Karl-Georg Rötter: Mein erstes Mal mit Dirk Nowitzki
Es war irgendwann in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre. Damals war meine Basketball-"Karriere" noch in vollem Gange. Sowohl als Zuschauer bei den Regionalliga-Spielen der DJK Würzburg als auch als aktiver Spieler bei den Sportfreunden Waschküch. Wir waren nicht wirklich gut, hatten aber umso mehr Spaß. Wir verloren oft und gewannen manchmal. Zuschauer gab's bei unseren Spielen eher weniger.
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Aber dann kam jener Sonntag in der - damals hieß sie noch so - Carl-Diem-Halle, für die Spätgeborenen die heutige s.Oliver Arena. Die Harlem Globetrotters, diese amerikanische Showtruppe, die damals rund um die Welt tingelte, war zu Besuch. Irgendjemand hatte die Idee, dass vor den Basketball-Clowns zwei Würzburger sogenannte Promi-Mannschaften gegeneinander antreten sollten. Weil ich bei der Zeitung war und zumindest die Grundregeln des Basketballs kannte, fragte man mich, ob ich Lust hätte, mitzuspielen. Trotz der mulmigen Vorstellung, vor so einer riesigen Kulisse zu spielen, sagte ich zu - und erlebte eine historische Begegnung, wie sich später herausstellte.
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Denn es gab damals in Würzburg einen ganz, ganz jungen Basketballer, über den in der Szene gemunkelt wurde, dass er ein ganz Großer werden könnte. Pit Stahl, damals Spieler bei der DJK, hatte dessen basketballerisches Talent erkannt. Für Insider nicht allzu verwunderlich, denn seine Mutter war Basketball-Nationalspielerin. Der junge Mann war, man ahnt es, Dirk Nowitzki. Er war wohl gerade 16 oder 17 Jahre alt. Er sollte an jenem Abend bei uns mitspielen, obwohl er, glaube ich, damals noch kein einziges Punktspiel für die DJK gemacht hatte.
In der Umkleidekabine wurden an alle Teilnehmer, es waren Spieler der DJK-Damen- und Herrenmannschaften sowie eine Handvoll Journalisten, zwei Mixed-Mannschaften gebildet. Ich spielte gegen das Team von Nowitzki. Das war nichts Aufregendes. Damals wenigstens. Denn die Akteure kannten sich fast alle, bis auf Dirk. Der war noch zu jung.
Richtig erinnern kann sich an dieses im Nachhinein denkwürdige Spiel kaum noch jemand. Ich spielte danach mit meinem Team in Arnstein, Oerlenbach oder Karlstadt. Nowitzki kam mit den Würzburgern Basketballern bis in die Bundesliga, ehe er schließlich nach Dallas flog, wo er ein Weltstar wurde.
Übrigens: Es gibt auch ein Mannschaftsfoto von besagtem Spiel in der damaligen Carl-Diem-Halle. Eines davon habe ich Dirk Nowitzki bei einem seiner Würzburg-Besuche geschenkt. Er hat sich sehr darüber gefreut, auf dem Bild alte Kumpels aus seiner basketballerischen Anfangszeit zu sehen wie Pit Stahl, Ferdl Michel oder Klaus Perneker. An mich hat er sich nicht erinnert. Aber das hab ich ihm längst verziehen.
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Dirk Nowitzki? Denn kenn ich schon lange. Also genauer gesagt, ich kenn jemand schon lange, der Dirk Nowitzki schon lange kennt. Das ist Katja Menna, die Chefin des Restaurants Time Out. In ihrem früheren Leben spielte sie unter ihrem Mädchennamen Knoll bei der DJK Würzburg Basketball, und das recht erfolgreich. Knoll brachte es zur Nationalspielerin. Doch im Gegensatz zu Nowitzki, reichte das Spiel auf den Korb nicht zum Broterwerb, weshalb Katja Menna 1996 das Time Out eröffnete - mit tatkräftiger Unterstützung ihres jungen Vereinskollegen Dirk. Dieser griff, wie sie mir seinerzeit erzählte, mit seinen Mannschaftskollegen zum Pinsel, um im Time Out Wände und Decke zu streichen. Möglicherweise war diese Aktion der Auslöser, weshalb Nowitzki darauf verzichtete, ins väterliche Malergeschäft einzusteigen, getragen von der Überlegung: Wenn ich schon ohne Leiter arbeiten kann, werfe ich Bälle in einen Korb - und bekleckere mich lieber mit Ruhm.
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Dass diese Geschichte wahr ist, konnte ich dann 15 Jahre später persönlich verifizieren. Beim großen Empfang für den wahrlich großen Sohn der Stadt nach dessen NBA-Gewinn traf ich Nowitzki im Treppenhaus des Grafeneckart. Ich war völlig überrascht ob dieser Begegnung, hatte aber glücklicherweise gleich ein Gesprächsthema: Er konnte sich tatsächlich an die Streichaktion im Time Out erinnern und war auch ansonsten sehr nett. Er gab mir sogar die Hand und langte mir dabei erfreulicherweise nicht ins Auge, was beim Aufeinandertreffen von Zweimeterdreizehn und knapp Einssiebzig so unwahrscheinlich nicht gewesen wäre.
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Zwei Wochen nach seinem Gewinn des Meistertitels in der NBA wurde „Dirkules“ 2011 in Würzburg feierlich empfangen. Nach einem Autocorso durch die Innenstadt warteten zigtausende Fans vor der Residenz, wo Nowitzki vom Balkon aus zunächst mit den Massen sang, eher er dann auf einer Bühne von den Erlebnissen der Saison erzählte. Einer der jubelnden Fans war ich, damals junge 16 Jahre alt. Ich erinnere mich noch genau: Es war ein heißer Tag, doch für unseren "Magic Dirk" haben wir den Schwimmbadbesuch gerne sausen lassen.
Gemeinsam mit Freunden stand ich inmitten der Menschenmasse, die Sonne prallte uns auf den Kopf, Schweißperlen standen uns auf der Stirn. Wir kamen, um den Würzburger Champion live zu sehen, ihn zu bejubeln und mit ihm seinen Erfolg zu feiern. Als grandiosen Abschluss des Tages, signierte der 2,13 Meter große Basketballer einige wenige Basketbälle und warf sie von der Bühne ins Publikum. Meine Freunde und ich standen in einer der hinteren Reihen, malten uns keine Chance aus, überhaupt in die Nähe eines solchen Balls zu kommen. Doch der NBA-Spieler hatte einen so starken Wurf drauf, dass die Menschen in den vorderen Reihen neidisch ihre Hälse nach hinten drehten.
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Der Ball flog über ihre Köpfe hinweg und mitten in meine Arme und die meines Kumpels Thomas Haubenthal. Gefangen! Wir konnten unser Glück kaum glauben. Neidisch schauten die jungen Menschen um uns herum auf den signierten Ball. Da mein Kumpel allerdings ein größerer Basketballfan war, als ich, habe ich ihm netterweise den Ball überlassen. Und bis heute liegt er noch in einem Regal in seiner Wohnung.
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Ich meine, es war mein siebter Geburtstag. Damals, Ende Oktober 1998, bekam ich von meinem Stiefvater eine Eintrittskarte für ein Spiel der Basketball-Bundesliga. DJK Würzburg gegen Ich-Weiß-Nicht-Wen. Es war vermutlich das erste Spiel in meinem Leben. Ich komme zwar aus einer sehr sportverrückten Familie, allerdings spielten dort alle, auch ich, immer nur Fußball. Als wir dann irgendwann im November oder Dezember zum Spiel nach Würzburg fuhren, nahm ich auch meinen neuen Basketball mit. Vom Spiel und auch von Dirk Nowitzki, der damals kurz vor seinem Wechsel in die NBA stand, bekam ich nicht viel mit. Aber ich erinnere mich an die Seitenkörbe in der Carl-Diem-Halle. Dort haben wir in der Pause sowie vor und nach dem Spiel versucht, den Korb zu treffen.
Es war damals auch ungefähr die Zeit, als mich meine Eltern in meiner Heimatstadt in den örtlichen Basketballverein steckten. Knapp zehn Jahre später wurde daraus eine Leidenschaft. Mit 16 wechselte ich in ein Basketball-Internat, spielte im Anschluss in der zweiten Liga und bin mittlerweile im Würzburger Basketball gelandet. Natürlich verfolgte ich immer die Laufbahn des "großen Blonden" in Dallas, dem ich mein erstes Basketball-Erlebnis zu verdanken hatte. Damals, vor über 20 Jahren, als ich mich noch wunderte, warum niemand den Ball mit dem Fuß weiterspielte.