Eine von ihnen war Micaela Potrawa, CSU-Stadträtin und Vorsitzende der Frauen-Union in Würzburg. Sie sei, sagte sie, „vom offenen Gesprächsklima und von der sehr friedlichen Tendenz und Geisteshaltung angenehm überrascht“ gewesen. Potrawa räumte im Gespräch mit der MAIN-POST Vorurteile gegenüber den Muslimen ein; die seien in „schönen, aufschlussreichen Gesprächen über den Haufen geworfen worden“.
Das Grundstück ist 2500 Quadratmeter groß; das Pflaster vor der Moschee teilweise aufgebrochen: Da blühen in Beeten bunte Blumen. Am Zaun, der das Areal umgibt, hängt ein Transparent mit der Aufschrift: „Liebe für alle, Hass für keinen“.
So wie der Koran den Muslimen verbietet, sich von Allah ein Bild zu machen, so hat es auch das Alte Testament den Christen verschrieben. Die Muslime halten sich dran. Und so sind die Gebetsräume im „Haus des Allwissenden“, einer für die Frauen, einer für die Männer, schmucklos und beinahe ohne Inventar - kein Altar, keine Bänke, nur ein schöner, weicher Teppich, auf dem die Gläubigen beten.
Auch Besucher müssen sich an Regeln halten, Schuhe ausziehen vorm Betreten des Gebetsraums etwa. Männer und Frauen dürfen sich einander auch nicht mit Handschlag begrüßen.
160 Mitglieder zählt die Gemeinde, die meisten sind Deutsche pakistanischer Abstammung. Muhammad Asef Malik ist der Präsident ihrer Jugendorganisation. Er sagt, vielen Andersgläubigen fehle Wissen über den Islam. Einige Besucher bestätigten das am Tag der offenen Tür; sie überraschte zum Beispiel, dass Muslime keinen Alkohol trinken und kein Schweinefleisch essen dürfen. Von den großen Gemeinsamkeiten der christlichen und der islamischen Religion wussten sie nichts.
Aber alle Gäste, sagen die Gastgeber, seien wissbegierig gewesen und neugierig auf eine andere Kultur, so Malik. Viele fragten nach Kopftuch, Terror, Gottesdienst, Begräbnis-Rituale – und fanden die Antworten, wie Heribert und Monika Bulla aus Lengfeld. „Interessant und aufschlussreich“, so ihr Fazit. Für CSU-Frau Potrawa soll es bei dieser einen Begegnung nicht bleiben. Die Frauen-Union wird die Frauen in der Moschee besuchen. „Wir wollen in Kontakt bleiben“, sagt die Stadträtin, „das ist auch Teil der Integrationsarbeit in der Stadt“.
Daten & Fakten
Ahmadiyya-Gemeinde Ahmadiyya ist eine von sechs muslimischen Gemeinden in Würzburg. Die Ahmadis gehören einer islamischen Reform-Gemeinschaft an, 1889 gegründet von Ghulam Ahmad im indischen Bundesstaat Punjab. Für sie ist er der Messias. Nach ihrem Verständnis befreit das Ahmadiyyat den Islam „von allen Verkrustungen, die ihn missgestaltet und unscheinbar haben werden lassen“. Die Sekte ist unter Muslimen sehr umstritten. Viele Gläubige sprechen ihr ab, überhaupt islamisch zu sein, weil für sie Mohammed nicht der letzte Prophet ist.