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WÜRZBURG
Absage des Hafensommers sorgt für Unverständnis
ARCHIVFOTO: Hafensommer: Das Musikfestival hat seinen Heimatstandort am Heizkraftwerk.
Foto: PATTY VARASANO | ARCHIVFOTO: Hafensommer: Das Musikfestival hat seinen Heimatstandort am Heizkraftwerk.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:48 Uhr

Es war am Dienstag beherrschendes Gesprächsthema bei vielen in der Stadt – so auch beim traditionellen Faschingsempfang der Main-Post-Lokalredaktion. Verwunderung, Überraschung, Unverständnis von allen Seiten: Warum wurde der Hafensommer 2016 als eine der beliebten Kulturveranstaltungen der Stadt am Rosenmontag abgesagt? Fakt ist: Auch der Stadtrat wurde von der Entscheidung aus dem Kulturreferat und des Oberbürgermeisters komplett überrascht. Entsprechend verschnupft sind die Reaktionen.

„Es ist unglaublich: Da diskutieren wir im Stadtrat eine Stunde lang über ein Klohäuschen, und von solch einer wichtigen Sache erfahren wir nichts bzw. aus der Zeitung“. Rechtsanwalt und Stadtrat Wolfgang Baumann („Zukunft für Würzburg“) sprach deutlich aus, was wohl viele seiner Stadtratskollegen denken. CSU-Mann Willi Dürrnagel hatte seinem Ärger noch am Montag in Online-Kommentaren und dem sozialen Netzwerk Facebook Luft gemacht. Es sei ein Skandal, dass der Stadtrat über die personellen Probleme und die Absage nicht informiert wurde. Dabei wäre erst am vergangenen Mittwoch im Schul- und Kulturausschuss eine gute Gelegenheit dazu gewesen.

Wie am Montag berichtet, hat die Stadt den Hafensommer 2016 abgeblasen, weil der hauptverantwortliche Organisator – der stellvertretende Kulturamtsleiter Ole Kruse – ins städtische Personalreferat gewechselt ist. Dazu habe die neue Kulturmanagerin Sybille Linke noch keinerlei Erfahrung mit der Veranstaltung, und auch der technische Verantwortliche Matthias Strobel stehe nicht zur Verfügung. Ausdrücklich spricht die Stadt in ihrer Mitteilung vom Montag von einer einjährigen „Pause“, um sich neu zu sortieren. Eigentlich wollte Kulturreferent Muchtar Al Ghusain am kommenden Montag zunächst dem Ältestenrat der Fraktionsvorsitzenden über die Personalnöte und die Absage berichten – und erst dann an die Medien gehen. Weil aber die Information bereits an die Sponsoren ging, wurde sie ungewollt öffentlich.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird das Aus für den Hafensommer 2016 ein heißes Thema in der Stadtratssitzung am 18. Februar. Mehrere Stadtratsmitglieder forderten am Rande des Main-Post-Empfangs dringende Aufklärung. Kulturreferent Muchtar Al Ghusain und Oberbürgermeister Christian Schuchardt müssten Rede und Antwort stehen. SPD-Fraktionschef Alexander Kolbow war angefressen: „Wir wollen wissen, was da gelaufen ist.“ Und auch die Grünen zeigten sich entsetzt, dass ohne Diskussion Fakten geschaffen wurden. Eine städtische Veranstaltung von dem Renommé eines Hafensommers dürfe nicht von einer einzigen Personalie abhängen, so übereinstimmend Patrick Friedl und Barbara Lehrieder.

Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) war nach eigenen Worten seit Freitag in die bevorstehende Absage eingeweiht. Da sei er, nach Abstimmungsgesprächen in der vergangenen Woche, „formell“ vom Kulturreferenten Al Ghusain (SPD) informiert worden. Dies sagte er der Redaktion ebenfalls am Rande des Empfangs mit rund 300 Gäste aus dem gesellschaftliche Leben Würzburgs.

Als OB stehe er hinter der Entscheidung des Referenten, „die dieser sich nicht leicht gemacht hat.“ Tatsächlich habe sich der Personalwechsel in der Organisation sehr kurzfristig ergeben. Bei einer Vakanz hätten kommunale Pflichtaufgaben Vorrang vor freiwilligen Veranstaltungen. Schuchardt bestreitet, die Absage forciert oder aus politischen Motiven keinen Rettungsversuch unternommen zu haben. „Das ist Unsinn.“ Stadtrat und Verwaltung müssten sich jetzt mit der Lage befassen und über alternative Kulturplanungen für den Sommer nachdenken.

 
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  • ba.stark@web.de
    Meines Wissens war der Herr Kruse unter OB Beckmann Pressesprecher, unter OB Rosenthal wurde er ins Kulturamt "befoerdert". Und jetzt unter OB Schuchart ein kurzfristiger Wechsel ins Personalamt....

    Stellt sich nun die Frage, ob erzwungener oder selbstgewollter Wechsel. Und bei zweiterem dann die Zusatzfrage, ob beruflicher Aufstieg oder wegen neuer Chefin ?

    Fragen über Fragen, vielleicht kann die Mainpost da mal Licht ins Dunkel bringen.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Querelen mit der Nachbarschaft gab es ja eigentlich schon immer. Wahrscheinlich hat irgendein Rechtsverdreher der Stadt WÜ begutachtet, dass jedes beliebige (zuständige) Gericht die Weiterführung der Veranstaltungen und damit der Beeinträchtigungen ruckzuck untersagen kann, und damit wenigstens dieser Super-GAU (incl. der dann damit verbundenen Scherereien!) nicht passiert... nach dem Motto "lieber gleich die Notbremse gezogen als einen fetten Knüppel zwischen die Beine"... das erinnert mich jedenfalls irgendwie an die Sache mit den Außenveranstaltungen vom Theater am Neunerplatz!
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  • jutta.noether@web.de
    ...oder auch an die Faschingszüge in Karnevalshochburgen...
    Zu viele Informationen verwirren ja bekanntlich den Bürger, deshalb war's halt einfach der Sturm.
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  • info@softrie.de
    "Als OB stehe er hinter der Entscheidung des Referenten, „die dieser sich nicht leicht gemacht hat.“"

    Jede Absage ist leicht.
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  • r.secknus@t-online.de
    Es ist noch nicht sehr lange her, da hätten sich Mitarbeiter und v.a. Verantwortliche LeiterInnen des zuständigen Referats zerrissen, diese tolle Veranstaltung auch nach einem kurzfristigen Personalwechsel möglich zu machen. Ich fürchte, daß es auch in ltd. Positionen der zweiten und dritten Ebene zunehmen in Ordnung ist, seine dem Amt verfügbare - oder besser zur Verfügung gestellte - Zeit an der Work-Life-Balance auszurichten. Ich habe die Sorge, daß in dieser Banalität die Ursache der Absage des Hafensommers begründet ist. Wer könnte dagegen schon etwas (und was?) einwenden?
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