"Die Falteshütte gehört weg", forderte Vorstandsmitglied Roland Zschorn kürzlich bei der Mitgliederversammlung der Sektion Würzburg im Deutschen Alpenverein (DAV). Der Verein macht jährliche Verluste von über 100 000 Euro und muss deshalb sparen. Deshalb steht auch die Falteshütte am Karlstadter Kalbenstein auf dem Prüfstand.
Kurt Markert, Hüttenreferent in der DAV-Sektion Würzburg, erklärt: "Bei der Falteshütte stehen einige Reparaturen an. Die Zufahrt und die Wasserversorgung müssen saniert werden." Die Kosten dafür schätzt Markert auf 20- bis 30 000 Euro. Hinzu kommt, dass die Einnahmen der in den 1940er Jahren erbauten Hütte am Kalbenstein stark zurückgegangen sind.
Alles anders nach dem Schneizlreuther Unglück
"Früher konnten wir dort Übernachtungen anbieten. Das war unser Kerngeschäft." Firmen, Polizeigruppen und Tagungen mieteten sich in der Falteshütte mit Übernachtungen ein. "Das war sehr gut gebucht", sagt Markert. Die Hütte war eine Einnahmequelle für den DAV. Die Übernachtungen wurden vom Landratsamt geduldet. Aber nach dem Unglück von Schneizlreuth wollte der DAV sich rechtlich absichern. Dort kamen sechs Übernachtungsgäste bei einem Brand in einem Bauernhof ums Leben. Weil die Brandschutzvorschriften nicht eingehalten wurden, gab es Urteile wegen fahrlässiger Tötung.
"Unsere Sektionsvorstände waren Juristen, die sich gegen Regressforderungen im Unglücksfall absichern wollten", berichtet Markert. Es habe mehrere Gespräche und Ortstermine mit dem Landratsamt an der Falteshütte gegeben. "Unsere Bauamtsmitarbeiter haben festgestellt, dass die damalige Situation des Matratzenlagers im Dachgeschoss die Brandschutzauflagen nicht erfüllte", erklärt Frauke Beck, Pressesprecherin des Landratsamts. "Ein zweiter Rettungsweg wäre dringend nötig gewesen, weitere Auflagen denkbar." Seitdem bietet die DAV-Sektion Würzburg keine Übernachtungen im Dachgeschoss der Hütte mehr an.
Keine Übernachtungen mehr – Einnahmen brechen ein
Nun beschränken sich die Einnahmen auf Tagesvermietungen für Weinproben, Hüttenabende, Lesungen und Privatfeiern sowie auf den Verkauf von "Kaffee und Kuchen an Wanderer", so der Hüttenreferent. Wirt Paul Siegfried ist auf 400-Euro-Basis beim DAV angestellt. Er sagt: "Früher war die Hütte sehr gefragt. Jetzt habe ich vielleicht einen Termin im Monat."
In der Versammlung wurden für 2019 geplante Einnahmen von 7500 Euro und Ausgaben von knapp 10 900 Euro genannt. 3400 Euro Minus: Das ist angesichts von über 100 000 Euro Verlust, die die DAV-Sektion Würzburg einfährt – davon alleine 87 000 Euro beim Kletterzentrum in Würzburg –, keine große Zahl. Aber eine Investition von 30 000 Euro zahlt der Verein nicht aus der Portokasse.
"Beschlossen ist noch nichts", versichert Markert. Zschorns Forderung sei nur seine persönliche Meinung gewesen. In der Versammlung wurde beschlossen, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die Zahlen und Argumente zusammenstellt. Die Ergebnisse sollen bei der Mitgliederversammlung im kommenden Jahr vorgelegt werden "und dann müssen die Mitglieder abstimmen", so Markert. Dass sich Vereinsmitglieder jahrzehntelang für die Falteshütte engagiert haben, sei ein Argument, das nicht unter den Tisch fallen werde, versichert er.
Wer soll das bezahlen?
"Wenn beschlossen wird, die Falteshütte zu behalten, muss investiert werden. Und wir müssen klären, wo das Geld dafür herkommt", sagt Markert. Denkbar sei beispielsweise, die Kosten über eine Sonderumlage oder Beitragserhöhung auf die Mitglieder umzulegen.
Falls jedoch beschlossen werde, die Hütte nicht weiter zu betreiben, geht sie nicht automatisch in einen freien Verkauf. "Wir haben Zuwendungen vom Hauptverein erhalten, deshalb würde sie dem DAV angeboten", so Markert. Denkbar sei beispielsweise, dass die Sektionen Aschaffenburg oder Schweinfurt die Falteshütte übernehmen wollten. "Wenn die Würzburger sie loswerden wollen, können sie uns ja mal fragen", sagt auch Katja Manger, die Vorsitzende der DAV-Sektion Main-Spessart. Doch eigentlich haben die MSPler anderes im Sinn: Für 1,2 Millionen Euro könnte in Marktheidenfeld in den nächsten Jahren ein Alpinzentrum entstehen.