, Disziplin und entschlossenem Widerstand" aufrief und anschließend selbst die Beine in die Hand nahm und sich mit seiner Familie in Sicherheit brachte. Er wurde im Mai 1945 verhaftet und 1947 wegen Mordes an einem US-Piloten zum Tode verurteilt. 1948 zu lebenslänglich begnadigt, kam er Anfang der 1950er Jahre frei und erhielt Heimkehrerentschädigung wie ein Frontsoldat. Nach Zeitzeugenberichten soll er bei späteren Besuchen in Würzburg von der Bevölkerung wie ein Held gefeiert worden sein. So steht es im Heft."...

    In welcher Partei dieser "Held" wohl heute wäre?
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  • Heribert Mennig
    @Herrn Ernst Lauterbach: "... hatte schon zum 75. Jubiläum im Jahr 2020 eine umfangreiche Ausstellung..." Ich halte den Begriff "Jubiläum" in diesem Zusammenhang für unangebracht. Zwei Sätze weiter benutzen Sie richtigerweise den Begriff "Jahrestag". "Jubiläum" ist ja ein Begriff, der für eine Feier der Freude benutzt wird. Kommt ja auch vom Begriff "Jubel".
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  • Heribert Mennig
    Die Ausstellungen sind immer sehr interessant aber auch bedrückend. In der heutigen Zeit sowieso. Ich finde es aber schade, dass diese Ausstellungen immer im Rathaus gezeigt werden, weil diese an die Öffnungszeiten des Rathauses gebunden sind. Man sollte künftig einen anderen Ort wählen, damit auch Berufstätige bessere Chancen haben die Ausstellung zu besuchen. Auch am Wochenende! Den Vorschlag von Herrn Keller, solche Ausstellungen zum Pflichtprogramm für Schulklassen zu machen, finde ich auch sehr gut.
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  • Wolfgang Keller
    Die Ausstellung steht hoffentlich auf dem Pflichtprogramm vieler Schulklassen.
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