Dreiste Auswüchse sind aufgrund steigender Temperaturen und zunehmender Trockenheit mit dem Betrieb der öffentlichen Wasserzapfstelle im Leinachtal verbunden. Akuten Handlungsbedarf sahen Verwaltung und Gemeinderat nun, nachdem jüngst ein Tankfahrzeug dort 17 Kubikmeter Wasser aufnahm - bei einer erlaubten Abgabe von maximal 500 Liter je Abhol-Vorgang.
Fehlende Niederschläge veranlassen Gartenfreunde, Obstbauern, Winzer und Eigentümer von Grundstücken des örtlichen Wochenendgebietes, sich zunehmend an der Wasserzapfstelle aus der Quelle der Leinach nahe dem Sportgelände der Spielvereinigung mit dem kostbaren Nass zu versorgen. Dieses außergewöhnliche, freiwillige Angebot bietet die Gemeinde seit Jahrzehnten.
Maximal 500 Liter je Zapfvorgang vorgesehen
Die aktuelle Regelung hierbei sieht eine Entnahme von maximal 500 Liter je Zapfvorgang vor. Die Entnahme wird durch einen Chip gesteuert, der von den Nutzern im Rathaus erworben werden kann. Verschwindend gering ist das zu entrichtende Entgelt von 40 Cent je 500 Liter. Den mit dem Angebot durch die Gemeinde gereichten helfenden kleinen Finger schlug kürzlich ein dreister Abholer aus und nahm stattdessen mehr als die ganze Hand.
Ausgelöst durch die fehlenden Niederschläge war die Warteschlange von Abholern an der Zapfstelle selten länger als in diesem Jahr. Gar für deren Blockade über mehrere Stunden sorgte jüngst ein Tankfahrzeug für Lebensmittel. Durch die Chip-Auswertung und Bilder konnte nachgewiesen werden, dass dieser Abholer den Bogen weit überspannte. Durch die technisch gesteuerte maximale Entnahme von 500 Litern waren für die in das Fahrzeug gefüllten 17 Kubikmeter frischem Quellwasser 35 Tankvorgänge notwendig. Verständlicherweise glichen die Rückmeldungen zu dem dreisten Vorgehen im Rathaus einem Tsunami. Wegen des mit dem Chip-Kauf erfolgten Vertragsabschlusses für ein Jahr sei laut Geschäftsleiter Rainer Reichert eine sofortige Erhöhung des Entgeltes nicht möglich.
"Schindluder" auch in kleinerem Rahmen
In der jüngsten Ratssitzung debattierte der Gemeinderat nun die weitere Handhabe. Nach Erkenntnis der Verwaltung werde über den bekannt gewordenen, bisher einmaligen extremen Vorfall hinaus bei dem Angebot leider oft auch "Schindluder in kleinerem Rahmen" betrieben. Auch wenn er als Obstbauer selbst persönlich betroffen sei, schlug Dritter Bürgermeister Erhard Franz (CSU) eine Erhöhung des Entgeltes auf 50 Cent je Abgabezyklus vor.
Silvia Schmitt (CFW) sagte, dass Abholer mit dem günstigen Wasser der Zapfstelle auch ihre Zisternen für die häusliche Nutzung befüllen würden. Dies belaste die Allgemeinheit unter anderem durch somit anfallende Kanalgebühren, gab Schmitt zu bedenken. Klaus Stockmann forderte deshalb eine Angleichung des Entgeltes der Wasserzapfstelle an die des Wasserbezugs über eine Garten-Wasseruhr. So könne auch die Verkehrsbelastung an der Zapfstelle reguliert und womöglich reduziert werde. Adalbert Franz (UBL) schlug eine Erhöhung auf 70 Cent vor, um auch Rücklagen schaffen zu können, beispielsweise für eine Instandsetzung der Brunnenstube, und um Abhol-Fahrten zu reduzieren.
Letztlich schloss sich das Gremium bei einer Gegenstimme mehrheitlich dem Vorschlag von Silvia Schmitt an, das Entgelt je 500 Liter Abgabe auf 60 Cent zu erhöhen. Die Neufestsetzung wird zum 1. April 2023 gültig.
Gartenfreunde, Obstbauern, Winzer und Eigentümer von Grundstücken des örtlichen Wochenendgebietes, so ist das in Leinach. In Thüngersheim werden alle, die Wasser entnehmen würden und keine Winzer sind, als potentielle Diebe bezeichnet. Siehe Schild an der Entnahmestelle. Das ist der Unterschied zwischen Leinach und Thüngersheim. Wäre auch mal wert für einen Artikel.
Wieder eine Kollektivstrafe für alle anstatt gegen den "einen" vorzugehen. Typisch Deutschland.
Das macht unsere Verwaltung aus, lahmarschig und unfähig, schneller zu agieren.
Der Wasserpreis ist übrigens durch Gemeinderatsbeschluss festgelegt. Diese Preisfestsetzung bildet die Vertragsgrundlage für den Wasserverkauf an der Zapfstelle für ein Kalenderjahr. Da man sich in Deutschland an Vertäge zu halten hat, kann der Wasserpreis nur zum neuen Jahr geändert werden.
Bitte sich erstmal informieren und Gehirn einschalten bevor man solche beleidigenden Kommentare absetzt.
Arno Mager, Erster Bürgermeister
P.S.: Im Übrigen ist die Wasserentnahmemenge nicht auf 500l begrenzt. Dies wurde im Artikel nicht korrekt wiedergegeben. Die tägliche Entnahmemenge ist aufgrund wasserrechtlicher Vorschriften jedoch begrenzt und es ist insofen anstößig, aber nicht unzulässig, mit einem großen Tankfahrzeug vorzufahren und die gesamte Wasssermenge für sich in Anspruch zu nehmen.