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Würzburg
Aggressionen im Verkehr: Warum Frauen die besseren Autofahrer sind
Der Würzburger Psychologe Andreas Eder forscht an der Universität Würzburg  im Bereich „Aggressionspsychologie“. In einem Interview erklärt er, warum wir im Verkehr aggressiv sind.
Mit Wutanfällen im Auto geht es im Straßenverkehr oft auch nicht schneller.
Foto: didesign021/Getty | Mit Wutanfällen im Auto geht es im Straßenverkehr oft auch nicht schneller.
Moritz Hanl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:58 Uhr

Auf dem täglichen Weg zur Arbeit schießen oft die Emotionen hoch. Radfahrende ärgern sich über Autofahrende, Autofahrende über Radfahrende und auch Fußgängerinnen und Fußgänger bleiben nicht von dem Phänomen verschont. Der Würzburger Psychologe Andreas Eder forscht an der Universität im Bereich „Motivation und Emotion“ mit Schwerpunkt auf „Aggressionspsychologie“. Der 47-Jährige ist Professor des Lehrstuhls für „Allgemeine Psychologie zwei“. Im Interview erklärt er, warum Hass immer Folge von Aggression ist, weshalb diese im Verkehr vermehrt auftritt und warum männliche Autofahrer am aggressivsten sind.

Frage: Herr Professor Eder, wie sind Sie heute zur Arbeit gekommen?

Andreas Eder: Ich fahre jeden Tag mit dem Fahrrad von Veitshöchheim zu meinem Arbeitsplatz am Röntgenring und wieder zurück.

Und wann haben Sie dabei das letzte Mal im Verkehr so richtig Hassgefühle entwickelt?

Eder: (lacht) Dazu möchte ich mich lieber nicht äußern. Hass empfinde ich selten- aber Aggressionen gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern, ja, kommt vor!

Professor Doktor Andreas Eder forscht an der Universität Würzburg im Bereich 'Aggressionspsychologie'. In einem Interview erklärt er, warum wir im Verkehr häufig aggressiv reagieren.
Foto: Andreas Eder | Professor Doktor Andreas Eder forscht an der Universität Würzburg im Bereich "Aggressionspsychologie". In einem Interview erklärt er, warum wir im Verkehr häufig aggressiv reagieren.

Warum diese Unterscheidung?

Eder: Unter Aggression verstehen wir in der Psychologie Verhaltensweisen, die darauf abzielen, einer anderen Person Schaden zuzufügen. Eine Schädigung wird hier sehr breit aufgefasst. Zum Beispiel fällt darunter auch eine verbale Beleidigung, eine rüde Handgeste, oder das absichtliche Nehmen einer Vorfahrt. Solche aggressiven Verhaltensweisen treten im Straßenverkehr immer wieder auf.

Sind wir im Verkehr aggressiver als in anderen Alltagssituationen?

Eder: Generell kann man das so nicht feststellen, denn Aggression entsteht immer aus einem Zusammenspiel von personalen und situativen Faktoren. Das bedeutet: es gibt Personen, die aggressiver als andere im Verkehr auftreten, weil sie zum Beispiel reizbarer sind oder glauben, sie hätten ein privilegiertes Recht für die Nutzung der Straße. Es gibt aber auch Situationen, die Aggressionen allgemein begünstigen.

Welche wären das?

Eder: Vor allem Situationen, die uns frustrieren. Zum Beispiel wenn wir aufgrund einesStaus im Straßenverkehr nicht so schnell vorankommen, wie wir uns das erhofft haben. Dann ärgern wir uns über diese Blockade. Und manchmal kriegt diesen Ärger auch ein anderer Verkehrsteilnehmer ab, obwohl dieser für den Stau gar nicht verantwortlich ist.

Gibt es noch andere Situationen im Verkehr, die unser Aggressionspotenzial steigern?

Eder: Der Verkehr bietet viele Situationen, über die wir uns moralisch empören können. Alle kennen die Verkehrsregeln. Werden diese verletzt, dann kann man sich diese Regelverletzung mit Gegebenheiten der Situation erklären - beispielsweise, dass ein Verkehrsteilnehmer die Vorfahrt in der Hektik übersehen hat. Oder man unterstellt diesem eine böse Absicht. Die zweite Erklärung macht wütender und kommt leider häufiger vor, denn wir Menschen neigen generell dazu, Erklärungen für das Verhalten von anderen eher in deren Person als in den situativen Gegebenheiten zu suchen.

Wer ist besonders anfällig für Aggressionen?

Eder: Die Forschung hat mehrere Persönlichkeitszüge identifiziert: darunter fallen eine generell erhöhte Reizbarkeit, Narzissmus oder eine sogenannte „Macho-Persönlichkeit“, die einen aggressiven Fahrstil als Ausdruck von Männlichkeit sieht. Umgekehrt gibt es aber auch Persönlichkeitsstile, die aggressives Verhalten hemmen. Dazu gehört zum Beispiel die Fertigkeit, sich selbst beruhigen zu können.

Gibt es weitere Eigenschaften, die aggressionsfördernd wirken?

Eder: Bedeutende Einflussfaktoren sind das Alter und das Geschlecht einer Person. Jüngere, vorwiegend männliche Autofahrer sind anfällig für einen riskanten Fahrstil, der Gefahren für andere Verkehrsteilnehmer bewusst in Kauf nimmt. Frauen verhalten sich im Vergleich dazu defensiver. Hier wirken gesellschaftliche Normen, die von Frauen eine stärkere Kontrolle ihrer Aggressionen fordern.

Sind Menschen je nach Verkehrsmittel auch unterschiedlich aggressiv?

Eder: Im Verkehr wird eine Hierarchie bereits durch die Art des Verkehrsmittels hergestellt: Ein SUV strahlt schon aufgrund seiner Bulligkeit eine physische Dominanz aus, wenn es zum Beispiel um das Gewähren der Vorfahrt geht. Kommt der Radfahrer unter die Räder, dann ist er schwer verletzt, wenn nicht tot. Das wissen beide Verkehrsteilnehmer. Deshalb kann sich der Autofahrer in manchen Situationen auch mehr herausnehmen, weil er darauf vertraut, dass der schwächere Verkehrsteilnehmer im Zweifel zurücksteckt.

Heißt das, dass wenn man im Auto sitzt, hat man weniger Hemmungen, aggressiv aufzutreten?

Eder: Wenn das aggressive Verhalten keine spürbaren negativen Konsequenzen hat, dann nehmen Aggressionen zu. Das ist im Autoverkehr oft der Fall, weil man nach einer Auseinandersetzung einfach davonfahren kann und das Fahrzeug auch ein Gefühl der Überlegenheit vermittelt. Darüber hinaus bietet das Auto auch eine Anonymität, die ebenfalls enthemmt.

Wie kann man Aggressionen entgegenwirken?

Eder: Zum einen, indem man sich in schwierigen Situationen aktiv beruhigt, beispielsweise durch Atemtechniken oder entspannende Musik. Außerdem kann es helfen, sich in die Lage des Gegenübers zu versetzen, damit man ein besseres Verständnis von dessen Verhaltensweisen bekommt. Dafür sind Perspektivwechsel hilfreich. Zum Beispiel könnte man die Stammstrecke einmal mit dem Fahrrad statt mit dem Auto abfahren, um diese aus dem Blickwinkel des Fahrradfahrers zu erleben. Es steht aber auch die Politik in der Verantwortung, Maßnahmen zur Verkehrsbefriedung zu entwickeln. Beispiele sind mehr Platz für alle Verkehrsbeteiligten und Entschärfung von heiklen Verkehrssituationen. Auf meiner Pendlerstrecke fallen mir sofort zwei kritische Stellen ein, wo es immer wieder zu Konflikten kommt und dringend etwas baulich gemacht werden müsste.

Wie sollte man am besten auf Aggressionen von anderen reagieren?

Eder: Ein wichtiger Grundsatz für die gewaltfreie Kommunikation ist: zuerst wahrnehmen und dann bewerten! Das klingt leichter als es ist, denn Bewertungen erfolgen in der Regel automatisch. Deshalb sollte man sich die Frage stellen: Was ist passiert und warum reagiere ich auf diese Situation so emotional? Es trägt zur Entspannung der Situation bei, wenn man sich über die eigenen Bedürfnisse im Klaren wird und diese auch der anderen Person konstruktiv mitteilen kann.

Haben Sie noch einen besonderen Tipp, der zur Beruhigung im Straßenverkehr beiträgt?

Eder: Geheimtipp habe ich keinen, aber aus psychologischer Sicht finde ich es erstaunlich, wie gewaltfrei der Straßenverkehr im Großen und Ganzen abläuft. Das ist angesichts der vielen konfliktträchtigen Situationen im Straßenverkehr alles andere als selbstverständlich. Und es macht mir Hoffnung, dass auch in anderen Lebensbereichen ein friedliches Zusammenleben möglich wäre.

 
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  • MedDeeg@web.de
    ...."wir Menschen neigen generell dazu, Erklärungen für das Verhalten von anderen eher in deren Person als in den situativen Gegebenheiten zu suchen."....

    Da wirkt auch Abwehrverhalten hinein: Menschen, die z.B. permanent selbst die Vorfahrt nehmen, egoistischen und aggressiven Fahrstil zeigen, neigen dazu, dieses eigene Fehlverhalten auf die anderen zu projizieren, ihnen also die gleichen niederen Motive zu unterstellen, die sie von sich selbst kennen.

    Je mehr sich jemand gegenüber anderen als Sheriff und Oberlehrer aufspielt, desto mehr hat der bei sich selbst zu verdrängen und abzuwehren.

    Wirkt nicht nur im Straßenverkehr. Der "Richter Gnadenlos", Ronald Schill ist ein einleuchtendes Beispiel für dieses psychologische Phänomen....
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  • MedDeeg@web.de
    Mag sein. Allerdings wird auch oft der Fehler gemacht, Freundlichkeit und Offenheit mit Schwäche oder Naivität zu verwechseln: d.h. im Kern redliche, freundliche und offene Menschen projizieren auch (!) - und gehen davon aus, dass andere Menschen ebenso redlich und ehrlich sind.

    Wenn dies jedoch beharrlich nicht der Fall ist, sie permanent getäuscht und und für dumm verkauft werden, orientieren sich auch solche Menschen an der Realität - alles andere wäre ja naiv....

    Die Kunst ist, zu unterscheiden! Und was Sie in bezug auf andere "festgestellt" haben, gilt auch immer für Sie selbst auch wenn Sie selbstverständlich immer (!) die Wahrheit sagen und niemals (!) eifersüchtig wären, gell. zwinkern
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  • MedDeeg@web.de
    Auf jeden Fall gibt es die.....bleiben Sie wachsam!
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  • MedDeeg@web.de
    Mit Haaren in der Suppe und dreckigen Gabeln ist nicht zu spaßen.

    Wusste schon Monty Python:
    https://www.youtube.com/watch?v=XFj45oeA7bE
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  • Arcus
    Der Herr Professor fährt täglich mit dem Rad zur
    Arbeit. Das ist die beste Art Stress abzubauen.
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  • al-holler@t-online.de
    Das ist ein "arg-daneben-Beispiel: Der wohnt sicher nicht auf dem Lande und hat nicht 20 o. 30 o gar mehr km zur Arbeit zu fahren......
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  • TLW-tu_W
    Lesen Sie die Artikel überhaupt, oder nur die Kommentare?

    "...von Veitshöchheim zu meinem Arbeitsplatz am Röntgenring und wieder zurück."
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  • al-holler@t-online.de
    Ja und....?? Pf.......
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  • al-holler@t-online.de
    @ TLW...: So und jetzt noch einmal in aller Ruhe: Bei allem Respekt vor der körperlichen Ertüchtigung eines Geistesarbeitenden (ist das gendergerecht?): Es geht mir nicht um die paar km auf einem ebenen und weitgehend komfortablen Radweg von Veitshöchheim - wäre n. b. auch gut im öPNV angeschlossen - nach Wü, sondern um einen körperlich schwer arbeitenden Menschen (evtl. auch noch im Schichtbetrieb), der BEISPIELSWEISE von Gaukönigshofen zur Arbeit nach Ochsenfurt oder gar noch weiter fahren muss- o.k.?
    Im übrigen halte ich Ihre Antwort oben für gaaanz wenig sachbezogen, sondern eher für den unbrauchbaren Versuch einer Retourkutsche. Guten Tag, "over and out"......
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  • TLW-tu_W
    Das mit "in aller Ruhe" scheint nicht geklappt zu haben.
    1. Der Artikel geht um Aggressionen im Straßenverkehr, dies wurde von Arcus aufgegriffen.
    2. Sie interpredieren sehr frei, was Arcus angeblich sagen wollte und offenbaren, dass Sie den Artikel zumindest nicht vollständig gelesen haben.
    3. Ich weiße Sie nur auf Informationen aus dem Artikel hin, die Sie ganz offensichtlich nicht gesehen haben.
    4. Sie tun so, als wäre die Information aus dem Artikel vollkommen irrelevant, wobei Ihr Kommentar genau nach jenem Punkt fragt.
    5. Sie tun weiterhin so, als hätte irgendjemand gefordert, das nun alle mit dem Fahrrad zur arbeit fahren müssen.

    Daher empfehle ich Ihnen, es nochmal "in aller Ruhe" mit dem lesen von Arcus Kommentar NACH dem vollständigen lesen des Artikels zu versuchen.
    Diskussionen gegen selbst gebaute Strohmänner sind natürlich immer am einfachsten zu "gewinnen", aber haben Sie das wirklich nötig?
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  • al-holler@t-online.de
    des liest doch heut scho keiner mehr........deshalb, forget iz!
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  • al-holler@t-online.de
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