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Sommerhausen
Aus Leidenschaft für edle Brände: Anna Steinmann aus Sommerhausen will erste Deutsche Destillatkönigin werden
Anna Steinmann aus Sommerhausen will mehr als nur edle Brände herstellen. Sie setzt auf einen bewussten Umgang mit Alkohol, um die Destillatkultur zu fördern.
Anna Steinmann aus Sommerhausen möchte deutsche Destillatkönigin werden.
Foto: Gerhard Meißner | Anna Steinmann aus Sommerhausen möchte deutsche Destillatkönigin werden.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 14.10.2024 02:32 Uhr

Deutsche Wein- und Bierköniginnen gibt es schon lange. Nun schickt sich der Bundesverband der deutschen Klein- und Obstbrenner an, erstmals eine Destillathoheit zu küren. Als einzige Bewerberin aus Unterfranken will Anna Steinmann aus Sommerhausen nach der Krone greifen. "Ich hab die Ausschreibung gelesen und mir gesagt, das passt zu mir, da hätte ich wahnsinnig Freude dran", sagt die 25-Jährige. Doch was bewegt eine junge Frau daran, sich ausgerechnet für Hochprozentiges zu interessieren?

Die Leidenschaft für edle Brände wurde Anna Steinmann gewissermaßen in die Wiege gelegt. Ihre Eltern Alexandra und Stefan betreiben in Sommerhausen ein Weingut und bauen Obst an. Eine kleine Schnapsbrennerei zählt seit alters her zum Betrieb. Früher sei dort vor allem Obst verwertet worden, das nicht verkauft werden konnte, erzählt Alexandra Steinmann. Als vor etlichen Jahren der Trend zu immer hochwertigeren Destillaten einsetzte, wollten auch die Steinmanns nicht außen vor bleiben. Alexandra machte eine Berufsausbildung zur Brennerin und entwickelte die Herstellung von Edelbränden und Likören zu einem neuen Standbein des Betriebs.

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Beim "Craft Spirit Festival" in Berlin, der größten deutschen Fachmesse für Spirituosen, erhielt die Hofbrennerei Steinmann 2019 einen ersten Preis für den besten Likör im Wettbewerb, ein Quittenlikör. Seitdem seien viele noble Bars in Berlin und dem Rest der Republik zu festen Kunden der Steinmanns geworden, sagt Alexandra Steinmann.

Anna Steinmann will frischen Wind in die elterliche Hofbrennerei bringen

Anna Steinmann hat zunächst Winzerin im Würzburger Juliusspital gelernt. Gemeinsam mit ihrer Schwester Pauline gründete sie 2018 ihr eigenes kleines Weingut und übernahm ein Jahr später für vier Jahre die kleine Weinbar an der Alten Mainbrücke in Ochsenfurt. Während der Corona-Zeit sei in ihr die Idee gereift, ihrer Mutter nachzufolgen und ebenfalls Brennerin zu werden. "Weil ich Destillate mag und die Welt der Armomen, die dahintersteckt", sagt sie. An der Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg absolvierte sie ihre Ausbildung, dank ihres Winzerberufs auf zwei Jahre verkürzt.

"Grade bin ich dabei, die Hofbrennerei zu übernehmen und frischen Wind reinzubringen", erzählt Anna Steinmann. An der Qualität lasse sich wohl kaum noch etwas verbessern, sagt sie, "aber es braucht einen neuen Pep", etwa beim Design der Etiketten oder beim Marketing. "Vor allem bei jungen Leuten will ich Interesse für edle Destillate wecken."

Doch wie steht sie zu den Gefahren, die vom Alkoholmissbrauch ausgehen? "Es ist ganz wichtig, dass man Edelbrände genießt und seine Grenzen kennt", sagt Anna Steinmann. Dabei ist sie sich sicher, dass gerade hochwertige - und mitunter kostspielige - Destillate zu einem bewussten Umgang mit Alkohol beitragen können. 

Obstbrenner tragen zum Erhalt von Streuobstwiesen und alten Sorten bei

Dabei zählen für Anna Steinmann nicht nur die Endprodukte, sondern die gesamten Zusammenhänge ihrer Herstellung. "Wir brennen nur eigenes Obst, und es wird nur angebaut, um daraus Brände und Liköre zu machen", sagt sie. Dazu zählen auch Obstsorten, die in Vergessenheit zu geraten drohen, wie Speierling, Mispel, Vogelbeere oder Reineclauden. "Das sind alles heimische Früchte, aber wenn sie nicht mehr angebaut werden, sind sie irgendwann nicht mehr heimisch", so Anna Steinmann.

Die meisten Früchte stammen von artenreichen Streuobstwiesen. Vor einigen Jahren erst haben die Steinmanns über einen Hektar Streuobst neu gepflanzt. "Dort wimmelt es vor Insekten und gefühlt jede Vogelart lebt dort", sagt Anna Steinmann. 

Dieses Wissen will Anna Steinmann nun auch in ihre Bewerbung um das Amt der Deutschen Destillathoheit einbringen. Federführend bei der Wahl ist der Landesverband der Klein- und Obstbrenner Nord-Württemberg. Die Aufgabe hat der Bundesverband dem Landesverband übertragen, weil es dort bereits seit 20 Jahren eine Destillatkönigin gibt, sagt ein Sprecher. Bewusst habe man sich mit der Deutschen Destillathoheit für eine geschlechterneutrale Ausschreibung entschieden. Es kann am Ende also auch einen Destillatkönig geben.

Auch Männer können Destillathoheit werden

Vier junge Frauen und ein Mann haben sich für das Amt beworben, so der Verbandssprecher. Am 16. November soll die Wahl in Stuttgart stattfinden. Die Bewerberinnen und Bewerber müssen mit der Arbeit in einer Kleinbrennerei vertraut sein und haben nach geglückter Wahl die Aufgabe, die gesamte Branche deutschlandweit charmant und kompetent zu repräsentieren.

Wie die Wahl genau ablaufen soll, das weiß Anna Steinmann noch nicht. "Vorbereitet habe ich mich, indem ich auf dem Obstacker arbeite, selbst brenne und mit den Kunden rede", sagt sie. Dabei sei es ihr wichtig, nicht nur Fachwissen zu vermitteln, sondern auch zu zeigen, wie viel Arbeit hinter einem guten Edelbrand steckt.

 
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Kommentare
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  • Klaus Grohs
    Also Herr Temming! Ihr Beispiel trifft nicht zu, weil Ihre beiden Produkte ausschließlich hohe Preise haben.
    Bei Schnaps ist die Preisspanner so groß.
    Ein Alkoholkranker wird wohl kaum die Produkte dieser engagierten Schnapsbrennerin erwerben, wenn er es erheblich günstiger bekommen kann.
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  • Peter Kriebel
    Sorry Herr Temming und Herr Freihold, ich teile ihre Sorge nicht.
    ich denke das weder ein Mensch durch so einen Artikel zum Alkoholkonsum angehalten wird, noch das er gar zum Alkoholiker wird.
    Hier geht es um die Leidenschaft einer jungen Frau für hochwertige, regionale Produkte.
    Dies rechtfertigt eine Berichterstattung allemal.
    Die Produktion von hochwertigen alkoholischen Getränken gehört zu Franken nun mal dazu.
    Ob es die Bierregion Oberfranken ist, oder eben die Wein und Spirituosenregion Unterfranken.
    Der verantwortungsvolle Umgang damit, ist wohl jedem Menschen selbst überlassen.
    Niemand wird zum Konsum gezwungen.
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  • Klaus Grohs
    Es handelt sich um einen objektiven Artikel über das Brennereiwesen. Von Werbung kann überhaupt keine Rede sein. Wenn jemand das als solche verstehen möchte, dann ist das sein eigenes Interpretationsproblem.
    Im Übrigen wurde in diesem Artikel auch über das Thema übermäßiger Konsum geschrieben. Es liegt in der Verantwortung eines jeden Einzelnen, wie er damit umgeht. Und: Die Verkaufspreise werden so hoch sein, dass die Wenigsten en gros davon kaufen werden.
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  • Dominik Temming
    Seit wann halten hohe Verkaufspreise von der Sucht ab? (Heroin, Koks)
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  • Jochen Freihold
    Ich teile die Sorge von Leser Dominik Temming, wenn Anna Steinmanns Leidenschaft für Hochprozentiges derart ausführlich kombiniert mit Tüchtigkeit und Charme publiziert wird.

    Da kann es für Unerfahrene, jüngere oder problembehaftete Menschen im Alltag durchaus problematisch werden, das rechte, eben noch gesunde, verträgliche Maß für sich zu finden. Ohne Gefährdung anderer.
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  • Dominik Temming
    Wieso gibt die Mainpost der Alkoholindustrie eine Bühne? Sind ~15.000 Alkoholtote nicht Grund genug, eher auf die Gefahren aufmerksam zu machen anstatt Werbung? Letztens bei Euch noch ein Artikel über Opiatmissbrauch gelesen und jetzt sowas, was noch viel mehr Menschen dahinrafft.

    https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/alkohol#:~:text=Laut%20dem%20Alkoholatlas%202022%20des,ausschlie%C3%9Flich%20auf%20Alkoholkonsum%20zur%C3%BCckzuf%C3%BChren%20sind.
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