Schon in vorgeschichtlicher Zeit herrschte eine rege Siedlungstätigkeit rund um die heutigen Ortschaften Bullenheim und Ippesheim. Als um 1980 aus der Luft auf einem Feld zwischen Ippesheim und Herrnberchtheim Verfärbungen entdeckt wurden, ahnte noch niemand, was sich dort verbarg. Neun Jahre später erkannte der Luftbildarchäologe Klaus Leidorf bei einer weiteren Luftaufnahme erstmals die Kreisgrabenanlage. Die gibt es mittlerweile als begehbares Modell. Dieses soll, so der Plan, nun in einem kleinen Gebäude in der Nähe des Fundortes ausgestellt werden.
Aus einem Gespräch zwischen Bürgermeister Karl Schmidt und dem Ippesheimer Gemeinderat Helmut Heitzer über die Kreisgrabenanlage, deren besserer Präsentation und einer möglichen Förderung über das Regionalbudget, das von der Kommunalen Allianz A7 Franken West verwaltet wird, entwickelte sich Fruchtbares. Helmut Heitzer geht als Koordinator das Vorhaben, das über den Heimat- und Weinbauverein läuft, an. Mit im Boot sind die Gemeinderatsmitglieder Christina Alt, Werner Franz sowie Markus Scherer und vom Heimat- und Weinbauverein Manuel Krauß.
Informationszentrum zur Kreisgrabenanlage
Die Idee: Auf einem kleinen Grundstück zwischen Ippesheim und Herrnberchtheim soll zwischen Obstbäumen ein Gebäude aus Holz errichtet werden, das als Informationszentrum zur Kreisgrabenanlage dient. Besucher sollen darin Wissenswertes über die archäologische Besonderheit einer Kreisgrabenanlage erfahren. Immerhin entstand die Ippesheimer Anlage vor rund 7000 Jahren und ist damit etwa 2000 Jahre älter als Stonehenge.
In Helmut Heitzers Worten schwingt dabei schon ein wenig Stolz mit, wenn er über die Anlage spricht. Seines Wissens nach ist sie doch die älteste ihrer Art in Bayern. Zusammen mit der Kreisgrabenanlage in Goseck in Sachsen-Anhalt zählt sie zu zudem den ältesten Anlagen in Deutschland.
Ihre Funktion dürfte astronomischer Natur gewesen sein. Gerne werden solche Anlagen auch als "Sonnenobservatorien" bezeichnet. In Ippesheim jedenfalls war, das haben die Forschungen von Professor Wolfram Schier, mittlerweile Leiter des Instituts für Prähistorische Archäologie in Berlin, ergeben, durch die drei Tore ein Bezug zu bestimmten Sonnenereignissen gegeben: so der Sonnenuntergang zur Tag- und Nachtgleiche und die Sonnenaufgänge zur Sommer- beziehungsweise Wintersonnenwende.
"Ippsi" soll nochmals untersucht werden
Im Zentrum der Anlage fanden Archäologen im März 2002 Überreste eines Skeletts einer etwa 30- bis 35-jährigen Frau, die kopfüber in einem Loch versenkt worden war. Das Skelett bekam von Anfang an den Namen "Ippsi". Dieses soll laut Wolfram Schier nun nochmals nach modernsten Methoden untersucht werden.
Für Helmut Heitzer war klar, dass es keinen Originalnachbau der Anlage, aber ein Modell geben soll. Dass es ein solches bereits gibt, war für ihn eine Überraschung. "Ich war sprachlos vor lauter Freude", gibt Heitzer zu. Denn Schier konnte ihm berichten, dass 2012 für eine Ausstellung des Berliner Exzellenzclusters Topoi ein Modell angefertigt worden sei, welches eine quadratische Fläche von mindestens sieben Mal sieben Meter benötige. Derzeit ist es zerlegt eingelagert in den Räumen der Freien Universität Berlin – und kann abgeholt werden. Dazu gibt es ein Fotopanorama, das vermutlich erneuert werden muss.
Hoffen auf Förderung durch das Regionalbudget
Das Panorama ist es, das Heitzer beschäftigt und weswegen das von der Gemeinde zur Verfügung gestellte Areal für ihn so reizvoll ist. Denn im Inneren des Gebäudes, welche Form dies auch immer einmal haben wird, blickt man auf das Fotopanorama und durch die Fenster auf den Bullenheimer Berg und den Weigenheimer Kapellberg. Am geplanten Standort führen zudem Radwege und der Kunigundenweg vorbei.
Fast hätte die Grauammer, ein Singvogel, die Wahl des Standorts scheitern lassen. Doch laut Aussagen von Fachleuten, die Heitzer sofort konsultierte, sei es nur wichtig, keine Arbeiten während der Brutzeit des Vogels auszuführen.
Helmut Heitzer ist zuversichtlich, dass das Projekt trotz des sportlichen Zeitplans – bis Oktober muss alles fertig sein – zu verwirklichen ist. Wichtig ist für ihn nun, dass es eben gelingt, die Förderung über das Regionalbudget zu bekommen. Dies wäre ein erster, wichtiger Schritt bei der Finanzierung des Projekts, das schon viele Unterstützer hat. Weitere Förderer sind selbstverständlich willkommen – und notwendig.