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OPFERBAUM
Sit-In für die Ortsumgehung
Protest am Freitagmittag in Opferbaum zur Verkehrssituation auf der B 19 durch die Bürgerinitiative „Verkehrsberuhigung und Ortsumgehung Unterpleichfeld – Bergtheim – Opferbaum – Eßleben“.
Foto: Irene Konrad | Protest am Freitagmittag in Opferbaum zur Verkehrssituation auf der B 19 durch die Bürgerinitiative „Verkehrsberuhigung und Ortsumgehung Unterpleichfeld – Bergtheim – Opferbaum – Eßleben“.
Irene Konrad
 |  aktualisiert: 23.09.2016 03:31 Uhr

Ein Stau am Freitagmittag auf der B 19 im nördlichen Landkreis, das ist nichts Besonderes. Auch am vergangenen Freitag quälten sich die Autos und Lastwagen durch Unterpleichfeld, Bergtheim und Opferbaum. Ein Unfall bei Kürnach hatte diesmal den Stau verursacht – nicht das kleine Sit-In der Bürgerinitiative „Verkehrsberuhigung und Ortsumgehung“, bei dem Polizisten unbegründet wegen einer Anzeige vorbeischauten.

„Wir treffen uns regelmäßig am Freitag zum Austausch“, sagt Michael Wild aus Unterpleichfeld. Dass sich die Mitglieder der BI diesmal mit Bannern und Plakaten auf dem Hof von Werner Sauer am Ortsausgang in Opferbaum getroffen haben, liege an den örtlich wechselnden Treffpunkten. Gestört haben sie den Verkehr nicht. Mit ihrem Sitzen bis auf den Gehsteig und den Plakaten erregte sie - wie beabsichtigt – Aufmerksamkeit.

Anwohner weiter unzufrieden

Die in der Bürgerinitiative engagierten Menschen sind nämlich weiterhin unzufrieden. Die Ortsdurchfahrten in Unterpleichfeld und Bergtheim wurden zwar neu gemacht. Und die Anwohner vertrauen auch dem Versprechen, dass die Opferbaumer und Eßlebener demnächst auch drankommen. Aber ihre Probleme sehen sie durch diesen Ausbau nicht gelöst.

Nach wie vor erwarten sie von den Verkehrsbehörden mehr Kontrollen der Lkw-Fahrer. „Viele sind Maut-Preller auf der A 7“, davon sind die Anwohner überzeugt. Auf der Homepage der Bürgerinitiative ist neu ein Schreiben vom Juli dieses Jahres an die Dienststelle der Polizei Würzburg-Land dokumentiert, in dem die Lkw-Problematik angesprochen wurde.

Im betroffenen Abschnitt auf der B 19 gibt es ein Durchgangsverbot für Lkw über zwölf Tonnen. Täglich würden jedoch weiterhin 800 Lastkraftwagen durch den gesperrten Streckenbereich fahren, der parallel zur A 7 verläuft. Aufgrund einer „75-km-Regelung“ dürfen gewisse Gruppen die Strecke legal nutzen. Viele Speditionsunternehmen würden diesen Auslieferungsradius aber offensichtlich missverstehen oder ihn nicht einhalten.

Lkw-Kontrollen

„Die Polizei hat uns mitgeteilt, dass die Häufigkeit der Lkw-Kontrollen von der allgemeinen Lage und dem täglichen Einsatzgeschehen abhängig ist“, erläutert BI-Vorsitzender Klaus Stuntz. Aber eine Statistik von Lkw-Kontrollen im Großraum Würzburg belegt, dass diese Kontrollen seit 2007 stetig und rapid abnehmen. 2007 sind 2156 Lkw-Kontrollen dokumentiert, 2015 waren es nur noch 807 und 2016 stehen bisher lediglich 151 zu Buche. Dass die Quote der jeweiligen Mautverstöße nur bei etwa fünf Prozent liegt, das können die Kämpfer für eine Verkehrsberuhigung und Ortsumgehung auf der B 19 nicht glauben. Bereits mehrmals seien sie in ihren Privatautos den Lkw von Speditionsunternehmen gefolgt und jedes Mal haben sie eine widerrechtliche Durchfahrt nachweisen können.

Die Lkw-Fahrer hätten ihre illegale Durchfahrt damit verteidigt, dass sie sich von ihrem Navigationssystem leiten ließen. „Wir wollen nun mit verschiedenen Herstellern von Navigationssystemen Kontakt aufnehmen, um deren Software hinsichtlich der gesetzlichen Beschilderungen und Durchfahrtsverboten zu hinterfragen“, gibt sich die Gruppe kämpferisch.

Was die engagierten Frauen und Männer besonders ärgert, ist die Widersprüchlichkeit der Behörden. Die Ortsbeauftragten Peter Wagner aus Opferbaum und Walter Stiller aus Bergtheim erklären es so: „Das staatliche Bauamt will, dass auf der Bundesstraße der Verkehr fließt. Die Straßenbaubehörden in Bayern und beim Bund schieben sich gegenseitig die Verantwortung und die Bälle zu. Und die Politiker versprechen uns Ampeln, Kreisverkehre und Querungshilfen“.

Für mehr Sicherheit

Diese Angebote der Politiker vor Ort hätten die Mitglieder der Bürgerinitiative tatsächlich gern zur Minderung der Geschwindigkeit und Erhöhung der Sicherheit. Genauso gern wie stationäre Geschwindigkeitsmesser mit Fotoauslöser. Diese stationären Blitzer würden automatisch alle zur Kasse bitten, die schneller als 50 Stundenkilometer durch die Dörfer fahren. Zudem würden blinkende Geschwindigkeitsanzeiger ohne Rechtsanspruch die Raser zum Abbremsen anregen.

Der Grund, warum die Anwohner ihren Hilfeschrei an die Politiker und Behörden richten, ist einfach: Die Dorfbewohner fürchten, durch Lärm und Staub krank zu werden. Sie fühlen sich gefährdet wegen des starken Verkehrs und halten die ständigen Motorengeräusche in der Nacht oder beim Sitzen auf dem Balkon oder im Garten nicht mehr aus.

„Wir müssen nachts unsere Fenster schließen, auch bei der größten Hitze“, klagt Werner Sauer. Wer seine Hecke entlang der Straße schneiden will, würde Todesängste ausstehen und könne sich nur dadurch etwas sichern, indem er sich mit seinem eigenen auf der Straße geparkten Auto vor den Rasern und Lkw schützt.

„Der lärmmindernde neue Belag in Unterpleichfeld und Bergtheim ist gut“, bestätigten die Anwesenden des Sit-Ins. Auch die Kanaldeckel würden nicht mehr so scheppern. Aber der Wunsch nach einer großräumigen Ortsumgehung bleibt. Kurzfristig geht es den Anwohnern aber weiterhin vor allem um Verkehrskontrollen, Querungshilfen, Ampelanlagen und Kreisverkehr-Lösungen.

Protest am Freitagmittag in Opferbaum zur Verkehrssituation auf der B 19 durch die Bürgerinitiative „Verkehrsberuhigung und Ortsumgehung Unterpleichfeld – Bergtheim – Opferbaum – Eßleben“.
Foto: Irene Konrad | Protest am Freitagmittag in Opferbaum zur Verkehrssituation auf der B 19 durch die Bürgerinitiative „Verkehrsberuhigung und Ortsumgehung Unterpleichfeld – Bergtheim – Opferbaum – Eßleben“.
 
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