Er kam mit dem Fahrrad zu offiziellen Terminen, posierte in Radlerhose für offizielle Fotos. Armin Amrehn (UWG) hat sich nicht immer angepasst. Das führte manchmal zu Konflikten. Nun scheint der Ärger so groß zu sein, dass er als stellvertretender Landrat zum 1. Februar 2019 zurücktreten wird.
Aufgerieben am Interessenkonflikt
Es ist noch gar nicht so lange her, da übte Landrat Eberhard Nuß ziemlich harsche Kritik an seinem Stellvertreter. Im Oktober ging Nuß vor dem versammelten Kreistag auf die umstrittenen Rodungen für die Erweiterung eines Steinbruchs in Thüngersheim ein. In diesem Zusammenhang bemängelte der Landrat, dass er von seinem Stellvertreter Amrehn, der zudem Kreisvorsitzender des Bund Naturschutzes (BN) ist, nicht frühzeitig über die Rodungen informiert wurde. Der BN hat zwar in einer E-Mail das Landratsamt in Kenntnis gesetzt, die Nachricht wurde aber an den Behördenchef nicht weitergegeben.
Nuß ist gewiss, dass er vieles hätte klären können, wäre er von Amrehn frühzeitig auf die Rodungen in Thüngersheim aufmerksam gemacht worden. Nuß hat im Kreistag auch offen den Interessenkonflikt angesprochen, zwischen denen sein Stellvertreter ständig steht - die Angelegenheiten der Kreisbehörde auf der einen und die Interessen des Bund Naturschutzes auf der anderen Seite. Amrehn hat sich letztlich bei Nuß dafür entschuldigt, dass er nicht mit ihm gesprochen hat.
Es ist genau dieser Zwiespalt, an dem sich Amrehn aufgerieben hat. In einem Brief an Nuß schreibt er: "Allerdings wurde mir von Ihnen in meiner Funktion als Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz vermehrt Wegducken und Verstecken vorgeworfen, wenn ich mich bei Themen, die das Landratsamt betrafen, nicht öffentlich geäußert habe. Diese Kritik habe ich sehr persönlich genommen. Diese Situationen sind nicht spurlos an mir vorüber gegangen."
Kein leichter Rücktritt
Amrehn sei die Entscheidung nicht leicht gefallen. "Ich habe diese Funktion mit sehr viel Freude und Leidenschaft in meiner Freizeit ausgeübt", schreibt er. "Meine Aufgaben habe ich immer zu hundert Prozent zum Wohle der Bürger erledigt und bekam sehr positive Rückmeldungen. In diesem Sinne übernahm ich Verantwortung und traf Entscheidungen."
Vor allem in den vergangenen Jahren sei es immer schwieriger geworden, beide Ämter auszuführen, so Amrehn. Der Umweltskandal im Schotterwerk Aub, die umstrittenen Rodungen in Thüngersheim, andere Naturfrevel - Amrehn stand stets zwischen den Stühlen. Das sieht auch der Sprecher der UWG-Fraktion im Würzburger Kreistag, Hans Fiederling, so. "Es gab Situationen, da stand er zwischen drin." Die Fraktion habe Amrehn die Entscheidung selbst überlassen. "Wir haben ihn nicht dazu gedrängt", betont Fiederling und weiß, dass die Ämter als BN-Vorsitzender und stellvertretender Landrat schwierig miteinander zu verbinden seien. "Aus unserer Sicht hat er diese Tätigkeit sehr gut ausgeführt." Und er ergänzt: "An Stelle des Landrats hätte ich Amrehn nicht öffentlich kritisiert."
Ernst Joßberger soll Amrehns Nachfolger werden
Landrat Nuß bedauert die Entscheidung seines Stellvertreters. "Allerdings kann ich den von ihm genannten Interessenskonflikt der beiden Ämter – Kreisvorsitzender des BN und stellvertretender Landrat – in manchen Situationen nachvollziehen und respektiere seine Entscheidung. Ich danke ihm für seinen engagierten Einsatz in den vergangenen fünf Jahren, in denen er den Landkreis Würzburg bei zahlreichen Terminen gut vertreten hat."
Amrehn kandidierte 2014 für das Amt des Landrats. Nach der Wahl schlug ihn seine Fraktion als einen der vier Landrats-Stellvertreter vor. Amrehns Nachfolger soll Ernst Joßberger werden. Der ehemalige Günterslebener Bürgermeister soll am 18. März vom Kreistag zum stellvertretenden Landrat gewählt werden.