
Der Duft und die Geräusche, die aus der Küche dringen, schaffen eine heimelige Atmosphäre bei Familie Waez-Jaber. Es ist eine Tradition, die sich hier in der Wohnung in Würzburg zweimal im Jahr wiederholt. Die Familie bereitet gerade Gebäck vor für den sogenannten "Al-Eid" vor, für das Opferfest.
Mutter Nadine Jaber übernimmt das Kommando und verteilt die Aufgaben. Wenn es um die Rezepte ihrer Großmutter geht, ist sie streng. Heute backen alle Kekse mit Mandeln, Pistazien und Kokos. Außerdem bereitet Nadien Jaber Hbub vor, eine Art Milchreis mit Nüssen bestreut.

Ab diesem Sonntag, 16. Juni, feiern Musliminnen und Muslime den sogenannten "Eid al-Adha", bekannt als das Opferfest. Wie alle Feste im Islam findet es jedes Jahr an einem anderen Tag statt, da es sich nach dem Mondkalender richtet.
Das Opferfest ist für die Familie und viele andere Muslime eines der wichtigsten Feste
Das Wort "Eid" bezeichnet im Arabischen ein Fest. Neben dem Zuckerfest ist der "Eid-Al-Adha" das zentrale islamische Fest. Ein Feiertag reicht deshalb nicht aus: Muslime feiern das Opferfest vier Tage lang.
Das Fest habe für die muslimische Gemeinschaft eine ähnliche Bedeutung wie Weihnachten für Christen, sagt Eyad Waez. Der 52 Jahre alte Bauingenieur lebt seit neun Jahren in Würzburg. Wenn er vom Opferfest erzählt, erinnert er sich auch daran, welche Vorbereitungen dafür seine Familie in ihrer Heimat Syrien immer traf.

Ein Monat im Voraus beginnen in seinem Heimatland schon die Vorbereitungen: Eltern kaufen neue Kleidung und Schuhe für die Kinder. Das ist einer der wichtigen Bestandteile des Festes. "Jedes Kind bekommt etwas Neues zum Anziehen, anders geht es nicht", sagt Eyad Waez.
Seine Frau Nadine Jaber sieht die beiden Söhne liebevoll an und grinst. "Die Kinder dürfen erst am Tag vor dem Fest sehen, was sie geschenkt bekommen. Es soll eine Überraschung sein", sagt die 49-Jährige, die für ein Tiefbau-Büro in Würzburg arbeitet. Sie scheint den Geschmack ihrer Söhne gut zu kennen. Riyad, der ältere, blickt seine Mutter schmunzelnd an und sagt: "Ich habe immer schon vorher gewusst, was du uns zum Opferfest gekauft hast."
Riyad Waez ist inzwischen 22 Jahre alt und studiert an der Universität Würzburg Künstliche Intelligenz und Data Science. Hadi ist 17 Jahre alt und geht noch aufs Gymnasium. Er könne sich nicht mehr an ein Opferfest in Syrien erinnern, sagt der Schüler. Er war fünf Jahre alt, als die Familie ihr Heimatland wegen des Krieges verlassen musste.
In Syrien gehörte zum Opferfest die ganze Familie dazu
Ähnlich wie beim christlichen Weihnachtsfest beginnt das Opferfest im Islam mit einem Besuch des Gotteshauses am Morgen. Der Imam hält eine Rede, in der er die Menschen oft daran erinnert, sich zu versöhnen.
In zahlreichen Familien gehört der Besuch der Moschee an diesem Tag fest dazu – auch bei Familien, die sonst nie in die Moschee gehen. "Es bietet sich die Möglichkeit, mit Personen in Kontakt zu treten, mit denen man seit längerer Zeit keinen Austausch mehr hatte", sagt Eyad Waez.

Nach dem Besuch der Moschee wird der Friedhof aufgesucht, um an Verstorbenen zu denken und Blumen niederzulegen. "Die wahre Bedeutung des Festes für uns ist das Beisammensein mit der großen Familie", sagt Nadine Jaber.
In ihrer kleinen Küche kocht sie Kaffee und erzählt, wie die Familie das Opferfest in Syrien beging. Damals gehörte es selbstverständlich dazu, dass sich die gesamte Familie bei den Großeltern traf, um gemeinsam zu essen.
Riyad erinnert sich, wie Kinder immer etwas mehr Taschengeld als üblich bekamen – als Zuschuss von den Großeltern. Zur Zeit des Opferfestes gab es immer Volksfeste, auf denen die Kinder ihr Geld ausgeben durften. Die Mutter lacht und erzählt, wie sie damals das Geld der Kinder verwaltete: "Das musste man dosieren." Die Söhne hätten sonst ihr gesamtes Geld in kürzester Zeit für Spiel und Spaß ausgegeben.
Wie feiert die Familie das Opferfest jetzt in Würzburg?
In Würzburg birgt das Opferfest für die Familie einige Herausforderungen. "Wir hatten am Anfang nie das Gefühl, dass es Eid ist, da wir weder Familienangehörige in der Nähe haben noch Festgebete oder Friedhöfe besuchen können", sagt Nadine Jaber.
Inzwischen organisieren Musliminnen und Muslime in Würzburg ein Festgebet in einer Mehrzweckhalle, um dort das Gebet abzuhalten. Und in den fast zehn Jahren hat die Familie neue Menschen kennengelernt. Nun sieht ihr Tag an den großen Festen anders aus, als in der Anfangszeit in Würzburg. Familie Waez-Jaber trifft andere Familien und macht Tagesausflüge. "Das gibt uns das Gefühl, dass wir an diesem Tag nicht alleine sind und das ist ein gutes Gefühl", sagt Eyad Waez.
ein frohes und besinnliches Fest an diesem Wochenende feiern. Wir feiern ja auch Ostern und Weihnachten. Mögen die Familien ein schönes Opferfest geniesen können, im Kreise ihrer Lieben.