zurück
WÜRZBURG
Ämterhochhaus: Investor wirbt mit grüner Fassade
So soll das neue alte Hochhaus in der Augustinerstraße aussehen. Rechts daneben das neu geplante Nachbarhaus.
Foto: Illustration: Hans-Löffler-Haus GmbH | So soll das neue alte Hochhaus in der Augustinerstraße aussehen. Rechts daneben das neu geplante Nachbarhaus.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:12 Uhr

Abriss oder Sanierung? In der Diskussion um die Zukunft des denkmalgeschützten Ämterhochhauses in der Augustinerstraße wirbt der Investor jetzt mit einem neuen Argument für seine Pläne das Haus abzureißen und als Rekonstruktion wieder aufzubauen: Teile des Neubaus sollen begrünt werden.

Steffen Jodl, Geschäftsführer des Würzburger Bund Naturschutzes, nennt diese Absichten „ein Musterprojekt für den Klimaschutz“.

Spatz: Grün ist modern

Wie berichtet, gehört die 87 Jahre alte Immobilie seit Ende vergangenen Jahres der „Hans-Löffler-Haus-Augustinerstraße GmbH“. Dahinter stehen die Unternehmerfamilie Barlian als Hauptfinanzier, die Familie Seissiger sowie Stadtrat und Unternehmensberater Joachim Spatz. Sie haben das achtstöckige, 1930 gebaute Hochhaus sowie das Nachbargebäude Nummer 11 von der Reichenberger Informica Real Invest AG erworben.

Das Nachbaranwesen soll durch einen modernen Glas-Beton-Bau mit Flachdach ersetzt werden. „Die Moderne unserer Zeit ist Begrünung“, erklärt Spatz bei einer Pressekonferenz. Sowohl Dachflächen als auch Balkone und Fassadenvorsprünge des Neubaus sollen mit Pflanztrögen besetzt werden.

Dort könnten dann sowohl Bäumchen als auch kleinere rankende oder blühende Pflanzen wachsen. Unter dem Gebäude ist eine Zisterne für Regenwasser zur Bewässerung geplant.

700 Quadratmeter Grün auf dem Dach und an der Fassade

„700 Quadratmeter Fläche werden so begrünt“, sagt Projektleiter Georg Seissiger. Zusätzlich sollen in der Straße sechs Bäume gepflanzt werden – drei mehr als bisher hier waren. Die Kosten für die gesamte Begrünungsmaßnahme liegt laut Investor im „mittleren sechsstelligen Bereich“.

Über die Vorteile für Mikroklima und Biodiversität informieren bei der Pressekonferenz zwei von den Bauherren beauftragte Ingenieure aus Kassel. René Burghardt erklärt, dass Pflanzen in der Stadt räumlich begrenzt sowohl Schadstoffe aus der Luft filtern als auch für Kühlung sorgen. Thomas E. Hauck sagt, dass diese Lebensraum für verschiedene Tierarten bieten.

Bund Naturschutz: Ein Musterprojekt für den Klimaschütz

„Wir fordern schon lange eine stärkere Begrünung der Innenstadt“, betont Jodl vom BN. Dass ein Investor freiwillig Dach und Fassaden durch Begrünung vor Erhitzung schützt, sei in Würzburg neu. „Das ist ein Musterprojekt für den Klimaschutz und hoffentlich eine Initialzündung für Nachahmer.“

Deshalb unterstütze der BN dieses Vorhaben.

Auch die Stadt Würzburg will mehr Pflanzen in der Stadt: Auf Antrag der Grünen-Fraktion werden Hausbesitzer am Weg zur Landesgartenschau finanziell unterstützt, wenn sie Fassaden begrünen. 18 000 Euro stehen dafür zur Verfügung.

FDP-Stadtrat war bislang kein Klimaschützer

Die Fraktion von Politiker Spatz ist bislang im Stadtrat nicht durch besonderes Engagement für Klimaschutz aufgefallen. Dass Spatz jetzt als Privatperson mit diesem Argument wirbt, sei aber kein Widerspruch: „Die stadtklimatischen Aspekte des Projektes leuchten ein“, meint Spatz.

An diesem Freitag wird sich die Kommission für Stadtbild und Architektur mit den geplanten Neubauten von Ämterhochhaus und Nachbargebäude befassen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Manuela Göbel
Grünen-Fraktion
Joachim Spatz
Klimaschutz
Naturschutz
Stadt Würzburg
Ämterhochhaus
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • al-holler@t-online.de
    Hoffentlich tut sich da überhaupt mal was, bevor die ersten Steine runter kommen! Angesichts der Entscheidungsfreudigkeit im Rathaus habe ich da aber so meine Zweifel.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • kej0018@aol.com
    Ähem, die Fassade könnte man wohl auch begrünen ohne vorher das Hochaus abzureissen...

    Das Ganze kommt mir vor, als würde man einem Kindergartenkind versprechen, daß es ein Bonbon bekommt, wenn es schön brav ist und macht, was die Erwachsenen sagen.

    Mal ehrlich: Zuerst ist die Immobilie so baufällig, daß sie abgerissen werden muß. Als das Haus dann, wider alle Vorhersagen, nach einem Jahrzehnt und wohl immer noch recht stabil steht, wird versprochen, das Gebäude zu erhalten.
    Plötzlich drehen sich dann, wohlgemerkt nach der Veräusserung, Fähnchen und Meinung und der (gewinnorientierte) Abriss ist schon wieder nicht mehr vermeidbar. Damit sich Bürger und Stadtrat nicht echauffieren wird die neue Absicht mit etwas Bei-Grün garniert.

    Für wie blöd wird man eigentlich gehalten???
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Apfelkorn
    Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen!

    Träumt weiter und seht zu, dass die Landbevölkerung weiterhin die Wälder abholzt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • rid.cully
    Na, hoffentlich wird dann auch auf der Jetzt-noch-Fahnenwiese-bald-Hotel eine entsprechend grüne Bebauung vorgesehen ... und vielleicht ja am Faulhaber-Platz. Irgendwie passen tönender Anspruch und Handeln bei Stadtpolitik und -verwaltung nicht immer so richtig zusammen ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten