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Herrnberchtheim
Archäologie: Keltischen Rundtempel bei Herrnberchtheim entdeckt
Am Bullenheimer Berg sollte eigentlich ein drittes Windrad gebaut werden. Doch das muss warten, denn Archäologen machten eine erstaunliche Entdeckung.
Grabungsleiter David Förster zeigt auf den ehemaligen Rundtempel, auf den nur noch Pfostenstrukturen hinweisen. Die Anlage gewährte auch den Blick auf den Bullenheimer Berg im Hintergrund.
Foto: Gerhard Krämer | Grabungsleiter David Förster zeigt auf den ehemaligen Rundtempel, auf den nur noch Pfostenstrukturen hinweisen. Die Anlage gewährte auch den Blick auf den Bullenheimer Berg im Hintergrund.
Gerhard Krämer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:55 Uhr

Es wirkt alles so unscheinbar auf dem Acker neben einem Wirtschaftsweg. Der Oberboden ist abgeschoben, entstanden ist ein großer Kreis mit einer breiten Zufahrt. So sieht die Fläche, auf der das dritte Windrad bei Herrnberchtheim errichtet werden soll, aus, als sich Archäologen akribisch dem Untergrund widmen. Was sie entdeckt haben, dürfte von herausragender Bedeutung sein: Neben einer kleinen Kreisgrabenanlage entdeckten sie auch einen Rundtempel aus keltischer Zeit. Das macht die Geschichte rund um den Bullenheimer Berg noch spannender.

Der Ort, an dem künftig Windstrom produziert wird, diente so wohl früher eher kultischen Zwecken. Somit steckt nicht nur der Bullenheimer Berg voller Geheimnisse, sondern auch sein Umland. Neben der 1989 von einem Luftbildarchäologen entdeckten Kreisgrabenanlage bei Ippesheim ist die Region nun um eine weitere Besonderheit reicher.

Kultanlage aus der Latènezeit

Im Vorfeld der Errichtung des dritten Windrades bei Herrnberchtheim hatten David Förster und Konstantin Teichmann vom Würzburger Grabungsbüro Teichmann  mit ihrem Team ab Mitte Februar den Fundamentbereich des Windrads, die Kranstellfläche und die Kabeltrasse untersucht. Entdeckt haben sie insgesamt knapp 100 archäologische Strukturen (Befunde). Hiervon entfallen laut Grabungsleiter David Förster lediglich zehn Befunde auf den sich über etwa 650 Meter langen Kabelgraben, die Vielzahl dagegen befindet sich im Bereich des etwa einen Kilometer nordwestlich der Ortsgrenze von Herrnberchtheim gelegenen Standortes des Windrads, angrenzend an die Gemarkung der Martinsheimer Ortsteile Unterickelsheim und Gnötzheim im Landkreis Kitzingen.

Viele Strukturen legte das Grabungsteam frei.
Foto: Gerhard Krämer | Viele Strukturen legte das Grabungsteam frei.

Ein Befund hat die Archäologen elektrisiert. Ein Halbkreis, sichtbar durch Pfostenlöcher: ein Rundtempel. Der Rest liegt noch geschützt unter dem Ackerboden außerhalb des Grabungsbereichs. In seiner Nähe legten die Archäologen die Überreste eines großen quadratischen Neun-Pfostenbaus mit massiven Pfostensetzungen frei. Laut Förster handelt es sich vermutlich um eine spätlatènezeitliche Kultanlage, wobei die Latènezeit in etwa von 450 v. Chr. bis um die Zeit um Christi Geburt reicht.

Rekonstruktionen aus Manching können ein Bild der Anlage bei Herrnberchtheim vermitteln

Eine solche Anlage kennt Förster nur noch einmal in Bayern: Rundtempel und Neun-Pfostenbau lassen sich nämlich gut mit den Befunden aus dem bekannten keltischen Oppidum von Manching vergleichen, in welchem ebenfalls ein Rundtempel neben einem quadratischen Tempelbau gefunden wurde. Die Rekonstruktionen aus Manching können ein gutes Bild der Anlage bei Herrnberchtheim vermitteln.

Beim Rundtempel sind die Pfostensetzungen deutlich und gut erhalten. Sie bilden eine kreisrunde Anlage mit knapp 18 Metern Durchmesser. Die einzelnen Pfosten sind laut Förster regelmäßig im Abstand von zwei bis 2,20 Meter gesetzt. Im Norden, in Richtung Bullenheimer Berg, gibt es eine Lücke. "Das war wohl der Eingangsbereich", vermutet Förster. Zeitlich ordnet er den Tempel um 300 v. Chr. ein.

"Unscheinbar, aber von höchster wissenschaftlicher Bedeutung."
Dr. Christoph Lobinger, Landesamt für Denkmalpflege

Der quadratische Neun-Pfostenbau wird durch massive Pfostengruben mit einem Durchmesser von einen bis 1,20 Meter gebildet. Die außergewöhnliche Größe der Pfosten bis 40 Zentimeter wie auch die direkte Nachbarschaft zum Rundbau lässt nach Annahmen des Grabungsbüros auf eine besondere, sakrale Anlage schließen. Das Gebäude könnte durchaus zweistöckig gewesen sein.

Im Inneren der Kreisgrabenanlage fanden die Archäologen einen kleineren Grubenofen, aus dem sekundär gebranntes keramisches Fundgut der mittleren Bronzezeit geborgen werden konnte.
Foto: Gerhard Krämer | Im Inneren der Kreisgrabenanlage fanden die Archäologen einen kleineren Grubenofen, aus dem sekundär gebranntes keramisches Fundgut der mittleren Bronzezeit geborgen werden konnte.

Direkt neben dem Wirtschaftsweg und von diesem durchstoßen fanden die Archäologen zwei Segmente einer Kreisgrabenanlage, welche einen knapp acht Meter breiten Tordurchlass aufweist. Sie ist deutlich jünger als die große Ippesheimer Anlage, die vor etwa 7000 Jahren entstanden war. Im Inneren der Anlage gibt es einen kleineren Grubenofen, aus dem sekundär gebranntes keramisches Fundgut der mittleren Bronzezeit geborgen werden konnte. Die spärlichen Funde deuten laut Förster auf eine Anlage der Hallstattzeit und somit der älteren keltischen Phase etwa 800 v. Chr. hin.

Keramikscherben und Tierknochen gefunden

Des Weiteren legten David Förster und das Grabungsteam zwei sich überlagernde Vier-Pfostenbauten, Pfostensetzungen ohne erkennbaren Grundrisszusammenhang und eine größere Vorratsgrube frei. Wenige Keramikscherben und kleine Bronzeteilchen sowie Tierknochen bargen die Archäologen. Die werden nun genauso untersucht wie entnommene Bodenproben mit Holzkohleresten, schon allein deshalb, um eine genauere zeitliche Einordnung vornehmen zu können.

Auch ein Tierknochen fand sich zusammen mit einem ortsfremden Stein. Das spricht für eine menschliche Beteiligung.
Foto: Gerhard Krämer | Auch ein Tierknochen fand sich zusammen mit einem ortsfremden Stein. Das spricht für eine menschliche Beteiligung.

Vom Landesamt für Denkmalpflege schaute sich Dr. Christoph Lobinger an der Grabungsstelle um. "Unscheinbar, aber von höchster wissenschaftlicher Bedeutung" schätzt Lobinger die Befunde ein. Er könnte sich vorstellen, nach Abschluss der wissenschaftlichen Bearbeitung eine Informationstafel am Fundort aufzustellen. Sachgebietsleiter Hermann Popp vom Landratsamt regte eine verbindende Darstellung mit der Anlage in Ippesheim an.

 
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  • fabian-koenig@t-online.de
    @hentiger: Ja, das meine ich ja gerade. Es ist mir schon klar, dass diese Pflichten für die Bauherren bestehen - das ergibt sich aus den genannten Normen des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes. Aber die Frage ist halt, wie man sicherstellen kann, dass diese Pflichten auch tatsächlich beachtet werden. Wie gesagt: Wenn etwas zwar gefunden, aber nicht gemeldet wird, wird auch niemals jemand erfahren, dass es gefunden, aber nicht gemeldet wurde. Es sei denn, es kommt zufällig ein Archäologe an der Stelle vorbei.

    Vielleicht muss man hier nicht nur mit der Peitsche, sondern auch mit Zuckerbrot arbeiten. Z.B. mit einer Belohnung in Geld. Denn ansonsten ist ein Fund auf einem Baugrundstück immer nur mit Nachteilen für den Bauherrn verbunden: Die Arbeiten stehen still; die Kranmiete/o.ä. muss trotzdem weitergezahlt werden; ggfs. muss man sich auch noch an den Kosten der Grabung beteiligen; usw.
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    Wen interessiert der alte Kram. Kostet nur Zeit uns Geld. Man sollte seine Energie nach vorne richten uns nicht nach hinten.
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  • fabian-koenig@t-online.de
    Mich interessiert der „alte Kram“. Und noch sehr viele andere Menschen. Aber wenn man keinen Sinn für die Hinterlassenschaften und damit für die Menschen, die vor uns hier gelebt und uns ihr Land hinterlassen haben, damit wir es unseren Nachfolgern ebenso überlassen, hat, der kann so etwas natürlich nicht verstehen. Für mich gibt es nichts faszinierenderes und lehrreicheres als die Errungenschaft unserer Vorfahren. Man kann sehr viel von ihnen lernen, und sei es nur, alte Fehler nicht zu wiederholen. Das ist zB der Sinn des Schulfaches „Geschichte“.
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  • fuchsastefan@web.de
    Ach Gott, Rundtempel mitten in unser Frangn.
    Soll des hess, mir hamm scho vorher Ausländer da ghabbd?
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  • fabian-koenig@t-online.de
    Vielleicht wäre dies ja einmal ein Thema für eine Reportage/Recherche der @Main-Post, wie denn eigentlich in Bayern, insbesondere im Zuge eines Baugenehmigungsverfahrens, sichergestellt wird, dass Funde auch TATSÄCHLICH gemeldet werden bzw. warum das LfD in den einen Fällen tätig wird, in den anderen aber nicht.

    Man muss ja nicht gleich jede Baumaßnahme aktiv begleiten, wie etwa aktuell in Veitshöchheim, bzw. rund um die Uhr überwachen (das würde alle Kapazitäten sprengen). Aber man könnte ja zumindest den Bauherrn in einem separaten Schreiben auf seine nach Art. 8 BayDSchG bestehende Pflicht zur Meldung und zur einstweiligen Belassung von Funden hinweisen, verbunden mit dem Hinweis, dass ein Unterlassen mit einer Geldbuße bis zu 250.000 Euro bewehrt ist, Art. 23 Abs. 1 BayDschG. Vor allem dann, wenn das Bauvorhaben unmittelbar an ein (Boden-)Denkmal angrenzt - worauf man natürlich ebenfalls hinweisen müsste, damit das Schreiben nicht im Papierkorb landet. Alles andere bringt nichts.
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  • fabian-koenig@t-online.de
    (...) Trotzdem lehnt das LfD ein Tätigwerden ab, mit dem schlichten Hinweis, dass dort Funde nicht zu erwarten seien. Auf eine zweite Nachfrage, wie es zu dieser Annahme kommt, wurde erklärt: "Weil das Baugrundstück am früheren Ortsrand von Kist liegt und man dort keine Bestattungen vorgenommen hat." Und das obwohl es um mögliche Funde aus einer Zeit geht, in der es das moderne "Kist" noch gar nicht gab. Und obwohl direkt nebenan in den 1950er Jahren bereits tatsächlich Funde gemacht worden waren - jenes Körpergrab mit den menschlichen Überresten von zwei Personen. Und obwohl sich auf dem betreffenden Baugrundstück bis Ende letztes Jahr mehrere nicht unterkellerte Gadengebäude befanden, die dort mindestens 250 Jahre lang gestanden haben (der Abriss ist für sich schon traurig genug).

    Das allgemeine Problem bei solchen Fällen ist: Zwar ist der Finder zur Meldung verpflichtet. Allerdings wird von einem Fund niemals jemand erfahren, wenn eine Meldung nicht erfolgt. traurig
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  • fabian-koenig@t-online.de
    Mich würde sehr interessieren, wie es überhaupt zu einer Grabung kam. Hatte man vorher schon Hinweise, dass dort etwas im Boden liegen könnte und, wenn ja, welche und woher? Oder war es nur ein Zufallsfund und, wenn ja, wer hat das gefunden und vor allem, wie kam derjenige auf die Idee, dass es sich hier um etwas historisch Bedeutsames handeln muss?

    Diese Fragen stelle ich deshalb, weil ich selbst bereits zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit aus Kist kenne, bei denen das Landesamt für Denkmalpflege von vorneherein nicht beteiligt worden zu sein scheint bzw. es sich trotz mehrerer Hinweise aus der Bevölkerung nicht für ein Tätigwerden interessierte:

    1. Bei der Sanierung des Areals rund um die Pfarrkirche wurden Fundamente und Knochenreste gefunden. Die Knochen landeten, man glaubt es kaum, im Bauschuttcontainer!
    2. Aktuell wird unmittelbar neben einem eingetragenen Bodendenkmal (Körpergrab vor- und frühgeschichtlicher Zeitstellung) im Altort ein Bauvorhaben verwirklicht (...)
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