Es kommt Bewegung in die Diskussion um die Streichung der Ermäßigung für Menschen mit Behinderung am Dallenbergbad. Überraschend hatte Oberbürgermeister Christian Schuchardt das Thema selbst auf die Tagesordnung der Stadtratssitzung am vergangenen Donnerstag gesetzt.
So hieß es in der Beschlussvorlage, dass die Bäder GmbH angewiesen wird, eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung abzuhalten und "ein schlüssiges Konzept zur Tarifierung der Eintrittspreise an allen Würzburger Bäderstandorten für Menschen mit Behinderungen und deren Begleitpersonen gemeinsam mit der Geschäftsführung zu erarbeiten".
Überraschend, da in der vergangenen Hauptausschusssitzung ohne weitere Diskussion das Thema "Überarbeitung des Konzepts Dallenbergbad" abgehandelt und mit 13:3 Stimmen beschlossen wurde, den Antrag der Linken-Stadträtin Barbara Meyer nicht weiterzuverfolgen. Meyer hatte darin ihren Unmut über die Öffnungszeiten, den Wegfall des Frühschwimmens und die Kosten für Kleinkinder bekundet und sich ebenso über die Streichung des Rabatts für Menschen mit Behinderung geärgert.
Neuregelungen haben in der Öffentlichkeit keine Akzeptanz gefunden
Als Begründung hießt es von OB Schuchardt, "dass die aktuellen Neuregelungen für das Dallenbergbad unter den Betroffenen und in der Öffentlichkeit keine Akzeptanz finden". Der Reputationsschaden für die Bäder, für die WVV und auch die Stadt könne durch die entstandene politische Diskussion immens sein, "ganz unabhängig davon, wie sich die Entscheidung auch in den Gefühlen der Menschen niederschlägt, die sich beispielsweise in Leserbriefen geäußert haben".
"Das ist nicht schön, und ich möchte nicht, dass wir uns so präsentieren", sagte Schuchardt in der Stadtratssitzung. Er erläuterte, dass seitens der WVV-Geschäftsführung Regelungen, die bereits seit der Wiedereröffnung am Nautiland und am Sandermare gelten, auf das Dallenbergbad übertragen worden seien. Mit dem Aufsichtsrat sei dies aktuell nicht abgestimmt gewesen, da die Maßnahme von der Geschäftsführung als "Geschäft des laufenden Betriebes" betrachtet wurde. Schuchardt erklärte, dass hierbei nach dem Gesellschaftsvertrag keine Zuständigkeit des Aufsichtsrates gesehen werde.
Nun aber setzte sich der OB persönlich ein und baute mit seiner Vorlage entsprechenden Rückhalt auf: Einstimmig beschloss der Stadtrat dann auch, dass die WVV-Geschäftsführung unterschiedliche Entwürfe für ein Preismodell sammeln und dem Aufsichtsrat zur Erörterung vorlegen solle. Gemeinsam solle abgewogen werden, welcher Lösungsvorschlag in der nächsten Stadtratssitzung präsentiert wird.
Dabei, so Schuchardt, sollen auch Erkundigungen zur deutschlandweiten Praxis bei den einschlägigen Verbänden für das Bäderwesen eingeholt werden. Wichtig sei es zudem den Behindertenbeirat zu hören. Die Umsetzung des Preismodells, so der OB, solle dann in der darauffolgenden Stadtratssitzung durch Gesellschafterweisung erfolgen.
Stimmen aus dem Stadtrat
"Ich freue mich, dass Sie eine Brücke bauen", sagte Stadträtin Silke Trost (Grüne) in Richtung OB. Trotzdem wolle sie nochmal darauf hinweisen, "dass wir einen sehr engagierten Behindertenbeirat haben, der eine gute Arbeit macht". Sie plädierte dafür, dass dieser in alle wichtigen Entscheidungen, die das Thema Inklusion betreffen, in Zukunft mit eingebunden werde, "auch, wenn es nicht vorgeschrieben ist".
Auch Sebastian Roth (Linke) bedankte sich bei Schuchardt für das Aufgreifen des Themas: "Wir haben bei uns in der Fraktion viele Zuschriften gehabt, wo sich ganz massiv darüber (Anmerkung der Redaktion: über den Wegfall des Behindertenrabatts) aufgeregt wurde und es ist der richtige Weg." Sonst, so die Meinung Roths, könne die Stadt dadurch Schaden nehmen.
Zuvor schon hatte seine Fraktionskollegin Barbara Meyer in den mündlichen Anfragen nochmals ihre Bedenken eingebracht. Der Wegfall der Ermäßigungen für verschiedene Besuchergruppen, also Rentnerinnen und Rentner und Menschen mit Behinderung, mit der Harmonisierung der Preisstruktur in den - durch die Bäder GmbH betriebenen - Bädern zu begründen, sei "regelrecht ein Affront", sagt sie.
Ich kann Ihnen sagen, ich habe jahrelang eine Schwimmgruppe von Menschen mit Behinderung beruflich begleitet (Downs-Syndrom, Mehrfachbehinderung geistig/körperlich). Es gibt kaum ein Element, in welchem diese Menschen derart aufleben und sich frei fühlen wie im Wasser, weil eben körperliche Beeinträchtigungen keine Rolle spielen. Und die Bahnen werden da sehr sportlich gezogen....
Auch ansonsten scheint hier wohl eher Sozialneid und Projektion ihr Thema als wirkliches Fachwissen!
Es sind eher die Leute, die sich diverse Behindertenpunkte über Jahre zusammen getragen haben wie Depression, ADHS und kleinen körperlichen Problemen (man braucht nur 50%) und schon kann man den Bonus absahnen.
Das nervt genauso, wie ein Bekannter angibt, mit seiner Frau ICE kostenlos zu fahren, weil er ihr Begleiter ist. Oder die Tausend ach so nehmen Begleiter, damit sie kostenlos aufs Africa Festival kommen. Man kennt es.
Ich kenne mehrere Menschen, die zwar körperlich behindert sind, aber dies nicht wahrnehmen wollen. Sie möchten normal durchs Leben laufen.