
Bevor Anfang Dezember von den Verbandsräten der Mitgliedsgemeinden Waldbüttelbrunn, Hettstadt, Eisingen, Waldbrunn und Kist über die Finanzierung der neu zu bauenden Kläranlage der "Ahlbachgruppe hoch fünf" entschieden wird, herrscht noch immer Uneinigkeit in den einzelnen Gemeinden, welche Finanzierungsmethode für die etwa 32,4 Millionen Euro teure Anlage gewählt werden soll.
Eine Finanzierung über den gemeindlichen Haushalt scheidet fast überall als Überlegung aus. Mehrheitlich will man eine Finanzierung aus dem Zweckverband heraus, das wurde schon mehrfach thematisiert. Lediglich Waldbüttelbrunn möchte die Finanzierung zu 100 Prozent über die einzelnen Gemeinden, um wertvolle Zuschüsse des Staates für die Zukunft zu sichern und die Bürgerinnen und Bürger mit Beiträgen und nicht mit Gebührenerhöhungen heranzuziehen.
Kist kommt in diesem Szenario eine Sonderrolle zu. Denn die Gemeinde muss neben der Finanzierung der neuen Kläranlage auch noch eine Zuleitung auf eigene Kosten bauen. Man ist also doppelt belastet, weil man sich dem Zweckverband angeschlossen hatte, um beim Neubau dabeizusein. Der Leitungsbau wird in etwa so viel kosten, wie die Beteiligung der Gemeinde an der Kläranlage, berichtete Bürgermeister Volker Faulhaber (SPD) in der Sondersitzung. Hierzu hatte der Gemeinderat den technischen Leiter des Zweckverbandes Abwasserbeseitigung "Ahlbachgruppe hoch fünf", Markus Ostwald, eingeladen.
Allein die zusätzliche Leitung kostet 1,6 Millionen
Er stellte die neu zu bauende Kläranlage in allen Einzelheiten vor, vom mechanischen Hebewerk über die Vorreinigung in der Kompaktanlage, die biologische Reinigung bis hin zum Faulturm und der Entsorgung der Reststoffe. Zudem ging er auf die Verrohrung ein, die als Auflage vom Wasserwirtschaftsamt gemacht wurde, in der das Restwasser, welches bisher in den Trockengraben geleitet wurde, über eine spezielle Leitung bis ins nächste fließende Gewässer an der B486 am Autobahnzubringer Helmstadt der A3 geleitet werden muss.
Allein diese zusätzliche Leitung kostet etwa 1,6 Millionen Euro. Hinzu kommt noch, dass sämtliche Leitungen der Kläranlage nicht im Erdreich vergaben werden, sondern mit Hinblick auf das Wasserschutzgebiet innerhalb der Anlage verlaufen. Zum Glück, so Ostwald, habe man ein Ingenieurbüro beauftragt, das sich nur auf den Bau von Kläranlagen spezialisiert hat.
Er ging in seinem Vortrag auf die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten ein, die für den Bau der neuen Anlage möglich sind. Doch letztlich lag es am Gemeinderat, ihren Delegierten für die Verbandsversammlung eine Empfehlung an die Hand zu geben. Das fiel nicht leicht, denn der Fokus muss auf den Möglichkeiten von Kist liegen und darf sich nicht an den Voraussetzungen anderer Kommunen ausrichten, gab der Bürgermeister zu bedenken. Hier herrschte Einigkeit unter allen Anwesenden.
Gebühren kosten mehr, sind aber letztlich gerechter
Manfred Spiegel (SPD) gab zu bedenken, dass alle anderen Gemeinden außer Waldbüttelbrunn eine gemischte Finanzierung bevorzugen. Soweit hatte er sich mit seinen Kollegen in den anderen Gemeinden besprochen. Dies sei für Kist auch ein gangbarer Weg. Zudem sei es sozial verträglicher, die Finanzierung über Gebühren zu ermöglichen, als über Einmalbeiträge. Sicher koste dieser Vorgang etwas mehr, sei aber letztlich gerechter. "Am Ende des Tages muss es eine gemeinsame Lösung geben", fand Yvonne Lach (SPD) und Christoph Spall (CSU) erinnerte daran, dass die Kosten letztlich vom Bürger getragen werden müssen.
Als Empfehlung wurde beschlossen, dass mindestens 7,64 Millionen Euro von den Gemeinden selbst zu finanzieren sind, aber höchstens 50 Prozent. So will man Verhandlungen in der Verbandssitzung ermöglichen und keiner Gemeinde Steine in den Weg legen.