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Würzburg/Schweinfurt
Atommüll nach Unterfranken? Wo ein Endlager möglich wäre
Weite Teile Bayerns kommen für ein Endlager für radioaktiven Abfall in Frage: Experten der Bundesgesellschaft für Endlagerung nennen jetzt Gebiete - auch drei in der Region.
Wohin mit dem radioaktiven Abfall? Auf der Suche nach einem Endlager stehen bundesweit nun 90 Gebiete zur Debatte.
Foto: Wolfram Kastl, dpa | Wohin mit dem radioaktiven Abfall? Auf der Suche nach einem Endlager stehen bundesweit nun 90 Gebiete zur Debatte.
Aaron Niemeyer
 und  Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:39 Uhr

Insgesamt 90 Gebiete in Deutschland haben nach Erkenntnissen der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) günstige geologische Voraussetzungen für ein Atommüll-Endlager. Ein am Montag veröffentlichter Zwischenbericht der BGE weist auch weite Teile Bayerns als möglichen Standort für ein atomares Endlager aus, darunter sind Gebiete in Unterfranken.

Wie aus einer BGE-Grafik hervorgeht, liegen drei sogenannte Teilgebiete in der Region. Betroffen sind dabei alle unterfränkischen Landkreise. So erstreckt sich ein Gebiet von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg kommend über das westliche Unterfranken und die Rhön nach Thüringen bis nach Brandenburg. Ein zweites liegt südlich davon: Es beginnt in Baden-Württemberg und zieht sich quer durch Franken bis nach Sachsen und Brandenburg. In beiden Gebieten wäre laut BGE eine Endlagerung in unterirdischem Granit denkbar.

Wie ein Geologe die Region als Endlager-Standort einschätzt

Ein drittes Teilgebiet liegt in den Steinsalzvorkommen im sogenannten Werra-Fulda-Becken. Das Gebiet erstreckt sich von Hessen über den Landkreis Rhön-Grabfeld nach Thüringen. Schon früher war das  Salz "im nördlichen Unterfranken" ins Spiel gebracht worden. Doch 2011 ging aus einer Bewertung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sowie des Bayerischen Geologischen Landesamtes hervor, dass die Salzstöcke dort "nicht mächtig genug" seien. Auch die bayerischen Granit- und Tonvorkommen sind laut dieser Analyse als Wirtsgesteine für ein Endlager nicht geeignet.

Professor Hartwig Frimmel, Geologe an der Uni Würzburg, hat ebenfalls Zweifel an der Eignung der Region als Standort: "Unterfranken ist tendenziell ungeeignet für ein Atom-Endlager. Es kommt nicht nur auf die richtigen Gesteinsarten an, sondern auch darauf, wie mächtig und homogen diese sind." So seien etwa die hiesigen Granitvorkommen wegen ihrer robusten Beschaffenheit zwar prinzipiell geeignet. Allerdings seien die tatsächlichen geomechanischen Eigenschaften der Gesteine noch völlig unbekannt. Außerdem lägen sie derart tief in der Erde, dass eine Erschließung mit zu viel Aufwand verbunden wäre.

Staatsregierung spricht von "Glaubwürdigkeitsproblem"

Schon in seiner Zeit als Umweltminister hatte Markus Söder (CSU) betont, Bayern komme aus geologischen Gründen prinzipiell nicht als Endlager-Standort in Frage. Am Montag erklärte der Ministerpräsident, der Freistaat werde das Suchverfahren "kritisch begleiten". Dazu werde die Staatsregierung auch auf eigene wissenschaftliche Expertisen zurückgreifen.

Wie Söder kritisiert auch der amtierende Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) die "Herausnahme" des Salzstocks Gorleben aus der Suche nach einem Endlager: "Das weitere Verfahren hat ohne Gorleben ein Glaubwürdigkeitsproblem." Der niedersächsische Salzstock schied wegen Instabilität als Endlager aus und findet sich nicht auf der BGE-Liste.

Atommüll nach Unterfranken? Wo ein Endlager möglich wäre
"Es wird darum gehen, den Standort zu finden, der das kleinste Übel darstellt."
Professor Hartwig Frimmel, Geologe an der Uni Würzburg

Der grüne Landtagsabgeordnete Patrick Friedl aus Würzburg zeigte sich "geschockt" darüber, dass die Staatsregierung nun Zweifel an dem Verfahren schüre. Zum einen habe die CSU ab 2011 mit Ministerpräsident Horst Seehofer das Verfahren mit auf den Weg gebracht. Außerdem stehe Bayern wie jedes Bundesland in der Verantwortung. Der Freistaat und die regierende "ehemalige Atompartei CSU", so Friedl, seien lange "treibende Kraft hinter der Atomkraft gewesen".

Wo das Endlager einmal entsteht, hänge nicht nur von wissenschaftlichen Abwägungen ab, prognostiziert Geologe Hartwig Frimmel: "Letztendlich wird die Politik die Entscheidung fällen müssen. Den einen optimalen Standort gibt es nicht. Es wird darum gehen, den Standort zu finden, der das kleinste Übel darstellt."

 
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  • A. G.
    wenn söder sagt, das bayern kein geeigneter standort für ein endlager ist, dann macht mir das sorgen.
    dann kann man das zeug ja in franken verbuddeln.
    bei der windkraft ist es ja ähnlich, bayern ist nicht geeignet für solche anlagen, da weht kein wind, in franken sieht das wieder ganz anders aus.

    naja, ein kleines endlager haben wir ja eh vor der haustür, zwischenlager ist ja nur so ne wortspielerei und hört sich besser an.
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  • J. B.
    Wenn das Thema nicht so Ernst wäre könnte man es ja mit etwas Humor nehmen.
    Atommüll - tja wo lagern? warum bringt man den Atommüll nicht ins Weltall und lagert den zB auf dem Mars?
    Äh - geht nicht - den "Mars bringt verbrauchte Energie sofort zurück"
    Also heißt es weiter überlegen - oder vielleicht mal den "hl. Sankt Florian" fragen.
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  • H. S.
    Die Wahrheit ist: Am Ende wird keiner den Atommüll haben wollen, am wenigsten die, die für die Atomkraft waren. Für den Atommüll wird sich dennoch eine Lösung finden: Der Putin wird ihn sicher gerne annehmen, wenn die Bundesregierung nur mit genug Milliarden winkt. Wird dann halt auf die EEG Umlage abgewälzt
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  • G. W.
    Es ist halt so typisch für diese Bayerische Einheitspartei, dass man beim Saustall veranstalten ganz groß dabei ist und Profite einstreicht, aber wenn die Party vorbei ist, dann will bei der CSU keiner mehr was von Atomenergie wissen...
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  • K. F.
    Warum horten wir heute diesen ganzen Atommüll? - Weil wir es von Anfang an gegenüber den gutgläubigen Bevölkerungsmassen nicht so ganz genau genommen haben?
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    Der Oberkaspar der CSU und sein Sein Umweltminister vom Opfloft Koalitionspartner wissen schon jetzt besser als alle Experten was nicht geht.
    Dabei war es gerade die CSU, die die Atomindustrie in Bayern durchprügelte..
    Unerträglich diese bayrische Arroganz. Erst Atomkraftgegner aufs übelste Beschimpfen und sich dann feige aus der Verantwortung stehlen. Solche Kasper sind das letzte, was wir jetzt brauchen.
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    @arcus
    Die Grünen,die uns schon während des Kosovokrieges unser Land sicher in die „Schei…e“ führten werden auch diesmal wieder eine „Lösung“ des Problems parat haben!!Diese Kriegspartei hat ja Erfahrung bei „friedvollen“Castortransporten durchs Land!
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  • A. G.
    glücklicherweise gibt es ja die anti-atomkraft-partei csu.
    die waren schon immer gegen diesen dreck, ich erinnere mich noch gut wie die csu friedlich gegen wackersdorf demonstriert hat.
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  • A. S.
    Hat MdL Friedl schon irgendetwas Zählbares erreicht, seit ihn die Würzburger Ökos statt Oliver Jörg in den Landtag gewählt haben? Er macht zwar auf jeder Fahrrad- und Klima-Demo den Gruß-August und stänkert bei jeder sich bietenden Gelegenheit gegen die CSU, aber das hat er als Nur-Stadtrat auch schon gemacht.
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  • S. F.
    Kann mich noch sehr gut an Wackersdorf erinnern.
    Hier war der "Bayerische Löwe" der am lautesten röhrte für einen Atom-Staat.
    Jetzt ein schwächliches, krankes, desorientiertes Kätzchen das Schutz unter dem Föderalismus der Bundesrepublik sucht.
    Mir kommen die Tränen.
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  • S. K.
    Ja nur her damit, unsere Nachfahren werdens uns danken! traurig
    Aber leider ist der Atommüll nunmal da und muss irgendwo hin..warum nicht nach Sibirien, da ist genug Platz und keinen juckts dort...wird halt nicht billig.
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  • A. G.
    soo schlimm ist das jetzt auch nicht für die kommenden generationen.

    viel schlimmer ist es doch wenn die renten steigen sollen oder neue schulden gemacht werden, das geht nur zulasten der jüngeren und kommenden generationen.
    wird ja seitens der politik immer darauf hingewiesen.

    beim thema atommüll ist das irrelevant.
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  • S. F.
    Habe mich über das hochkomplexe Thema "Endlagerung" mit meiner politischen Freundin MdB Anja Weisgerber mehrfach darüber unterhalten.
    Unser Anja sicherte mir zu, dass brave Wähler der CSU, keine Beängstigungen brauchen, zwecks einer Endlagerung vor ihrer Haustüre.
    Eng wirds für die gottlosen Grüne, Schwule, Lesben, Kommunisten.
    Also Menschen die in Bremen, Berlin oder Hamburg leben.
    Solidarisch mit diesen armen Menschen, stimme ich aus dem fernen Franken das "Steiger-Lied" an.
    Nix füa unguat!
    Ende der Glosse.
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    @ fuchsastefan
    …tut‘s schon weh??
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