Für Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch benötigen, wird die Situation in Deutschland immer schwieriger. Immer weniger Ärztinnen und Ärzte nehmen die Eingriffe vor. Für das Jahr 2003 verzeichnete das Statistische Bundesamt bundesweit noch etwa 2050 Praxen und Kliniken, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Ende 2020 waren es nur noch 1109 - ein Rückgang um fast die Hälfte.
Laut Paragraf 13 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes müssen die Bundesländer dafür sorgen, dass genügend Einrichtungen zur Verfügung stehen, in denen ein Schwangerschaftsabbruch vorgenommen werden kann. Doch tun sie das ausreichend? Für die Frauen hat eine schlechte Versorgungslage Folgen: Sie müssen längere Strecken zu einer Praxis oder Klinik fahren und auch längere Wartezeiten in Kauf nehmen. Gemeinsam mit dem Recherche-Netzwerk "Correctiv.Lokal" hat diese Redaktion nach der Situation in Unterfranken gefragt.
Wie viele Ärztinnen und Ärzte führen in der Region Abbrüche durch?
"Die Versorgungslage in Unterfranken ist nicht gut", sagte Beate Schlett-Mewis von der Schwangerschaftsberatungsstelle von Pro Familia Würzburg bereits im November 2021. Lediglich eine Handvoll Ärzte in Unterfranken würden überhaupt Abbrüche durchführen. "Die Frauen müssen oft längere Wege auf sich nehmen und sogar bis nach Nürnberg oder nach Hessen fahren", sagt Schlett-Mewis. Viele dieser Frauen seien nicht mobil, hätten oft kleine Kinder.
Einige Ärztinnen und Ärzte in Unterfranken bieten den medikamentösen Abbruch an. Nur ein Arzt führt in der Region Abtreibungen mit der Absaugmethode durch. Er geht demnächst in Rente, bislang fehlt ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin. In der Ärzteschaft sei die Bereitschaft da, Frauen in der Not zu helfen, sagt Dr. Stefan Heuer, Bezirksvorsitzender im Berufsverband der Frauenärzte in Unterfranken. Es sei im Gespräch, dass sich künftig mehrere Kollegen in einem ambulanten OP-Zentrum die Aufgabe teilen. "Das Modell bedeutet allerdings viel Aufwand, und es gibt auch noch rechtliche, bürokratische und organisatorische Hürden", sagt Heuer.
"Für die nach Unterstützung suchenden und häufig alleingelassenen Frauen ist das nicht zumutbar", sagt die Würzburger Sozialreferentin Dr. Hülya Düber zur aktuellen Situation. Man arbeite daran, durch die Beteiligung verschiedener Institutionen den drohenden Versorgungsengpass aufzufangen. Es brauche ein Konzept, "in dem Frauen auf Grundlage des Gesetzes eine adäquate medizinische Versorgung vor Ort finden", sagt Düber. "Das ist ein Anspruch, den wir als Gesellschaft haben müssen."
Warum bieten nur wenige Kliniken Schwangerschaftsabbrüche an?
Nur etwa die Hälfte der öffentlichen Kliniken mit gynäkologischer Station in Deutschland gibt nach der Recherche von Correctiv.Lokal.an, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen. Und in der Regel führen diese Kliniken die Leistung mindestens nach der medizinischen und kriminologischen Indikation durch. Die medizinische Indikation macht allerdings weniger als vier Prozent der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland aus. Die kriminologische noch weniger.
Auch die Frauenklinik der Uniklinik Würzburg führt Schwangerschaftsabbrüche durch, laut Pressestelle vor allem bei medizinischen Indikationen. Das Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt führt Abbrüche nach medizinischer und kriminologischer Indikation durch, jedoch nicht nach Beratungsindikation. "Ein solcher Eingriff wird in unserem Haus nur sehr selten nachgefragt", sagt Klinik-Sprecher Veit Oertel. "Wir gehen deshalb davon aus, dass vor allem auch im ambulanten Bereich ausreichend Möglichkeiten in der Region bestehen."
Einzig das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau gibt im Fragebogen an, Abbrüche nach allen drei Indikationen durchzuführen.
Das Klinikum Würzburg Mitte führt gar keine Schwangerschaftsabbrüche durch. "Aufgrund unserer grundlegend christlich geprägten Ausrichtung bieten wir diese Eingriffe nicht an", sagt Sprecherin Daniela Kalb.
Wie beurteilten Frauen ihren Schwangerschaftsabbruch?
In einer nicht repräsentativen Umfrage von Correctiv.Lokal berichteten 28 Prozent der Teilnehmenden (365 Personen) von einer schlechten medizinischen Versorgung während des Abbruchs. Die Betroffenen nannten unter anderem fehlende Aufklärung, eine fließbandmäßige Abfertigung, fehlende Privatsphäre und unsauber durchgeführte Abbrüche als Probleme. Rund 25 Prozent schilderten, dass sich Ärzte und Ärztinnen im Zusammenhang mit ihrem Abbruch unprofessionell verhalten hätte, etwa in Form von Demütigungen und Beleidigungen.
Rund 1500 Menschen hatten an der Befragung zur Versorgungslage bei Schwangerschaftsabbrüchen teilgenommen. Auch die Main-Post hatte im November dazu aufgerufen, sich zu beteiligen.
Wie könnte sich die Situation für die Frauen verbessern?
"Verbesserungen für die Situation der Schwangeren wird es nur geben, wenn sowohl Regelungen als auch Sichtweisen verändert werden", sagt die Würzburger Grünen-Landtagsabgeordnete Kerstin Celina. Zunächst müsse klargestellt werden, dass "Schwangerschaftsabbrüche keine elektiven, sondern medizinisch notwendige Eingriffe sind, mit einer klaren Kostenzusage von Seiten der Krankenkassen". Wichtig sei, das Angebot an ortsnahen Möglichkeiten für Schwangerschaftsabbrüche auszuweiten, indem man mehr Freiwillige findet, die den Eingriff durchführen. "Oder man muss per Regelung verhindern, dass sich Ärztinnen und Ärzte oder ganze Kliniken dieser medizinischen Leistung entziehen", sagt die Sozialpolitikerin.
Wie viele Abtreibungen gibt es überhaupt in Deutschland?
Bundesweit ist im Jahr 2020 die Zahl der Abtreibungen mit bundesweit rund 100 000 gemeldeten Fällen laut Statistischem Bundesamt im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen (-0,9 Prozent). Im Jahr 2010 waren bundesweit noch 110 431 Abbrüche gemeldet worden. In Bayern wurden in den vergangenen Jahren hingegen mehr Abtreibungen gemeldet: Für 2020 sind 12 487 Eingriffe erfasst. Im Jahr 2016 waren es 11 291. Für Unterfranken erfasst das Statistische Bundesamt keine gesonderten Zahlen.
Was kostet ein Schwangerschaftsabbruch?
Zwischen 200 und 500 Euro kostet ein Schwangerschaftsabbruch. Die Kosten müssen die Frauen nach wie vor meist aus eigener Tasche bezahlen. Die Krankenkassen übernehmen nach Vergewaltigungen oder bei einer medizinischen Indikation sowie bei niedrigem oder geringem Einkommen die Kosten.
Wie kann den Frauen besser geholfen werden?
"Es wäre wichtig, der Durchführung eines Schwangerschaftsabbruches mehr Unvoreingenommenheit entgegenzubringen", sagt Anette Kern-Besold, Leiterin der Schwangerschaftsberatungsstelle des Diakonischen Werks in Schweinfurt. Hier sei auch die Politik mit ihrer Gesetzgebung gefragt. "Es wird sich nichts ändern, so lange Kliniken frei entscheiden können, ob sie Abbrüche nach der Beratungsregelung durchführen oder nicht." Kern-Besold hält es für wünschenswert, wenn sich Beratungsstellen und ambulante wie stationäre Einrichtungen besser vernetzten. Die Durchführung eines Abbruchs sollte auch verpflichtender Teil in der Ausbildung des medizinischen Personals sein, sagt die Leiterin der Beratungsstelle - "um zu signalisieren, dass dies zum Aufgabenbereich der Medizin dazugehört".
Und nur mal für‘s Protokoll: Abtreibung IST STRAFBAR, ist aber unter bestimmten Bedingungen aufgrund des Paragrafen 218 straffrei gestellt. Jetzt rüttelt man wieder am Lebensrecht von Ungeborenen. Und damit sind wir nicht besser als die Nazis. Die meinten nämlich auch entscheiden zu dürfen und müssen, welches Leben lebenswert ist.
Sind wir Menschen wirklich kompetent, dass wir die Entscheidung fällen: leben oder sterben? Sollte diese Entscheidung nicht lieber der treffen , der uns auch das Leben geschenkt hat.
Aber was schreibe ich: Gott gibt’s ja nicht. Dass wissen wir Menschen ja ganz sicher. Was wenn doch?
Und aus dem Grund - Frau Celina - ist ein Schwangerschaftabbruch auch niemals eine medizinisch notwendige Tätigkeit! Und einen Arzt zu zwingen, gegen sein Gewisen Abtreibungen vorzunehmen, also einen Menschen zu töten - das wenn passiert, ist eine moralische Bankrotterklärung!