Traumhafte Strände des Pazifik, hohe Gebirgsketten der Anden und eine oft unberührte Natur, die den Atem raubt - all das erwartete das Ehepaar Bauer, als es Mitte August 2020 mit vier Kindern in Ecuador ankam. Durch die herzliche Art der Lateinamerikaner sei das Einleben nicht allzu schwer gefallen, berichtet Christoph Bauer, der zuvor in Würzburg am Friedrich-König-Gymnasium als Chemie- und Biologielehrer arbeitete und mit seiner Familie in Höchberg lebte.
In der Nähe von Quito, der Hauptstadt Ecuadors, arbeitet er nun in einem kleinen Ort namens Cumbayá an der Deutschen Schule, dem "Colegio Alemán". Hier werden etwa 1600 Schüler und Schülerinnen unterrichtet, erzählt der Lehrer. Die 1917 gegründete Schule gilt als die älteste private Schule Ecuadors und ist eine der großen deutschen Auslandsschulen.
Spanisch lernen leichter für die Kids
Auch seine Frau Isabelle ist nach dem vierten Kind wieder stundenweise in den Schuldienst eingestiegen. Die beiden sind froh über die tolle Möglichkeit für Lehrer in den Auslandsdienst zu gehen. Denn klar war: "Auswandern ohne vor Ort zu arbeiten, geht nicht." Schon gar nicht mit vier kleinen Kindern im Gepäck. Isabelle Bauer war die einzige in der Familie, die schon Spanisch konnte, denn während ihres Biologiestudiums absolvierte die heute 36-Jährige ein Praktikum in Ecuador und reiste auch auf die zum Land gehörenden Galápagos-Inseln.
"Diese Erfahrung hat bei der Entscheidung ins Ausland zu gehen auf jeden Fall geholfen", erzählt sie während des Heimaturlaubs der Familie in einem Würzburger Café.
Ehemann Christoph und die vier Kinder konnten indes noch kein Spanisch. Während die Kids das jedoch recht schnell und spielerisch gelernt haben, "teilweise sogar im landestypischen Slang", ist es für ihn nicht ganz so einfach. Je älter man werde, desto schwerer sei es, so der 38-Jährige. Eine Zeitlang hatte er einen Spanischlehrer, "mittlerweile lerne ich Spanisch am liebsten über eine App", erklärt er.
Natürlich hatte die Corona-Pandemie auch in Ecuador Auswirkungen auf das Leben vor Ort. "Seit August war ich ganze vier Wochen lang im Präsenzunterricht", berichtet Christoph Bauer, der ursprünglich aus der Region Nördlingen stammt. Allerdings sei das Leben außerhalb der Schulen nicht so eingeschränkt gewesen wie in Deutschland. So sei Reisen zum Beispiel noch möglich gewesen. Und das nutzten die Bauers in jeder freien Minute, um Land und Leute kennenzulernen.
Die große Liebe zur Natur
Auf ihren Ausflügen und Reisen war die Familie von Anfang an von der überwältigenden Natur des Landes begeistert. Durch die verschiedenen Landschaften wie Berge, Wälder, Meer oder Dschungel sei auch die Tier- und Pflanzenwelt ausgesprochen vielfältig. Für die eineinhalbjährige Ronja, die dreijährige Camilla, die sechsjährige Madita und die achtjährige Eleah war besonders toll, als sie an einem Strand zuschauen konnten, wie Tausende von kleinen Meeresschildkröten aus ihren Eiern schlüpften. Ein unvergessliches Erlebnis.
Und: "Es ist beeindruckend, wie die Einwohner ihre Natur schätzen und lieben." Da spiele auch das Verhältnis der indigenen Urbevölkerung zur Natur noch eine große Rolle. Die Göttin Pachamama (Quechua: Mutter Erde) beispielsweise ist wie Christoph Bauer erklärt, die Schöpferin des Lebens und steht für die Fruchtbarkeit des Bodens. "Ecuador spricht der Natur in seiner Verfassung sogar eigene Rechte zu", zeigt er sich beeindruckt.
Da die Hauptstadt Quito etwa auf Höhe des Äquators liegt, "dort, wo Nord- und Südhalbkugel aufeinandertreffen", haben die Bauers nun keinen Winter und keinen Sommer mehr. "Es hat hier tagsüber immer so um die 22 bis 24 Grad. Da kann man sich dran gewöhnen", meint der 38-Jährige. Allerdings gebe es eine Regen- und eine Trockenzeit, ergänzt seine Frau.
Eigene Mentalität auch schätzen gelernt
Die fremde Kultur haben die Bauers lieben gelernt, vor allem die vielen indianischen Einflüsse, die Herzlichkeit und auch Kinderfreundlichkeit der Einwohner. Interessant auch: "Wenn man weit weg ist von zuhause, lernt man plötzlich auch das eigene Land und die eigene Mentalität wieder mehr zu schätzen." Christoph Bauer zählt da beispielsweise die deutsche Pünktlichkeit auf oder auch "die Fähigkeit zu sagen, wenn man etwas nicht weiß oder nicht will". Das nämlich falle den Südamerikanern oft schwerer, "vielleicht, weil sie niemanden verletzen wollen". Aber auch das soziale Auffangnetz in Deutschland hebt Christoph Bauer hervor: "Während es in Deutschland den Staat gibt, der zumindest für das Nötigste sorgt, sind die Menschen hier bis auf wenige Ausnahmen auf sich allein gestellt." Während es eine kleine Schicht gibt, die sehr reich ist, sei der Großteil der Bevölkerung eher arm oder sogar sehr arm.
Eine Mittelschicht gebe es nicht. "Und seit Corona ist die Kluft zwischen arm und reich noch größer geworden. So können heute fast 70 Prozent der Bevölkerung nur mit Nahrungsmittelspenden überhaupt überleben", erzählt Isabelle Bauer. Sie fühlt sich priviligiert, aber das gebe ihr nicht immer ein gutes Gefühl. "Es schmerzt sehr, diese Armut zu sehen, gerade Kinder trifft es hart." Schon kleine Kinder müssen nicht selten mithelfen, den Lebensunterhalt der Familie zu verdienen. "Auch Alkohol, Drogen sowie häusliche Gewalt bestimmen zum Teil ihr Leben", berichtet die 36-Jährige.
Soziales Projekt Kinderheim
Zusammen mit einer weiteren Lehrerin des Colegio Alemán, Julia Gilges, die ursprünglich aus Jülich (Nordrhein-Westfalen) stammt, möchte sie sich sozial engagieren. So besuchten die beiden Frauen das Kinderheim San Vincente de Paul im Zentrum von Quito, das von Nonnen geführt wird. Es wurde 1876 von der Compania de las Hijas de la Caridad gegründet. Aktuell leben dort 74 Kinder im Alter von vier Wochen bis achtzehn Jahren, davon zwanzig unter zwei Jahren.
Die Eltern seien oft noch nicht volljährig, weiß Isabelle Bauer. "Armut, Drogen, Alkohol und auch Vergewaltigungen sind oft die Ursache, warum Kinder zu einem Ort wie dem Kinderheim San Vicente de Paul gebracht und in Obhut genommen werden." Staatliche Unterstützung gibt es nicht, das Heim ist allein auf Spenden angewiesen, schildert die 36-Jährige weiter.
Und sie erfuhr: Durch Corona ist alles noch schwieriger geworden und die Unterstützung für Lebensmittel sowie die oft dringende medikamentöse Versorgung der Kinder ist deutlich zurückgegangen. Auch das Geld für Erzieherinnen, die Köchin, den Hausmeister sowie für notwendige Reparaturen ist knapp." Es fehlt offensichtlich an allem und doch wird jeden Tag alles getan, um den Kindern und Jugendlichen die Chance zu geben, irgendwann ein eigenständiges und erfülltes Leben führen zu können."
Die Fröhlichkeit der Kinder vor Ort berührte die beiden deutschen Frauen sehr, und sie traten einer Organisation bei, die sich für die Ärmsten im Lande, besonders für Frauen und Kinder, einsetzt, die „Damas Alemanas“. Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich, so dass Spenden zu 100 Prozent an die Bedürftigen gehen, beschreibt die vierfache Mutter. Auch an das Kinderheim San Vicente de Paul.
An die eigenen Kinder möchte das Ehepaar Bauer vermitteln, wie wichtig es ist, nachhaltig zu leben. "Wir kaufen zum Beispiel nur Kleidung, wenn wir sie wirklich brauchen", nennt er ein Beispiel. Auch zum Geburtstag und zu Weihnachten gibt es ein bisschen weniger, um den Konsum einzuschränken. "Viel zu haben, macht nicht automatisch glücklich. Wir haben selbst gemerkt, wie schön es gerade jetzt im Urlaub in der Heimat ist, Menschen wiederzusehen, die wir mögen. Dieses soziale Miteinander ist das viel größere Geschenk."
Wegen der Coronazeit, die auch das Leben in Ecuador etwas anders gestaltet hat, möchten die Bauers ihren Auslandsaufenthalt von drei auf fünf Jahre verlängern. Dann soll es - so zumindest der Plan - zurück in die Region Würzburg gehen, wahrscheinlich nach Veitshöchheim.
Unter dem Stichwort „Kinderheime" werden für die Kinder in Ecuador Spenden gesammelt. Mehr Informationen und das Spendenkonto unter www.damasalemanas.de.
....das ist erst mal wirklich gut.
Aber so ganz logisch ist es dann nicht, überhaupt 4 Kinder zu haben.
Ein Auszug aus einem Artikel:
Demnach "belasten" Kinder das Klimakonto der Eltern um durchschnittlich 58,6 Tonnen CO2 pro Jahr. Im Vergleich dazu nehmen sich die 2,4 Tonnen Kohlenstoffdioxid, die ein durchschnittliches Auto pro Jahr produziert, geradezu lächerlich aus. Dabei sind Autos immerhin auf Platz zwei der "Klimakiller".
https://www.infranken.de/ueberregional/klimakiller-nummer-eins-ein-kind-schadet-klima-mehr-als-24-autos-art-2772257