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WÜRZBURG
Al Ghusain tritt als SPD-Vorsitzender zurück
Muchtar Al Ghusain tritt als SPD-Vorsitzender in Würzburg zurück. Zu seiner Nachfolgerin soll die 33-jährige Katharina Räth gewählt werden. Foto: Thomas Fritz
Foto: Thomas Fritz | Muchtar Al Ghusain tritt als SPD-Vorsitzender in Würzburg zurück. Zu seiner Nachfolgerin soll die 33-jährige Katharina Räth gewählt werden. Foto: Thomas Fritz
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:29 Uhr

Gerade einmal drei Jahre war Muchtar Al Ghusain Vorsitzender der Würzburger SPD. Jetzt ist schon wieder Schluss damit. In einer Pressekonferenz am Montag teilte der städtische Kultur-, Schul- und Sportreferent mit, dass er sein Amt als Parteivorsitzender in Kürze abgeben wird. „In Kürze“ heißt schon in vier Wochen. Am 25. November soll auf einem Stadtparteitag, bei dem alle 560 Mitglieder Stimmrecht haben, die 33-jährige Katharina Räth zur neuen Parteichefin der Würzburger Genossen gewählt werden. Der Unterbezirksvorstand habe sie bereits einstimmig nominiert. Normalerweise wäre Al Ghusains Amtszeit noch bis März 2019 gegangen.

Nach dem Sieg der SPD in Niedersachsen ist die Stimmung im Hannsheinz-Bauer-Haus am Montagmittag prächtig. Keine Spur von dicker Luft. Georg Rosenthal und Muchtar Al Ghusain unterhalten sich kurz vor der Pressekonferenz noch über Fußball. Wie gute Kumpels eben. An den Rücktritt des Würzburger SPD-Vorsitzenden denkt da normalerweise noch keiner, wenn nicht schon vorher durchgesickert wäre, dass Al Ghusain das Handtuch werfen will. Dann, kurz nach 13 Uhr, sagt er es auch. Kurz, bündig und emotionslos. „Ich habe mich in den letzten Wochen viel mit uns und mit der Partei und mit den Aufgaben beschäftigt und mich entschlossen, mein Amt als Vorsitzender in Kürze abzugeben.“

Der richtige Zeitpunkt, den Vorsitz abzugeben

„Die vergangenen Jahre waren außergewöhnlich anstrengend“, fährt er fort. In diesen Zeitraum schließt der 54-Jährige seine OB-Kandidatur 2014 und den intensiven Wahlkampf ein. Danach kam die Satzungsreform der SPD-Ortsvereine, die Organisation der Stadtparteitage und vieles mehr. „Eine intensive Zeit“ und „ein sehr anstrengendes Ehrenamt“, dass er zusätzlich zu seiner Aufgabe als Sport-, Schul- und Kulturreferent – „ein 60- bis 70-Stunden-Amt“ – ausgeübt habe. „Und da kommt dann irgendwann einmal der Punkt, wo man sich fragt, ob man das auch gesundheitlich durchhält“, sagt er. So sei nun der richtige Zeitpunkt gekommen, den Vorsitz „in die nächste Generation überzuleiten“, auch als „wichtiges Zeichen des Aufbruchs“.

Es gibt aber noch einen anderen Grund. Im nächsten Jahr läuft Al Ghusains Amtszeit als Sport-, Schul- und Kulturreferent aus. Er will wiedergewählt werden und braucht dafür eine parteiübergreifende Mehrheit im Würzburger Stadtrat. Nun war es in der Vergangenheit so, dass seine Doppelrolle als SPD-Vorsitzender und städtischer ReferentKritikern immer wieder Anlass gab, die politische Neutralität Al Ghusains in Frage zu stellen. „Mein Rücktritt ist auch ein Zeichen an die Stadtratskollegen, die sich damit schwer getan haben“, erklärt Al Ghusain.

Innerparteiliche Unstimmigkeiten

Und es gibt eine inoffizielle Version: Zwischen dem Würzburger SPD-Landtagsabgeordneten Georg Rosenthal und Muchtar Al Ghusain soll es im Juni Unstimmigkeiten gegeben haben. Grund ist die erneute Landtagskandidatur Rosenthals. Vier Tage bevor der Parteivorstand einen Landtagskandidaten nominieren wollte, landete ein Brief Rosenthals im Briefkasten der Vorstandsmitglieder. Der 70-Jährige teilte mit, dass er noch einmal als Kandidat zur Verfügung stehe. Auch Al Ghusain hatte zu diesem Zeitpunkt „ernsthaft überlegt“, für den Landtag kandidieren zu wollen. Rosenthal kam ihm mit seinem Brief aber zuvor.

Rosenthal bestätigt, dass es dieses Schreiben gegeben hat. Er wollte aufzeigen, vor welchen Schwierigkeiten die SPD bei den anstehenden Landtagswahlen im September 2018 stehe. Vor allem wollte er darauf hinweisen, dass sich dann wahrscheinlich zwei Parteien mehr – die FDP und die AfD – um die neun unterfränkischen Sitze im Landtag bewerben. „Da braucht es eine kampagnenfähige Partei und einen funktionierenden Zweitstimmenaustausch“, sagt Rosenthal. „Dann habe ich meine Bereitschaft gegeben, unter diesen Umständen noch einmal anzutreten, um die vier unterfränkischen SPD-Mandate zu verteidigen.“

„Das sind Nebengeräusche“, sagt Al Ghusain später auf Nachfrage. „Sicher wäre die Kandidatur für den Landtag eine interessante Perspektive gewesen. Doch ich habe mich aus freien Stücken entschieden, es nicht zu tun. Auch im Interesse der Partei – und damit lebe ich sehr gut.“

Katharina Räth war Stadträtin in Schweinfurt

Der 54-jährige Al Ghusain macht nun also Platz für den Parteinachwuchs. Katharina Räth ist 33, studierte Historikerin und bald auch Juristin. Kommunalpolitische Erfahrung hat sie während ihrer Zeit als Schweinfurter Stadträtin gesammelt. In der Partei ist sie seit 2005 und begleitet bereits mehrere Ämter, unter anderem ist sie stellvertretende Vorsitzende des Ortsvereins Frauenland-Sanderau und bereits Mitglied im Vorstand der Würzburger SPD.

 
 
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  • P. L.
    Die junge Dame tut der SPD in Würzburg gut. Was Muchtar betrieben hat, hieß bei den GRÜNEN vor Zeiten Amt und Mandat zu trennen. Auch wenn es in keiner Parteisatzung so steht - eine Lebensregel bleibt es!
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  • A. H.
    tut gut?
    na ja, erst mal abwarten; mit Vorschusslorbeeren hatte die SPD ja zuletzt weniger Glück.
    Einen Vorteil hat die Dame aber sicher: Es kennt sie praktisch (noch) kein Mensch; insofern is sie natürlich auch noch unbelastet.
    P.S.: Dass "der Alte" für den Landtag der nächsten Generation noch einmal im Wege stehen will, ist angesichts seiner "Erfolge" in München auch noch erklärungsbedürftig.
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  • L. W.
    Der letzte Nachsatz

    passt bei der von Ihnen favorisierte Partei aber genau so, oder?
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  • M. R.
    Und wieder einmal passiert etwas nur aus Karrieregründen.
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  • A. H.
    na ja, was soll er machen: er is 54, der Landtag ist ihm vom old man versperrt (der will scheints gar nimmer heim) und ein aussichtsreicher OB-Kandidat wird er wohl auch nicht noch einmal.
    Und für den eigenen Karriereweg haben andere schon ganz anderes getan; er tut aber zumindest niemand weh und macht einen Posten frei.
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