Am Mittwoch forderte der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger im Interview mit dieser Redaktion eine Flexibilisierung der Arbeitszeitrichtlinie – und damit de facto das Ende des Acht-Stunden-Tages. Der Vorstoß bringt nun unterfränkische Gewerkschafter auf die Palme.
Gewerkschaft sieht Gefahr für die Gesundheit
Aiwangers Idee: Eine Verlängerung der maximalen täglichen Arbeitszeit im Hotel- und Gastronomiegewerbe auf über zehn Stunden. Stattdessen solle eine Wochenarbeitszeit von 48 Stunden eingeführt werden. So möchte er das Wirtschaftswachstum in Bayern weiter ankurbeln. Die Gefahr, Arbeitnehmer könnten ausgebeutet werden, sieht Aiwanger nicht. Niemand würde gezwungen, mehr zu arbeiten.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) reagieren mit scharfer Kritik auf die Überlegungen des Freie-Wähler-Chefs. Aiwanger "setzt die Gesundheit der Beschäftigten aufs Spiel um den Arbeitgeberverbänden zu gefallen", so DGB-Regionsgeschäftsführer Frank Firsching.
Wirtschaftsweise kritisieren starre Regelungen
Gerade in der Gastronomie sei die Arbeitsbelastung enorm hoch, die Entlohnung dagegen unterdurchschnittlich. Überstunden seien an der Tagesordnung. Außerdem gebe es in vielen Betrieben weder Tarifbindung noch Betriebsräte. Damit seien die Beschäftigten den Weisungen der Arbeitgeber ausgeliefert und könnten sehr wohl gezwungen werden, länger als acht Stunden zu arbeiten.
Die Gewerkschaften befürchten eine verdeckte Ausweitung der Arbeitszeiten. Dabei hätten Umfragen ergeben, dass sich Vollzeitbeschäftigte eigentlich wünschen, weniger zu arbeiten. Statt am Acht-Stunden-Tag zu rütteln, solle sich der Wirtschaftsminister lieber für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne einsetzen. Firschings Bilanz: Aiwanger "gibt konzentrierten Quatsch von sich".
Der Wirtschaftsminister glaubt dagegen, viele der rund 400.000 Beschäftigten im Gastgewerbe würden sich flexiblere Arbeitszeiten wünschen. Er steht mit seiner Forderung nicht alleine da: Neben den Arbeitgeberverbänden kritisiert auch der Rat der Wirtschaftsweisen die starren Regelungen.
Auch der Geschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, Thomas Geppert, springt Aiwanger zur Seite: "Der Wirtschaftsminister hat Recht. Das heutige System zur Arbeitszeitregelung geht an der Arbeit- und Lebensrealität von Arbeitnehmern und Unternehmen vorbei." Er fordert einfache, transparente und flexible Arbeitszeitregelungen. Dazu gehöre eine wöchentliche Arbeitszeit von maximal 48 Stunden mit einer täglichen Mindestruhezeit, die je nach Betrieb entsprechend der jeweiligen Aufgaben festgelegt wird und mehr individuellen Spielraum. Es gehe nicht darum, "Menschen in Bayern länger und mehr arbeiten zu lassen" sondern "darum, die Zeit, die ein Arbeitnehmer arbeitet, flexibler als heute zu verteilen."
Dabei kann das Problem ganz einfach gelöst werden: 100% Zuschlag - am besten noch Abgabenfrei - auf die Überstunden, dann regelt der Markt das ganz alleine und der AN hat auch was davon.
Beschäftigten von dem Mann nicht erwarten.