zurück
Würzburg
Ärger um Streichung des Behindertenrabatts im Würzburger Dallenbergbad: OB Schuchardt setzt Thema im Stadtrat
Die Streichung der Ermäßigung für behinderte Menschen beschäftigt nun auch den Stadtrat. Wie endlich Bewegung in die Diskussion kommt und warum die Stadt Schaden abwenden will.
Es kommt Bewegung in die Diskussion um die Streichung des Behindertenrabatts im Dallenbergbad. 
Foto: Silvia Gralla | Es kommt Bewegung in die Diskussion um die Streichung des Behindertenrabatts im Dallenbergbad. 
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 12.07.2022 02:42 Uhr

Es kommt Bewegung in die Diskussion um die Streichung der Ermäßigung für Menschen mit Behinderung am Dallenbergbad. Überraschend hatte Oberbürgermeister Christian Schuchardt das Thema selbst auf die Tagesordnung der Stadtratssitzung am vergangenen Donnerstag gesetzt.

So hieß es in der Beschlussvorlage, dass die Bäder GmbH angewiesen wird, eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung abzuhalten und "ein schlüssiges Konzept zur Tarifierung der Eintrittspreise an allen Würzburger Bäderstandorten für Menschen mit Behinderungen und deren Begleitpersonen gemeinsam mit der Geschäftsführung zu erarbeiten".

Überraschend, da in der vergangenen Hauptausschusssitzung ohne weitere Diskussion das Thema "Überarbeitung des Konzepts Dallenbergbad" abgehandelt und mit 13:3 Stimmen beschlossen wurde, den Antrag der Linken-Stadträtin Barbara Meyer nicht weiterzuverfolgen. Meyer hatte darin ihren Unmut über die Öffnungszeiten, den Wegfall des Frühschwimmens und die Kosten für Kleinkinder bekundet und sich ebenso über die Streichung des Rabatts für Menschen mit Behinderung geärgert. 

Neuregelungen haben in der Öffentlichkeit keine Akzeptanz gefunden 

Als Begründung hießt es von OB Schuchardt, "dass die aktuellen Neuregelungen für das Dallenbergbad unter den Betroffenen und in der Öffentlichkeit keine Akzeptanz finden". Der Reputationsschaden für die Bäder, für die WVV und auch die Stadt könne durch die entstandene politische Diskussion immens sein, "ganz unabhängig davon, wie sich die Entscheidung auch in den Gefühlen der Menschen niederschlägt, die sich beispielsweise in Leserbriefen geäußert haben".

Oberbürgermeister Christian Schuchardt.
Foto: Thomas Obermeier | Oberbürgermeister Christian Schuchardt.

"Das ist nicht schön, und ich möchte nicht, dass wir uns so präsentieren", sagte Schuchardt in der Stadtratssitzung. Er erläuterte, dass seitens der WVV-Geschäftsführung Regelungen, die bereits seit der Wiedereröffnung am Nautiland und am Sandermare gelten, auf das Dallenbergbad übertragen worden seien. Mit dem Aufsichtsrat sei dies aktuell nicht abgestimmt gewesen, da die Maßnahme von der Geschäftsführung als "Geschäft des laufenden Betriebes" betrachtet wurde. Schuchardt erklärte, dass hierbei nach dem Gesellschaftsvertrag keine Zuständigkeit des Aufsichtsrates gesehen werde.

"Das ist nicht schön und ich möchte nicht, dass wir uns so präsentieren."   
Oberbürgermeister Christian Schuchardt zur Streichung des Rabatts für Menschen mit Behinderung

Nun aber setzte sich der OB persönlich ein und baute mit seiner Vorlage entsprechenden Rückhalt auf: Einstimmig beschloss der Stadtrat dann auch, dass die WVV-Geschäftsführung unterschiedliche Entwürfe für ein Preismodell sammeln und dem Aufsichtsrat zur Erörterung vorlegen solle. Gemeinsam solle abgewogen werden, welcher Lösungsvorschlag in der nächsten Stadtratssitzung präsentiert wird.

Dabei, so Schuchardt, sollen auch Erkundigungen zur deutschlandweiten Praxis bei den einschlägigen Verbänden für das Bäderwesen eingeholt werden. Wichtig sei es zudem den Behindertenbeirat zu hören. Die Umsetzung des Preismodells, so der OB, solle dann in der darauffolgenden Stadtratssitzung durch Gesellschafterweisung erfolgen.

Stimmen aus dem Stadtrat 

"Ich freue mich, dass Sie eine Brücke bauen", sagte Stadträtin Silke Trost (Grüne) in Richtung OB. Trotzdem wolle sie nochmal darauf hinweisen, "dass wir einen sehr engagierten Behindertenbeirat haben, der eine gute Arbeit macht". Sie plädierte dafür, dass dieser in alle wichtigen Entscheidungen, die das Thema Inklusion betreffen, in Zukunft mit eingebunden werde, "auch, wenn es nicht vorgeschrieben ist".

Auch Sebastian Roth (Linke) bedankte sich bei Schuchardt für das Aufgreifen des Themas: "Wir haben bei uns in der Fraktion viele Zuschriften gehabt, wo sich ganz massiv darüber (Anmerkung der Redaktion: über den Wegfall des Behindertenrabatts) aufgeregt wurde und es ist der richtige Weg." Sonst, so die Meinung Roths, könne die Stadt dadurch Schaden nehmen.

Zuvor schon hatte seine Fraktionskollegin Barbara Meyer in den mündlichen Anfragen nochmals ihre Bedenken eingebracht. Der Wegfall der Ermäßigungen für verschiedene Besuchergruppen, also Rentnerinnen und Rentner und Menschen mit Behinderung, mit der Harmonisierung der Preisstruktur in den - durch die Bäder GmbH betriebenen - Bädern zu begründen, sei "regelrecht ein Affront", sagt sie.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Katja Glatzer
Behindertenbeiräte
Christian Schuchardt
Dallenbergbad
Diskussionen
Geschäftsführung
Schäden und Verluste
Sebastian Roth
Silke Trost
Stadt Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • MedDeeg@web.de
    ... „Richtige“ Behinderte können das Angebot nicht wahrnehmen, weil sie 1. kein Geld haben und 2. nicht wirklich Bahnen ziehen können."....

    Ich kann Ihnen sagen, ich habe jahrelang eine Schwimmgruppe von Menschen mit Behinderung beruflich begleitet (Downs-Syndrom, Mehrfachbehinderung geistig/körperlich). Es gibt kaum ein Element, in welchem diese Menschen derart aufleben und sich frei fühlen wie im Wasser, weil eben körperliche Beeinträchtigungen keine Rolle spielen. Und die Bahnen werden da sehr sportlich gezogen....

    Auch ansonsten scheint hier wohl eher Sozialneid und Projektion ihr Thema als wirkliches Fachwissen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • info@softrie.de
    Vielen Dank für ihren konstruktiven Beitrag, weshalb ich Ihnen recht gebe.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Barbara
    Das Fachwissen fehlt leider jedem , der solche Bestimmungen erlässt....leider....da er nicht weiter als über seinen Schreibtisch hinaus sieht. Was bringen diese Diskussionen....die Badesaison ist bald wieder vorbei und es hat sich mit Sicherheit nichts Neues ergeben....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • info@softrie.de
    Das Thema ist sehr schwierig. „Richtige“ Behinderte können das Angebot nicht wahrnehmen, weil sie 1. kein Geld haben und 2. nicht wirklich Bahnen ziehen können.

    Es sind eher die Leute, die sich diverse Behindertenpunkte über Jahre zusammen getragen haben wie Depression, ADHS und kleinen körperlichen Problemen (man braucht nur 50%) und schon kann man den Bonus absahnen.

    Das nervt genauso, wie ein Bekannter angibt, mit seiner Frau ICE kostenlos zu fahren, weil er ihr Begleiter ist. Oder die Tausend ach so nehmen Begleiter, damit sie kostenlos aufs Africa Festival kommen. Man kennt es.

    Ich kenne mehrere Menschen, die zwar körperlich behindert sind, aber dies nicht wahrnehmen wollen. Sie möchten normal durchs Leben laufen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • 2ostsee
    Sie kennen das Behindertenrecht? Das glaube ich nicht! Da werden keine Punkte gesammelt und auch keine Prozente addiert, d.h. 30% fürs Knie plus 30% für die Hüfte ergibt keine 60% Schwerbehinderung sondern wird vielleicht mit 40% angerechnet. Und sollte eine Mensch eine Begleitperson eingetragen haben dann hat das sicher gute Gründe. Und wo Sie vielleicht von "Vorteilen " sprechen so sind das Nachteilsausgleiche und die meisten Betroffenen würden diese gerne gegen die Beschwerden eintauschen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • info@softrie.de
    Ich kenne leider nur Behinderte, die es ausnutzen. Ich bin für alles offen und habe aufgrund eines Kommentators eine andere Meinung zugelassen, die ich bislang nicht kannte.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Barbara
    wenn man den Kopf unter dem Arm trägt, dann steigt die Möglichkeit einen Behinderten ausweis zu bekommen.....wie hier schon geschrieben, 30% für Knie etc. das sind typische Schreibtischparagraphen, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten