Dirk Nowitzki hat also wieder einmal überrascht. Viele seiner Fans hatten ja darauf gehofft, dass er weiterspielen würde. Die Anzeichen für einen Abschied hatten sich zwar verdichtet zuletzt, aber zuzutrauen gewesen wäre ihm natürlich eine weitere Saison im Trikot der Dallas Mavericks. Die Hoffnung ist geplatzt. Sein Karriereende verkündete der Würzburger nicht einfach stillos per Tweet wie es manche Sportgröße heutzutage in den sozialen Netzwerken gerne tut. Nowitzki indes wandte sich nach dem letzten Heimspiel der Saison, dem letzten seiner Karriere, direkt ans Publikum. Dieser Abschied war ein Dankeschön an seine Fans in Dallas, die ihn lieben, teilweise vergöttern. Dirk Nowitzki hängt also die Basketballstiefel nach 20 Jahren in der National Basketball Association (NBA) an den Nagel. Und das ist gut so.
- Liveblog aus Dallas: Dirk Nowitzkis Abschied aus der NBA
In knapp zehn Wochen wird er 41 Jahre alt. Seit 21 Spielzeiten hielt er in der stärksten und deshalb auch körperlich anspruchsvollsten Spielklasse der Welt mit mindestens 82 Partien in einer Saison die Knochen hin. Nach dem Saisonfinale in San Antonio werden es insgesamt 1522 Begegnungen gewesen sein.
Er revolutionierte den Basketball
Dirk Nowitzki hat nicht nur das Spiel seiner Mavericks geprägt. Er hat auch dem Basketball in Deutschland einen Schub verschafft, hat ihn als Nationalspieler für eine breite Öffentlichkeit aus der Nische ans Licht geholt. Er war ein großartiger Botschafter für seinen Sport. Wie nachhaltig das Ganze sein wird, bleibt abzuwarten. In seiner Heimat Unterfranken sind in den vergangenen 13 Jahren - Dirks Blütejahren - die Mitgliederzahlen in den Basketball-Vereinen sogar leicht gesunken: von 4725 auf 4537.
Hat man Dirk Nowitzki in der jüngsten Vergangenheit begleitet und deshalb genauer beobachten können, kommt man nicht umhin festzustellen: Es wurde immer schwieriger für ihn mitzuhalten. Der Basketball, den er zweifelsohne weiterentwickelte - ja, man kann es so sagen, vielleicht muss man es sogar: den er revolutionierte mit seinem Spiel -, ist auch in den Staaten in den letzten Jahren nochmal enorm gereift und abermals viel schneller geworden. Auch Dallas kann schnell spielen. Mit Nowitzki auf dem Parkett war das zunehmend schwieriger geworden.
Wenn Kritik fast Gotteslästerung ist
Das sahen natürlich alle, die ihn begleiteten und beobachteten. Menschen in Deutschland, die ihn lange kennen und am Fernseher sahen. Und Menschen in Dallas, die ihn auch lange kennen und live sahen. Die Mehrheit dieser Menschen bestätigte stets den Eindruck, dass es an der Zeit war. Unter der Hand, ausschließlich. Bitte bloß nicht zitieren!
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Dirk Nowitzki hat sich Ruf und Status erarbeitet, da rückt öffentliche Kritik in die Nähe von Gotteslästerung. Er hat so viele Bestmarken geknackt und Meilensteine gesetzt, dass man mit dem Aufzählen gar nicht hinterherkommt. Natürlich war die Verlockung groß, als Erster in die NBA-Geschichte einzugehen, der sich auch die 22. Runde noch zumutet. Die Liste der Treuesten der Treuen führt er mit 21 Spielzeiten für ein und denselben Verein ja an. Alleine deshalb und wegen der Dankbarkeit um seine Verdienste, aus Solidarität und Loyalität hätten weder Klubeigentümer Mark Cuban, zu dem Nowitzki einen ganz besonderen Draht haben soll, noch die sportliche Leitung es jemals gewagt, auch nur anzudeuten, er möge doch bitte so vernünftig sein. Es war alleine Nowitzkis Entscheidung. Er hat die richtige und eine kluge getroffen.
Huldigungen auf der NBA-Tour
Die Huldigungen, die in den letzten Wochen auf der Tour durch die Arenen auf ihn niederprasselten, wären nicht wiederholbar gewesen. Die Geschichte des Sports ist reich an ganz großen Athleten, die den vernünftigsten Zeitpunkt zum Absprung verpasst haben. Dirk Nowitzki hat so verdammt viel richtig gemacht in seinem Leben. Vor allem als Sportler. Auch diesmal. It was Time to Say Goodbye.
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