Wenn SPD, Grüne und FDP in der nächsten Woche die Koalitionsgespräche für eine neue Bundesregierung starten, dann sitzen zwei Bundestagsabgeordnete aus Unterfranken mit an den Verhandlungstischen: Manuela Rottmann von den Grünen und Andrew Ullmann von der FDP. Ob beide damit auch für Kabinettsposten in Frage kommen, bleibt Spekulation.
300 Fachexpertinnen und -experten an den Verhandlungstischen
Die Ampel-Koalitionäre tagen in 22 Arbeitsgruppen in Berlin. Bis Ende November wollen sie die Inhalte eines gemeinsamen Koalitionsvertrages erarbeiten, Mitte Dezember soll Olaf Scholz (SPD) dann zum Bundeskanzler gewählt werden. Bis es soweit ist, steht für die rund 300 Fachexpertinnen und -experten, die von ihren Parteispitzen in die Verhandlungsteams berufen worden sind, einiges an Sacharbeit an.
Juristin Rottmann, die in Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen) zu Hause ist, gehört zu den wenigen Politikerinnen und Politikern, die gleich in zwei Arbeitsgruppen (AG) mitdiskutieren: in der "AG Gute Lebensverhältnisse in Stadt und Land" sowie in der "AG Innere Sicherheit, Bürgerrechte, Justiz, Verbraucherschutz, Sport". Gerade in letzterer dürfte es munter zugehen, schicken doch die künftigen Partner unter anderem Noch-Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) und den wortgewandten Noch-Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Kubicki (FDP) in die Runde.
Fragt man die Grünen-Abgeordnete, was sie von den Koalitionsgesprächen erwarte, gibt sie sich schmallippig. "Viel Arbeit", lautet ihre Antwort. Es sei Vertraulichkeit vereinbart worden, und daran wolle sie sich halten. Bekannt ist, dass Rottmann bürgernaher Verbraucherschutz ein wichtiges Anliegen ist. Und auch beim Thema gleichwertige Lebensverhältnisse hat sie sich immer wieder zu Wort gemeldet. Rottmanns Credo dabei: Kommunen brauchen Beinfreiheit, es muss nicht alles in Berlin geregelt werden.
Andrew Ullmann, der Medizinprofessor aus Würzburg, wurde - das ist keine Überraschung - für die "AG Gesundheit und Pflege" nominiert und trifft dort unter anderem auf - auch das ist keine Überraschung - den SPD-Experten Karl Lauterbach. Was die Inhalte betrifft, ist er zurückhaltend wie Rottmann. Er freue sich auf "konstruktive Gespräche, damit es endlich vorwärts geht", sagt Ullmann. In der Pflege- und Gesundheitspolitik seien "viele dicke Bretter" zu bohren. Es gehe dabei unter anderem um Qualität, Erreichbarkeit und Finanzierung.
Angesichts der hervorgehobenen Position bei den Koalitionsverhandlungen stellt sich die Frage, ob die in den Arbeitsgruppen Verhandelnden auch schon potenzielle Ministerinnen, Minister, Staatssekretärinnen und Staatssekretäre sind? "Die Inhalte haben jetzt Vorrang", betont Rottmann. "Wer die Politik am Ende nach außen vertritt, ist doch sekundär", versichert Ullmann.
Möglicher Forschungsminister Andrew Ullmann?
Dabei kursiert der Name des FDP-Bundestagsabgeordneten aus Würzburg schon auf einem Papier, das derzeit in politischen Kreisen die Runde macht. Darauf zu lesen sind die künftigen Ministerien, versehen mit möglichen Kandidatinnen und Kandidaten. Demnach könnte Ullmann Bundesminister für Forschung und Bildung werden. Er selbst sagt, er habe davon gehört - es gebe aber keinerlei Grundlage für diese Spekulation. "Über Personal ist mit Ausnahme des Finanzministeriums bei uns noch nicht gesprochen worden."