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Würzburg
"Eltern stehen auf"-Demo in Würzburg als Faschingszug unterwegs
Die Gruppe "Eltern stehen auf" hat am Rosenmontag in Würzburg demonstriert - mit Partymusik und in Kostümen. Es gab Gegenprotest und großes Polizeiaufgebot.
Die Gruppe 'Eltern stehen auf' hat am Montag in Würzburg eine Demonstration abgehalten, die stark an einen Faschingszug erinnerte. 
Foto: Thomas Obermeier | Die Gruppe "Eltern stehen auf" hat am Montag in Würzburg eine Demonstration abgehalten, die stark an einen Faschingszug erinnerte. 
Aaron Niemeyer
,  Ernst Lauterbach
 und  Johanna Heim
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:37 Uhr

Eine Demonstration war genehmigt, einen Faschingszug hatte die Stadt untersagt. Am Montagnachmittag hat sich die Initiative "Eltern stehen auf" in Würzburg wie angemeldet  versammelt. Polizeiangaben zufolge nahmen etwa 130 Personen an der Demonstration teil - sie ähnelte stark einem Faschingszug. Die Gruppe "Eltern stehen auf" wird von vielen dem Spektrum der Corona-Leugner zugeordnet.

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"Wir wollen auf die Straße gehen, um der Regierung zu zeigen, dass wir uns unsere Kultur nicht nehmen lassen", sagte ein Sprecher zu Beginn der Versammlung. Die Gruppe hatte die Demonstration im Vorfeld als "Faschingszug" angekündigt und die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie als "Kulturraub" bezeichnet, gegen den man sich wehre. Zudem hatte sie - erfolglos - versucht, unterfränkische Faschingsvereine für ihre Sache zu gewinnen und hatte im Internet für die Versammlung geworben.

In Chatgruppen der Initiative 'Eltern stehen auf' wurde unterfrankenweit intensiv für den als Demonstration getarnten Faschingszug in Würzburg geworben.
Foto: Screenshot Aaron Niemeyer | In Chatgruppen der Initiative "Eltern stehen auf" wurde unterfrankenweit intensiv für den als Demonstration getarnten Faschingszug in Würzburg geworben.

Betitelt war die Veranstaltung in mehreren unterfränkischen Telegram-Chatgruppen als "Rosenmontags-Demo-Umzug".  Viele Teilnehmer kamen verkleidet oder mit Partyhüten, es gab vereinzelte "Helau"-Rufe, fröhliche Musik und bunte Dekoration in Form von Lametta und Luftballons. Gestartet war die Demonstration auf den Würzburger Mainwiesen an der Talavera. Einige Demonstranten nahmen ohne Maske teil, laut Polizei liegen entsprechende Atteste vor. Beim Zug durch die Würzburger Innenstadt spielte ein Lautsprecherwagen wiederholt ein Lied mit dem Refrain "Maskenlos durch die Stadt".

Redner: "Rockefellers" und "Bilderberger" wollen Bevölkerung unterdrücken

Die Stadt Würzburg teilte mit, dass es sich bei der Demonstration am Rosenmontag nicht um einen Faschingszug handele. Der Versammlungsleitung sei mitgeteilt worden, dass die Demonstration "im Erscheinungsbild nicht den Eindruck erwecken darf, die in der Gesamtwirkung an einen Faschingsumzug oder ein traditionelles Faschingstreiben als Brauchtum erinnern". Eine Kostümierung der Teilnehmer habe jedoch "leider nicht untersagt werden" können.

Gegen 17 Uhr und bei heftigem Schneetreiben hielt die Demonstration auf dem Marktplatz für eine Zwischenkundgebung. Ein Redner sagte über die Corona-Maßnahmen: "Die Wahrheit ist, dass hier ein Programm läuft." Es sei ursprünglich "zur Deformierung von Kriegsgefangenen" gedacht gewesen und werde nun auch in der aktuellen Corona-Krise zur Unterdrückung missbraucht. Der Redner sprach von "Rockefellers" und "Bilderberger", wollte dies aber keinesfalls als Verschwörungstheorie verstanden wissen.

Experten zufolge werden Begriffe wie "Rockefellers", "Bilderberger" oder auch "Zionisten" oft als Code benutzt. Weil damit häufig Juden gemeint sind, könnten die Aussagen als antisemitisch gewertet werden. Am Ende der Kundgebung betonte eine Sprecherin, dass der Fokus von "Eltern stehen auf" auf dem Wohle der Kinder liege.  

"Eltern stehen auf" ist mit Gewaltfantasien und Antisemitismus aufgefallen

Gegen die Veranstaltung gab es auch Widerstand. Unter dem Titel "Kundgebung gegen Verschwörungstheorien" kursierte auf Facebook ein Aufruf für eine Gegenveranstaltung in der Würzburger Innenstadt. Zur Veranstaltung von "Eltern stehen auf" heißt es darin: "Damit versuchen sie sich, unter dem Deckmantel des Karnevals, mit ihren antisemitischen und geschichtsrevisionistischen Positionen an die breite Gesellschaft anzubiedern."

In Würzburg formierte sich auch Widerstand gegen 'Eltern stehen auf'.
Foto: Thomas Obermeier | In Würzburg formierte sich auch Widerstand gegen "Eltern stehen auf".

Tatsächlich waren in der Innenstadt am Montagnachmittag einige Dutzend Gegendemonstranten – etwa von der Grünen Jugend – unterwegs. Sie skandierten "Nazis raus" und hielten ein Transparent mit der Aufschrift: "Zu Verschwörungstheorien gehören Vernichtungsfantasien". Laut Polizei kam es bis zur Kundgebung von "Eltern stehen auf" zwar nicht zu Zwischenfällen. Danach blockierten Gegendemonstranten jedoch temporär deren Rückweg auf der Alten Mainbrücke. Die Blockade wurde nach wenigen Minuten von der Polizei aufgelöst. 

In der vergangenen Woche hatten Recherchen dieser Redaktion zu antisemitischen und gewaltverherrlichen Aussagen in einer Telegram-Chatgruppe von "Eltern stehen auf" für Aufregung  gesorgt. Mitglieder hatten Ministerpräsident Markus Söder (CSU) Gewalt angedroht und eine jüdische Verschwörung gegen die deutsche Bevölkerung als Ursache der Corona-Maßnahmen angedeutet. Thematisiert wurde außerdem, Schulen in der Region zu "stürmen". Die Inhalte sind teilweise noch in der – inzwischen umbenannten – Gruppe zu lesen.

 
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  • Undine
    Der ganze amerikanische "Wahnsinn" kommt wie immer früher oder später auch nach Deutschland. Zum Glück blieb die Presse bisher meist davon verschont und berichtet möglichst neutral. Bewundernswert, denn bei so viel Dummheit und Ignoranz unter erwachsenen Menschen kann einem schnell der Kragen platzen. Es sind wohl die gleichen, die sich nicht impfen lassen möchten. Schon aus diesem Grund bin ich für die Imfplicht. Als Bürger hat man eben auch Pflichten. Wieviele Erkrankte bzw. Tote solche Aktionen fordern, wird wohl kaum erfasst. Ich hoffe, dass die Folgen vor allem auf diese Gruppen beschränkt bleiben.
    Es ärgert mich aber schon, dass diese Spinner auch noch mit Samthandschuhen angefasst werden, während in anderen Fällen die Mühlen der Justiz sich auf jedes Detail stürzen. Vielleicht sollten bei der Gelegenheit die Behörden mehr zur Verantwortung gezogen werden! Diese handen eigentlich gegen den Staat. Wer schützt die Recht der Schwächeren, für die die Corona-Regeln gedacht sind?
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  • Baetz_Johannes@t-online.de
    mal ein kleiner Gedanke auf die vielen Kommentare:
    das mit dem Grundrecht auf Meinungsfreiheit, dem Demonstrationsrecht, usw ist das höchste Gut und muss auch bewahrt bleiben, aber es gibt auch gewisse Grenzen und Verantwortungen gegenüber seinen Mitmenschen, auch wenn man auf alle seine Grundrechte besteht, wie wäre es mal mit ein bisschen Solidarität gegemüber anderen gerade in dieser schwierigen Coronazeit. Es täte uns bestimmt allen gut, gerade jetzt im Endspurt bzw auf der Zielgeraden zusammen zuhalten mit dem Ziel bald wieder auf normale Zeiten zu hoffen statt auf's Spiel zusetzten. Und daran denken: auch Solidarität und Verantwortung gehören zu einer funktionierenden Gesellschaft dazu, nicht nur "ich ich ich"
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  • Mainheini
    Warum gibt man diesen Leuten so eine breite öffentlichskeitswirksame Berichterstattung zur Verbreitung ihrer FakeNews? Besser überhaupt nicht erwähnen, keine Bilder, keine Berichte, kein Teilen, nur totschweigen.
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  • silke.schmitt@mainpost.de
    Hallo Mainheini,

    Sie sind sicherlich nicht der einzige mit dieser Ansicht, wir stimmen jedoch nicht zu. Unsere Aufgabe ist es, unsere Leser über die Geschehnisse in der Region zu informieren, die erfreulichen, wie die weniger erfreulichen. Wir möchten umfänglich berichten und unseren Lesern so die Möglichkeit geben, sich selbst ein Bild zu machen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Silke Albrecht
    Online Redaktion
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  • tarrap
    Dann aber bitte mit kritisch-objektiven Blick auf das Geschehen. Die Berichterstattung ihres Kollegen Hess über die Kitzinger Corona-Leugner-Demo liest sich wie eine Post in einschlägigen Telegram-Kanälen, völlig ohne Distanz die Meinung der Protestierenden wiedergebend. Journalismus geht definitiv anders, wie man bei den Autoren dieses Artikels sehen kann.
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  • silke.schmitt@mainpost.de
    Hallo tarrap,

    wir leiten das gerne an die zuständige Redaktion weiter.

    Freundliche Grüße
    Silke Albrecht
    Online Redaktion
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  • Albatros
    @Mainh....., "Warum gibt man diesen Leuten so eine breite öffentlichskeitswirksame Berichterstattung zur Verbreitung ihrer FakeNews?" Weil unser Grundgesetz für Alle gilt und nicht nur für eine Mehrheitsmeinung. Sie haben eine seltsame Vorstellung von Demokratie. In Myanmar findet gerade genau das statt was Sie hier einfordern, dort werden Menschen unter Androhung von Gewalt daran gehindert, ihre Meinung zu äußern. Demokratie heißt auch andere Meinungen zu ertragen, ob es Ihnen gefällt oder nicht.
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  • Petsch06120702
    Bitte Frau Merkel und Herr Söder, führen Sie die Impflicht ein dann haben wir das Problem ganz schnell gelöst. Dann suchen sich die Corona Leugner und Impfgegner hoffentlich eine einsame Insel wo sie hingehören, denn ein Land wird diese Leute eh nicht nehmen. Selbst ihr hochgelobtes Schweden will ein Corona negativ Test.
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  • mausschanze
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  • ra.kellermann@gmx.de
    wie wärs mit einer Helikopter-Parade der besorgten Eltern? zwinkern
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  • Mic_Ro
    Warum diese Aufmerksamkeit der MP?
    Warum überhaupt die Genehmigung?
    Soso die die keine Maske trugen hatten Atteste! Jedes Attest ist ein Fake! Ist Betrug!
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  • holle4es
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  • jlattke
    Wie passend, dass einige dieser Ewiggestrigen als Dinosaurier verkleidet sind! Die sind auch nicht aus dieser Zeit. Die hatten auch kaum Hirn. Die sind auch ausgestorben. Allerdings gibt es Menschen die die Dinosauriern vermissen. Das wird den ESAs nicht passieren.
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  • thomashemmerich@web.de
    Man muss mit den Demonstranten und deren Forderungen nicht einverstanden sein und kann sie deshalb auch kritisieren. Das gehört in einer Demokratie dazu.

    Allerdings diese Leute hier so beleidigen, dass geht zu weit. Zudem könnte ich da sogar auf dein Gedanken kommen, dass es bei Ihnen "da oben" auch nicht besser aussieht.

    Wie gesagt, Kritik ja, aber nicht mit solchen Kommentaren. Ich jedenfalls werde ihre Kommentare daher auch nicht vermissen.
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  • jlattke
    Grundsätzlich würde ich Ihnen recht geben. Ich habe mich jedoch – auch u. gerade aus Interesse an der anderen Meinung – mehrfach auf ESA eingelassen. Das kann ich Ihnen nur ebenfalls raten: machen Sie sich ein eigenes Bild. Was diese „Demonstranten“ an verschwörungstheoretischem Unfug u. teilweise extrem bedenklichen Aussagen in die Umwelt blasen, könnte schon als „Umweltschädlich“ gelten. Anders formuliert: da ist nicht wenig dabei, was weltanschaulich, politisch u. moralisch nicht zu vertreten ist – unabh. von der eigenen (demokratischen) politischen Position. Deshalb ist es kaum verwunderlich das auch das BfV bereits ein Auge auf die Truppe wirft.

    Die Blase des Verfolgungswahns in der sich einige dieser Menschen bewegen ist absolut unglaublich komplex u. geschlossen, nahezu undurchdringbar. Und für sie selbst auch scheinbar absolut schlüssig – egal wie haarsträubend die Argumente o. Faktenverdrehungen. Und: bei einigen sind klare Züge von psychotischen Störungen zu erkennen.
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  • stadtkind
    Je mehr Aufmerksamkeit in Form von Zeitungsberichten und Gegendemos diesen Leuten gewidmet wird, bekommen sie indirekt auch noch die Legitimation zum Weitermachen.
    Einfach ignorieren. Lasst sie einfach rumlaufen und spinnen. Keiner schaut hin oder gibt eine Reaktion. Dann ist deren "Engagement" für den Eimer.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    die Legitimation zum Weitermachen bekommen sie nicht indirekt durch die Berichterstattung in den Medien z.B. der Mainpost - die Legitimation zum Weitermachen bekommen sie ganz direkt vom schwachen Staat. Das muss man so deutlich ansprechen.
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  • ub-ejournals@uni-wuerzburg.de
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  • walters
    Jede Stadt hat seine Hofnarren soviel dummheit auf einen haufen.
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  • Mic_Ro
    Kann die MP Bitte mehr Bilder veröffentlichen und auch Namen benennen? Nur so hat man eine Möglichkeit sie nicht in Krankenhäusern zu behandeln (ok, das wird schwer) aber man kann ihnen aus dem Weg gehen und sie meiden!
    Ich möchte solchen Menschen auch nichts mehr verkaufen müssen!
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