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Würzburg
Alte Uni-Augenklinik: Jahrzehnte des Wartens gehen zu Ende
Fast 40 Jahre stand das denkmalgeschützte Gebäude am Röntgenring leer. Für eine moderne Forschungseinrichtung des Fraunhofer-Instituts gibt es nun eine Baugenehmigung.
Die alte Augenklinik der Universität Würzburg am Röntgenring soll jetzt für moderne wissenschaftliche Zwecke grundsaniert werden. Ihr äußeres Erscheinungsbild soll aber erhalten bleiben.
Foto: Thomas Obermeier | Die alte Augenklinik der Universität Würzburg am Röntgenring soll jetzt für moderne wissenschaftliche Zwecke grundsaniert werden. Ihr äußeres Erscheinungsbild soll aber erhalten bleiben.
Karl-Georg Rötter
Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:06 Uhr

Jahrzehntelang lag die ehemalige Augenklinik der Universität am Röntgenring im Dornröschenschlaf und es schien, als wäre das unter Denkmalschutz stehende Gebäude dem Verfall preisgegeben. Immer wieder wurden Nutzungen für das Gebäude ins Gespräch gebracht und auch wieder verworfen. Vor allem der Status als Denkmal machte viele Vorschläge zunichte. Als kaum noch jemand zu hoffen wagte, das zwischen 1899 und 1901 errichtete Gebäude würde jemals noch einmal genutzt werden, kam im Dezember 2017 die Wende, als der damalige Regierungspräsident Paul Beinhofer bei der Jahresschlusssitzung des Würzburger Stadtrats überraschend mitteilte, dass eine grundlegende Sanierung des markanten Bauwerkes bevorstehe.

Als künftigen Nutzer nannte Beinhofer das Fraunhofer-Translationszentrum für Regenerative Therapien des Franhofer ISC und ein Projektzentrum für Stammzellprozesstechnik. Hierfür hat der Bau- und Ordnungsausschuss der Stadt Würzburg in seiner jüngsten Sitzung die Baugenehmigung erteilt.  

Nach der Kliniknutzung lag das Gebäude brach

Zunächst ein Blick zurück: Nach dessen Fertigstellung im Jahr 1901 wurde das historische Gebäude von der Universitäts-Augenklinik genutzt, bis diese 1970 dort auszog und in die neue Kopfklinik nach Grombühl übersiedelte. Bis Anfang der 1980er-Jahre nutzte dann die Uni-Nervenklinik das Gebäude, das vom Bombenangriff des 16. März 1945 weitgehend verschont geblieben ist. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war das ehemalige Klinikgebäude vorübergehend von Soldaten der amerikanischen Armee belegt. 

Die Augenklinik der Universität am Röntgenring in einer Aufnahme aus ihrer Entstehungszeit. 
Foto: Sammlung Willi Dürrnagel | Die Augenklinik der Universität am Röntgenring in einer Aufnahme aus ihrer Entstehungszeit. 

Nach dem Wegfall der medizinischen Nutzung stand das Gebäude seit 1981 leer und verfiel zusehends. Die Jahre und Jahrzehnte vergingen, ohne dass eine Nachnutzung in greifbare Nähe rückte. Von musealen Nutzungen war die Rede, von einem Umzug der Polizeiinspektion von der Augustinerstraße an den Röntgenring, oder von der Einrichtung von kleinteiligen Kongressräumen in Kooperation mit dem benachbarten Congress Centrum. Vorübergehend nutzte die Polizei das Gebäude, um dort Übungen für angehende Polizisten durchzuführen.

Nicht wenige Würzburger äußerten sich immer wieder besorgt über den zunehmenden Verfall der ehemaligen Klinik, aber es geschah nichts Grundlegendes. Immerhin befindet sich im Untergeschoss eine provisorische Mensa, die von Studierenden und Uni-Angehörigen der verschiedenen Institute am Röntgenring genutzt wird.  

23 Millionen Euro für modernes Translationszentrum

Renoviert wurde zwischenzeitlich allerdings im  Jahr 1998 ein historischer Hörsaal, der zu dem Ensemble gehört. Rund 1,7 Millionen wurden für den Umbau und die Renovierung des Oswald-Külpe Hörsaals ausgegeben, der seit 2001 von den umliegenden Uni-Instituten genutzt wird. Der Saal hat 140 Plätze und an den Decken und Wänden befindet sich noch Original-Stuck aus der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert, als das Gebäude erbaut wurde.

Jetzt soll das Gebäude für seine künftige Nutzung grundsaniert und mit modernsten wissenschaftlichen Geräten ausgestattet werden. 23 Millionen Euro sollen dafür aus EU-, Bundes- und Landesmitteln zur Verfügung gestellt werden. Drei Millionen Euro soll das Gründungsteam je zur Hälfte vom Freistaat un der Fraunhofer-Gesellschaft erhalten. In Zukunft sollen in der alten Augenklinik ganz neue Testsysteme für Wirkstoffe von Arzneimitteln entwickelt werden. Ziel des neuen Translationszentrums ist es, Ergebnisse aus der Materialforschung und der regenerativen Medizin schneller in die klinische Anwendung am Menschen zu bringen. Hierfür arbeitet das Fraunhofer-Institut im Verbund mit der Universität und der Uniklinik zusammen.

Baugenehmigung wurde einstimmig erteilt

Die Baugenehmigung erteilte der Bau-und Ordnungsausschuss einstimmig. Die Revitalisierung des Baudenkmals, das sich weitestgehend im Bauzustand seiner Entstehungszeit befindet, sei für die Stadtentwicklung beziehungsweise Stadtsanierung von erheblicher Bedeutung, heißt es in der Beschlussvorlage. Deshalb wurden einige Abweichungen von den gesetzlichen Vorgaben, speziell im Hinblick auf den Brandschutz, zugelassen. Für die künftige Nutzung sollen nur "dringend erforderliche Anpassungen bei weitestgehender Schonung der historischen Bausubstanz" vorgenommen werden. Insbesondere das äußere Erscheinungsbild der alten Augenklinik soll erhalten werden. Auch seitens des Landesamtes für Denkmalpflege wurde den geplanten Sanierungsmaßnahmen zugestimmt.

Im Fraunhofer-Institut ist man derzeit mit der technischen Detailplanung befasst, erklärte Pressesprecherin Marie-Luise Righi auf Anfrage dieser Redaktion. Zum eigentlichen Sanierungsbeginn konnte sie zum derzeitigen Zeitpunkt noch keine Angaben machen.  

 
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    Gute Entscheidung. vor allem weil man keine flächenfressende und schadstoffausstossende Blechkiste mehr braucht um dort hin zu kommen. der Bahnhof ist nicht weit entfernt.
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  • H. M.
    Ich finde es gut, dass gewisse Abweichungen von den gesetzlichen Vorschriften zugelassen wurden. Denkmalschutz ist gut und wichtig. Aber auf jede Kleinigkeit zu beharren ist oftmals kontraproduktiv. Lieber ein paar Denkmalschutzkompromisse eingehen als so ein Gebäude weiter sich selbst zu überlassen. Dann verfällt das mehr und mehr und man hat irgendwann keine andere Wahl mehr als das abzureißen. Dann ist nix mehr da, was man schützen könnte. Es ist doch schön, wenn in so ein historisches Gebäude wieder Leben einziehen kann.
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  • K. K.
    Ein derartiges " Zentrum " .....

    ist ohne bzw. wenig Parkplätze und schlechter An- Abfahrtsmöglichkeit, auf Grund der Lage, zeitgemäss nicht vorstellbar.
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  • K. K.
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  • R. A.
    Sehe ich nicht so, denn der Mensch wird sich davon verabschieden müssen, seinen Hintern mit samt seiner Karre bis vor den Veranstaltungsort bewegen zu müssen.
    Auch An- und Abfahrt kann man regeln, wenn man will. ich bin ja nun wie gesagt kein Würzburger und wenn ich mich in die Stadt bewege, finde ich immer einen Parkplatz für mein Auto, das ich definitiv brauche. Würde ich dort arbeiten, käme es mir nicht in den Sinn, individual zu fahren. Besuche ich Messen oder FAchtagungen, nutze ich gerne die Öffentlichen. Die sind zuweilen besser als ihr Ruf.
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  • S. B.
    Juhu, wieder die Parkplätze. Welches Thema sollte es auch sonst geben.

    Ich zähle mal auf: in unmittelbarer Nähe sind: Parkhaus juliusspital, CCW, Parkplatz am Röntgenring, am Hbf, demnächst 1000 zusätzliche Parkplätze an der dann ehemaligen Posthslle, der Viehmarktplatz. Oder auch die TG Pleich. Das sind tausende von Parkplätzen. Reicht etwa nicht?

    Im übrigen geht es hier nicht um Publikumsverkehr, das haben Sie evtl missverstanden.
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  • J. K.
    Das war aber allerhöchste Eisenbahn und das es derart lange gedauert hat ist eine Schande für die Universität Würzburg - so geht man mit Geschenken nicht um!

    Was im Artikel leider nicht erwähnt wird: Die ehemalige Augenklinik wurde von dem nach Milwaukee ausgewanderten Würzburger Ehepaar Schneider gestiftet, die in den USA zu Vermögen gekommen war und die Heimatstadt daran teilhaben lassen wollte. Schneider war Augenarzt und eine Straße in Grombühl ist nach ihm benannt. Ihm ist übrigens auch der Straßenbahnanschluss der Uniklinik zu verdanken.
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  • R. A.
    Danke für die aufschlussreichen Erklärungen. Als Nicht-Würzburger ist einem das nicht bewusst und es wäre eine redaktionelle Zusatzleistung gewesen, den historischen Hintergrund so zu beleuchten, wie es "deltatango" dargestellt hat.
    Mein Kompliment und ich ziehe den imaginären Hut.
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