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Anwohner: 800 Laster und 13 000 Autos täglich sind zu viel
Beim Sommermediengespräch in Unterpleichfeld an der neu ausgebauten B 19: (Von links) Bürgermeister Alois Fischer (Unterpleichfeld), Landrat Eberhard Nuß, Bürgermeister Konrad Schlier (Bergtheim) Bernhard Wallrapp, Leiter der Stabsstelle im Landratsamt, Eric Brückner, Staatliches Straßenbauamt Würzburg und Franziska Gerlach, Leiterin des Geschäftsbereichs Kommunales, Sicherheit und Verbraucherschutz. Foto: Irene Konrad
| Beim Sommermediengespräch in Unterpleichfeld an der neu ausgebauten B 19: (Von links) Bürgermeister Alois Fischer (Unterpleichfeld), Landrat Eberhard Nuß, Bürgermeister Konrad Schlier (Bergtheim) Bernhard Wallrapp, ...
Irene Konrad
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:26 Uhr

Um Wunsch und Wirklichkeit, um Idealvorstellungen und reale Möglichkeiten einer spürbaren Verkehrsentlastung für die Anwohner der Bundesstraße 19 im nördlichen Landkreis ging es beim Sommermediengespräch von Landrat Eberhard Nuß in Unterpleichfeld. Zusammen mit seinem Stabsstellen-Leiter Bernhard Wallrapp und Franziska Gerlach, der Leiterin des Geschäftsbereichs Kommunales, Sicherheit und Verbraucherschutz, war er aus dem Würzburger Landratsamt nach Unterpleichfeld gekommen.

Mit am Tisch im Unterpleichfelder Sitzungssaal waren neben Gastgeber Bürgermeister Alois Fischer auch Bürgermeister Konrad Schlier aus der Nachbargemeinde Bergtheim und Eric Brückner, der Leiter der Abteilung Straßenbau beim Staatlichen Bauamt Würzburg. Sie überzeugten sich vor Ort vom Ergebnis des Ausbaus der Ortsdurchfahrten in Unterpleichfeld und Bergtheim und zogen Bilanz darüber, was „miteinander schon erreicht worden ist“.

Viele kleine Gesprächsrunden

„Unser Schlüssel zum Erfolg waren viele kleine zielführende Gesprächsrunden mit Fachleuten und Entscheidungsträgern“, bedankte sich Nuß bei den Bürgermeistern der betroffenen Dörfer an der B 19, bei den Vertretern der Fachbehörden für „das immer offene Ohr“ und bei den Abgeordneten aus der Region, allen voran Staatssekretär Gerhard Eck.

Auf gemeinsames Beteiben hin sei die Bundesstraße in den Ortsdurchfahrten von Unterpleichfeld und Bergtheim in den Jahren 2015 und 2016 vorzeitig mit einem speziellen lärmmindernden Belag ausgebaut worden. Zur Sicherheit der Fußgänger kam in Unterpleichfeld eine zweite Ampel.

Bald neuer Kreisverkehr

Sie nimmt auch dem talwärts ins Dorf einströmenden Verkehr die Geschwindigkeit. Zur Reduzierung des Tempos soll neben der Verteilung des Verkehrs bald auch ein Kreisverkehr beitragen, der 2018 am nördlichen Eingang von Bergtheim gebaut wird.

Nuß stammt selbst aus Bergtheim. Er kennt die Verkehrsbelastung vor Ort und hat sich schon in den 90er Jahren als Kommunalpolitiker für eine Ortsumgehung eingesetzt. Sie ist nach wie vor das große Ziel der 2013 gegründeten Bürgerinitiative „Verkehrsberuhigung und Ortsumgehung Unterpleichfeld - Bergtheim - Opferbaum - Eßleben“.

Verlegung nicht im Bundesverkehrswegeplan

Eine Verlegung der B 19 im nördlichen Landkreis ist aber im aktuellen Bundesverkehrswegeplan nicht enthalten. Er hat bis zum Jahr 2030 Gültigkeit. Es ist „mehr als fraglich“, ob sie danach in die Planungen aufgenommen und baulich realisiert wird.

Die in den 90er Jahren angedachte Trasse ist aufgrund baulicher Entwicklungen sowieso nicht mehr möglich. Außerdem verkaufen die Landwirte ihre wertvollen Produktionsflächen nicht, die für den Straßenbau und Ausgleichsflächen benötigt würden. „Es ist unmöglich, dass wir von den Bauern Land für eine Umgehungsstraße bekommen“, meint Bürgermeister Schlier.

Ausweitung der LKW-Maut

Am runden Tisch in Unterpleichfeld herrschte Einigkeit darüber, dass künftig zwei Punkte zu einer Entlastung für die Anwohner der B 19 führen werden. Einer betrifft die Ausweitung der LKW-Maut für Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht auf zweispurigen Bundesstraßen zum 1. Juli 2018. Der andere Punkt hängt mit dem sechsstreifigen Ausbau der A 7 zwischen den Autobahnkreuzen Werneck und Biebelried zusammen.

Auf den Druck unterfränkischer Politiker darf das Land Bayern diesen Autobahnausbau bereits bis zur Baureife planen. Seitens des Bundes ist vorgesehen, dass diese Ausbauplanung bis zum Jahr 2030 umgesetzt wird und im Anschluss daran die Investitionsmittel bereitgestellt werden. Auch für den bayerischen Innenminister hat der Ausbau der A 7 eine „herausragende Bedeutung“.

Große Erfolge der Bürgerinitiative

Die Bürgerinitiative darf sich also große Erfolge auf die Fahnen schreiben. Unter dem Vorsitz von Klaus Stuntz hat sie schon viel nachgeforscht, mit den Entscheidungsträgern gerungen, im Februar und März vier große Demonstrationen organisiert, Unterschriften gesammelt und übergeben und mit Veranstaltungen oder Veröffentlichungen informiert. Auch in diesem Jahr hat es regelmäßige Sit-ins mit Informationsständen am Straßenrand gegeben.

Am 15. September um 19 Uhr lädt die Bürgerinitiative zu ihrem nächsten öffentlichen Informationsabend in die Bergtheimer Willi-Sauer-Halle ein. Sie will auf ihre Arbeit zurückblicken, über die Dauerbaustelle auf der A 7 und die Folgen für die B 19 sprechen und den LKW-Durchgangsverkehr in den Blick nehmen. Nach wie vor sind die Laster den Anwohnern der größte Dorn im Auge.

Zu wenig Polizei-Kontrollen

Die Bürgerinitiative sieht in einer Veränderung der LKW-Beschilderung eine effektive und leicht umsetzbare Maßnahme. In der Praxis gebe es zu viele verschiedene Ausnahmeregelungen und zu wenig Kontrollen durch die Verkehrspolizei. 800 Laster und über 13 000 Autos tagtäglich, das sei einfach zu viel. Die BI könnte sich auch eine Tempo-30-Regelung vorstellen.

Bei der Prüfung der Tempo-30-Forderung in den Ortschaften ist das Landratsamt aber am Bundesrecht gescheitert. In den betroffenen Dörfern greife auch die Änderung in der Straßenverkehrsordnung zum Jahresanfang nicht. Der Kindergarten in Unterpleichfeld etwa liege zwar an der B 19, aber sein Eingang ist in einem Hof auf der Rückseite des Gebäudes.

Mehr Sicherheit durch bauliche Veränderungen

Sowohl der Landrat als auch die beiden Bürgermeister bedauern, dass sie die Anwohner in ihrer schwierigen Situation weiter vertrösten müssen auf die Bemautung im nächsten Jahr und den sechsspurigen Ausbau der Ausbau der A 7 frühestens im Jahr 2030. Die baulichen Verbesserungen im Ort hätten aber doch zu Lärmminderung und mehr Sicherheit geführt. „Wir bleiben dran, aber müssen uns an das Recht halten“, nickten alle Verantwortlichen.

Bürgermeister Fischer bekräftigte, dass „die Bürger vor Ort hochbegeistert sind von der neuen Dorfgestaltung“. Der lärmmindernde Belag, die nun planen Kanaldeckel, höhere Gehsteige im Kurvenbereich und die zweite Ampel, all das habe die Sicherheit erhöht. Eine dritte Ampel an der Abzweigung nach Oberpleichfeld würde ihm noch gefallen. Eine weitere Ampelanlage beim künftigen Gewerbegebiet mit seinen fünf Hektar am Ortseingang sei schon in Planung.

B 19 trägt zur Ansiedlung bei

„Die Bundesstraße ist für uns Segen und Fluch“, erläuterte Fischer. Die verkehrsgünstige Lage würde schließlich zur Ansiedlung neuer Bürger und Gewerbetreibender sowie zur Entwicklung der Gemeinde beitragen. Das unterstrich auch Bürgermeister Schlier aus Bergtheim. Die Gewerbetreibenden an der B 19 würden auf den Durchgangsverkehr angewiesen sein.

Der Bergtheimer Bürgermeister kann sich auch den Bau von kommunalen Entlastungsstraßen nicht vorstellen. Für „kleine Umgehungsstraßen“ fehle sowohl der nötige Grundbesitz als auch das Geld in der Gemeindekasse. „Sehr skeptisch“ sei er in dieser Hinsicht, vor allem im Hinblick auf nötige Enteignungen, die „für mich nicht zielführend sind“, so Schlier.

Die „Bürgerinitiative Verkehrsberuhigung und Ortsumgehung“ werde nach wie vor gebraucht, beispielsweise um „den Ausbau der A 7 auf sechs Spuren so schnell wie möglich zu kriegen“. „Wer jetzt leidet, will jetzt Entlastung erfahren und nicht vertröstet werden“, das wissen Landrat Nuß und die beiden Bürgermeister. Aber die rechtlichen Voraussetzungen müssten doch vorliegen.

Blick auf die B 19 und Unterpleichfeld aus Richtung Würzburg. Weitere Ampelanlage am künftigen Gewerbegebiet und an der Abzweigung nach Oberpleichfeld sind für die Gemeinde wünschenswert. Foto: Irene Konrad
| Blick auf die B 19 und Unterpleichfeld aus Richtung Würzburg. Weitere Ampelanlage am künftigen Gewerbegebiet und an der Abzweigung nach Oberpleichfeld sind für die Gemeinde wünschenswert. Foto: Irene Konrad
 
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  • robertkremling@web.de
    Seit 1990 wird diskutiert, diskutiert und diskutiert und .. ist nichts passiert. Aber das ist typisch Politik. Außer, dass ein verschlissener Asphaltbelag und die reingefahrenen Gehsteigkanten erneuert wurden, kam man nicht voran. Warum hat Herr Landrat dies auch nicht weiter forciert? Er wollte damals wie auch noch heute seinen Wählerfreunden nicht die guten Bodenflächen streitig machen, wie auch der jetzige Bürgermeister. Sicher ist ein Flächenverbrauch für Ortsumgehungen immer ein großer Hindernisfaktor, aber für manches überdimensionale Industriegebiet wird an allen Ecken gekämpft. Die B 19 südlich Giebelstadt wird jetzt auch neu asphaltiert obwohl die Umgehung der Ortschaften schon in der Planung fortgeschritten ist. Auch die Bodenqualität ist dort nicht minder als in Unterpleichfeld und Bergtheim. Hallo!! Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
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