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Würzburg
80 Jahre nach dem Inferno: Ein Tag der Trauer und Mahnung
Am 16. März 1945 erlebte Würzburg die grausamste Nacht seiner Geschichte. Die Stadt ehrt die Toten und mahnt mit Hoffnung und Versöhnung zu einem friedlichen Miteinander.
Zum Totengedenken und zur Kranzniederlegung durch Oberbürgermeister Christian Schuchardt (Mitte) und seine Stellvertreter Judith Roth-Jörg (links) sowie Martin Heilig trafen sich etliche Würzburger auf dem Hauptfriedhof.
Foto: Silvia Gralla | Zum Totengedenken und zur Kranzniederlegung durch Oberbürgermeister Christian Schuchardt (Mitte) und seine Stellvertreter Judith Roth-Jörg (links) sowie Martin Heilig trafen sich etliche Würzburger auf dem Hauptfriedhof.
Herbert Kriener
Herbert Kriener
 |  aktualisiert: 20.03.2025 02:37 Uhr

Es war ein sonniger Tag, so wie der 16. März vor 80 Jahren. Doch dieser brachte 1945 mit dem Bombenangriff die dunkelsten Stunden nach Würzburg. Auch 80 Jahre nach der Zerstörung der Stadt bleibt dieses furchtbare Ereignis unvergesslich. Ein traditioneller Akt der Erinnerung ist die öffentliche Kranzniederlegung an der Kriegsgräberstätte am Würzburger Hauptfriedhof. Zelebriert wurde sie wieder von Oberbürgermeister Christian Schuchardt in Begleitung seiner Stellvertreter Martin Heilig und Judith Roth-Jörg.

Schuchardt erinnerte daran, dass als Folge des Deutschen Angriffskrieges die Stadt binnen 20 Minuten in Schutt und Asche gelegt wurde. Über 200 Bomber der Royal Air Force warfen rund 1000 Tonnen an Spreng- und Brandbomben auf Würzburg ab. Die meisten Gebäude in der Stadt wurden zerstört und in Brand gesetzt. Das Feuer leuchtete weit in die Region hinaus. Die Zahl der Todesopfer lag laut späteren Ermittlungen bei 3600 Opfern. Zwei Wochen nach dem Bombenangriff wurde Würzburg nach erbittertem Kampf von amerikanischen Truppen eingenommen.

"Der 16. März ist ein Tag tiefer Trauer."
Christian Schuchardt, Oberbürgermeister in Würzburg

An der Kriegsgräberstätte beigesetzt wurden 2800 der 3600 Opfer vom 16. März und die Namen der Toten auf gläsernen Tafeln verewigt. Das Massengrab liegt im "Ehrenhain", der ursprünglich für die Gefallenen der Kriege 1870/71 und 1914/18 angelegt worden war. In der Mitte des Geländes wurde eine Denkmalplatte des Würzburger Bildhauers Fried Heuler in den Boden gelegt, die einen Mann mit Frau und zwei Kindern in Todesstarre zeigt. Zu ihren Füßen legten zwei Feuerwehrleute den Kranz nieder.

"Der 16. März ist ein Tag tiefer Trauer, ein Tag des stillen Gedenkens an das unsägliche Leid, das der Krieg und die NS-Diktatur über unsere Stadt und ihre Bevölkerung gebracht hat. Es ist ein Tag der Mahnung, der uns die Zerbrechlichkeit des Friedens und die verheerenden Folgen von Hass und Gewalt vor Augen führt", so der Oberbürgermeister. Es sei unsere Pflicht, die Erinnerung an dieses dunkle Kapitel in unserer Geschichte wachzuhalten. Auch 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg seien Krieg und Gewalt leider nicht aus unserer Welt verschwunden, sagte der Oberbürgermeister und verwies auf die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und im Nahen Osten. Besonders wichtig sei es deshalb heute, sich für Frieden, Toleranz und Menschenrechte einzusetzen.

Ein Zeichen der Versöhnung und der Hoffnung setzte an diesem Tag die Ökumenische Nagelkreuzinitiative, die das Publikum zu einem Gang auf den "Weg der Versöhnung" einlud. Der Weg von der Gedenkstätte zum Bahnhof erinnert an die Deportation von über 2000 Juden aus Würzburg in die Konzentrations- und Vernichtungslager der NS.

Bei der Kranzniederlegung gab es auch eine Ansprache von der Nagelkreuzinitiative.
Foto: Silvia Gralla | Bei der Kranzniederlegung gab es auch eine Ansprache von der Nagelkreuzinitiative.
 
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  • Klaus B. Fiederling
    Ein wirklich erschütternder Tag heute. Gerade jetzt läuten in Würzburg aller Kirchen die Glocken zum Gedenken an den Bombenhagel vor 80 Jahren. meine oma hatte im 2. Weltkrieg auch ihren Mann, meinen Opa verloren. Man konnte bei uns herausen, so erzählte sie mir später den blutrotgefärbten klaren Himmel sehen, als Würzburg in 20 Minuten in Schutt und Asche gelegt wurde. Das war nun der Preis des damaligen Nazi-Hitler-Deutschlands, der Krieg war verloren, und viele Menschen mussten bei uns in Dl nocheinmal ihr Leben lassen in oft wenigen Minuten, nicht nur in Würzburg. Man kann nur hoffen und beten, dass wir so etwas nicht mehr erleben müssen. Hat die Politik daraus gelernt????
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  • Norbert Meyer
    Wie lange wird es wohl dauern bis wieder alles in Schutt u. Asche liegt ? Krieg... Krieg ... Krieg !!
    Die EU-Kommission will die „Militarisierung der EU“ und der Wählertäuscher "Merz" (Schuldenbremse) will nun die Bundeswehr mit Summen aufrüsten, die an Weltkriegs-Dimensionen heranreichen. In den letzten Tagen haben europäische und britische Regierungen erklärt, die Weichen für einen Krieg mit Russland zu stellen. Das haben sie zwar anders formuliert, aber die Aussage war unzweideutig. Mich ekelts vor dieser Regierung !
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  • Dominik Temming
    @Norbert Meyer: Was wäre ihr Vorschlag? Füße stillhalten und hoffen, dass Donald seine schützende Hand über uns hält? Das ist sowieso schon peinlich genug, dass wir als Industrienation ernst genommen werden wollen aber militärisch auf Pfadfinderniveau unterwegs sind. Woanders habe ich gelesen, einem Angriff von Putin würden wir höchstens ein paar Wochen standhalten. Ich sehe die Kohle in der Bundeswehr besser angelegt als in Radwegen in Peru!
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  • Klaus B. Fiederling
    was ist wenn Putin angreift und wir haben keine Möglichkeiten uns zu wehren - können Sie da eine Anwort daraufgeben, Herr Meyer?
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  • Norbert Meyer
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  • Dietmar Eberth
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  • Martin Dobat
    Ein MP Artikel beschreibt es sehr gut, wie Sodom und Gomorra.
    "Der 16. März ist ein Tag tiefer Trauer." - sagte der OB - machen wir uns da nicht etwas vor?
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  • Martin Deeg
    ...."Angesichts der geplanten Milliardeninvestitionen der künftigen Bundesregierung herrsche in der Branche eine "Goldgräberstimmung""....

    Dieses Zitat aus einem parallelen Artikel bezieht sich auf Aufrüstung und Militärausgaben, die genannte "Branche" ist die bayerische Rüstungsindustrie!

    Wie passt das zusammen, "80 Jahre nach dem Inferno"...?
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  • Roland Albert
    Dieses permanente Bashing kann auch nerven. Der Kommentar hat keinen Bezug zur Thematik..,
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  • Martin Deeg
    Doch das hat er und wenn Sie das nicht verstehen, tun Sie mir leid!
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