
Nach gut drei Jahren Vorbereitung hat an diesem Wochenende in Würzburg das umfangreiche Programm zum Gedenken an den Bauernkrieg vor 500 Jahren begonnen. Das erste von mehr als 60 Events mit dem Motto "Freiheyt 1525 – Freiheit 2025" fand am Freitagabend in der Neubaukirche statt. Beim feierlichen Auftakt sprach der ehemalige bayerische Kultus- und Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle über die Freiheit als Grundbedürfnis des Menschen damals und heute.
Begrüßt wurden die Gäste im Innenhof der alten Universität von historisch gekleideten Frauen und Männern. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Leipziger "Ensemble Sospiratem", das das Publikum mit Gesang und den Klängen alter Instrumente akustisch ins frühe 16. Jahrhundert beförderte. Damals war das schwäbische Städtchen Memmingen der Ausgangspunkt einer Freiheitsbewegung der Bauern und Leibeigenen, die in kürzester Zeit zum Massenaufstand wurde und im Frühjahr 1525 auch Würzburg erreichte.

Die zwölf Memminger Artikel mit den Forderungen der Aufständischen verlas zu Beginn der Schauspieler Martin Liema. Mit dem Veranstaltungsprogramm wolle die Stadt nicht nur an die damaligen Ereignisse erinnern, betonte Oberbürgermeister Christian Schuchardt: "Wir wollen immer auch eine Brücke in die Gegenwart ziehen."
Bauern kämpften auch in Würzburg für heute selbstverständliche Menschen und Freiheitsrechte
Sowohl der OB als auch Uwe Klug, Kanzler der Universität Würzburg, betonten in ihren Grußworten die aktuelle Bedeutung der historischen Geschehnisse. Die zwölf Artikel von Memmingen seien ein "Meilenstein in der Entwicklung von Menschen- und Freiheitsrechten, die wir heute als selbstverständlich betrachten, die es aber immer wieder aufs Neue zu verteidigen gilt."

Auch Ludwig Spaenle, seit 2018 Beauftragter der bayerischen Staatsregierung gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe, zog in seiner Festrede deutliche Parallelen zwischen damals und heute. Vor gut einem Jahr gingen in ganz Deutschland Landwirte und Handwerker bei Massenprotesten gegen die Politik der Bundesregierung auf die Straße. "Wenn wir an die lange Geschichte des Protestes bäuerlicher Schichten in unserem Land erinnern, dann denken wir auch daran", sagte Spaenle.
Kritik an antisemitischen Symbolen bei Bauerndemonstrationen
Heutzutage werden die Proteste online über soziale Netzwerke organisiert. Auch dem Aufstand vor 500 Jahren sei eine mediale Revolution vorausgegangen, so Spaenle, nämlich die Erfindung des Buchdrucks. Druckschriften seien damals zum "Leitmedium einer neuen Zeit" geworden. Vom zentralen Manifest des Bauernkriegs entstanden landesweit innerhalb kurzer Zeit 25 Ausgaben, eine davon in Würzburg. Sie bekundeten den Freiheitswillen der gemeinen Leute. "Wir würden heute sagen: Gefordert wurde eine politische Ordnung, die der Würde des Menschen entsprach."

Der Bauernkrieg stehe, unter anderem wegen der Geschehnisse in und um Würzburg, aber auch für das Scheitern von Diplomatie. Als Florian Geyer, einer der Anführer der Aufständischen, am 9. Mai 1525 zu Verhandlungen nach Würzburg kam, "standen die Zeichen hier bereits auf Eskalation". Würzburgs Bürger hatten sich auf die Seite der Bauern gestellt, die sich laut Spaenle zur Verzweiflung ihrer Anführer nicht bereit zu Kompromissen zeigten und auf Maximalforderungen beharrten: "Wo Verständigung und Kompromiss nicht mehr möglich sind, drohen Spaltung und Eskalation."
Grund zur Nostalgie gibt es nach Spaenles Ansicht beim Gedanken an den Bauernkrieg nicht. Der Blick zurück zeige vielmehr, wie weit sich Deutschland in 500 Jahren entwickelt habe. Das müsse man vor allem denjenigen vor Augen führen, die "an unserer Demokratie zweifeln und sich gegen sie stellen". Er habe keinerlei Verständnis für antisemitische oder andere extremistische Symbole bei den Protesten der Landwirte im vergangenen Jahr, betonte der Antisemitismusbeauftragte.